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Wirtschaft: Das Runde fürs Eckige

Der offizielle WM-Ball schlägt sich meisterlich. Auch mit der Nachbildung lässt es sich gut kicken

Fußbälle schießt man nur in seltenen Fällen gegen eine Betonwand. Etwa aus Wut, oder wenn gerade keine Mitspieler zu finden sind. Die Stiftung Warentest hat 20 verschiedene Fußbälle gegen eine Betonwand geschossen. Mit 70 Stundenkilometern im Durchschnitt. „Wir erreichen so in etwa die Belastung, der ein Ball in einem Spiel ausgesetzt ist“, sagt Testleiter Gerhard Heilmann, der sich zwischenzeitlich auch mal die Fußballschuhe anzog, um gegen das Leder zu treten. Die Warentester haben keinen Ball geschont. Vom Kältetest in einer Kühltruhe bei Minus fünf Grad, über den Rückpralltest aus 2,50 Meter Höhe, bis zum Schusstraining der Spielerinnen einer Regionalligamannschaft – es wurde den Bällen alles abverlangt, so dass einer zum Ende der Testreihen sogar geplatzt ist.

Im Regelfall halten alle Bälle jedoch ein normales Spiel gut durch. Weltmeisterlich zeigte sich dabei der offizielle WM-Spielball, der Teamgeist von Adidas. Er war der beste Ball im Test. Die Entwicklung dieses Balles hat ganze drei Jahre gedauert. Er besteht nicht mehr wie die klassischen Fußbälle aus 32 fünf- und sechseckigen Segmenten, sondern nur noch aus 14 Segmenten unterschiedlicher Form. Diese sind auch nicht mehr genäht, sondern verklebt. Auf diese Weise hat Adidas einen absolut runden Fußball geschaffen mit sehr guten Flugeigenschaften.

Doch wer unbedingt wie Ballack und Co. kicken will, sollte gut aufpassen, dass er nicht aus versehen ein Imitat kauft. Denn das hat Adidas gleich mit entworfen. Der Teamgeist-Replique ist mit knapp 25 Euro wesentlich günstiger als das Original für 110 Euro. Er ist ein klassischer Fußball, mit der Hand genäht, die schwarzgoldenen geschwungenen Segmente dienen nur der Zierde. Die Tester sind aber auch mit dem Imitat zufrieden. Es erreichte ebenfalls ein „gut“ und landete im Test auf Platz sechs.

Kriterien für die Bewertung der Bälle waren Balleigenschaften, Haltbarkeit und Spieleigenschaften. Es wurde großer Wert auf einen komplett runden Ball gelegt. Abweichungen wurden aber bei allen Bällen außer dem Teamgeist festgestellt. Auch die Wasserdichtheit ist ein wesentlicher Faktor. Die früheren Lederbälle waren Wasser gegenüber sehr empfindlich und verloren schnell ihre Form. Heute werden hauptsächlich Kunststoffe verarbeitet, an denen das Wasser besser abperlt. Dennoch ist der Uhlsport Legacy für immerhin 100 Euro negativ in dieser Kategorie aufgefallen. Er ist undicht und saugt sich mit Wasser voll. Er ist dann nur noch schlecht spielbar. Deswegen bekam er von der Stiftung Warentest auch nur ein „befriedigend“ in der Bewertung.

Die Haltbarkeit der Fußbälle war überwiegend ordentlich. Aus der Reihe fiel lediglich der Aktionsball für acht Euro von Aldi Nord, der auch nur die Note „ausreichend“ bekam. Schärfere Schüsse nahm er schnell übel. Billige Bälle können im Übrigen oft nicht härter als mit 0,4 Bar aufgepumpt werden, die Regel sind 0,8 Bar.

Die Fußballspielerinnen der Regionalliga aus Magdeburg probten in Dribblings und Flanken die Spieleigenschaften der Bälle. Auch bei ihnen war der Teamgeist Favorit. Sehr zufrieden waren sie unter anderem mit dem Derbystar Billant APS für 99 Euro. Ihm attestierten sie sehr gute Eigenschaften im Passspiel. Auch der Nike Total 90 Aerow überzeugte. Bei Pässen und Flanken ist er dem Testsieger von Adidas sogar leicht überlegen. Die Spielerinnen übten mit den Bällen auch Freistöße. „Ein spezieller Bananenflankenball war aber nicht dabei“, sagt Tester Falk Murko.

Henning Zander

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