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Alles Käse. Ted Cruz und seine Frau Heidi in einem populären Laden mit Vorzeigeprodukten aus Wisconsin, dem "Dairyland".

© AFP/Darren Hauck/Getty Images

US-Vorwahl im Bundesstaat Wisconsin: Alle gegen Trump

In Wisconsin ballt sich das republikanische Establishment gegen Trump. Laut Umfragen wird er verlieren. Auch bei den Demokraten ist der Favoritensturz möglich.

Der Bundesstaat Wisconsin hat zwei Spitznamen: Er ist "America's Dairyland", das Zentrum der Milchwirtschaft, und der "Badger States", die Heimat der Dachse. Außerdem stammt, was derzeit Rang und Namen in der Republikanischen Partei hat, aus Wisconsin: Paul Ryan, der "Speaker" des Repräsentantenhauses und damit die Nummer Zwei in der politischen Hierarchie der USA, ist dort geboren; Reince Priebus, der nationale Parteivorsitzende, ist dort aufgewachsen. Und Scott Walker, die Galionsfigur im Kampf der Republikaner gegen Gewerkschaften - insbesondere die der öffentlichen Angestellten - ist dort Gouverneur. Mit allen dreien hat sich Donald Trump angelegt. Auch deshalb muss er mit einer Niederlage bei der heutigen Vorwahl rechnen.

Organisierter Widerstand gegen Trump

Was bei Trumps Niederlage in Utah vor zwei Wochen noch hinter den Kulissen vor sich ging, tritt jetzt in Wisconsin offen zu Tage: organisierter Widerstand aus der Parteiführung, um Trumps Griff nach der Präsidentschaftskandidatur zu verhindern. Im Februar hatte Trump in den Umfragen für Wisconsin noch leicht geführt. Doch dann begannen Paul Ryan, Reince Priebus und insbesondere Scott Walker öffentlich Ted Cruz zu unterstützen. Im Schnitt der letzten Erhebungen liegt Cruz mehrere Prozentpunkte vor Trump. Insbesondere Gouverneur Walker hat noch eine Rechnung mit Trump offen. Auch er wollte Präsident werden und zählte im vergangenen Sommer noch zu den Geheimfavoriten. Doch Trump kriegte ihn klein; Walker muss als einer der ersten Bewerber aufgeben, aus Mangel an landesweiter Unterstützung.

Sanders liegt vor Clinton

Auch bei den Demokraten wird es noch einmal spannend. Bernie Sanders, der Hillary Clinton bereits in den drei Vorwahlen vor einer guten Woche in Washington State, Alaska und Hawaii hoch besiegt hatte, führt auch in den Umfragen für Wisconsin. Manche mögen da einen Hauch von Favoritensturz fühlen. Aber Sanders' Siegchancen im "Badger State" haben, erstens, regionale Ursachen, erklärt Craig Gilbert, der Washington-Korrespondent des "Milwaukee Journal Sentinel" und Autor eines speziellen Wahl-Blogs für Wisconsin, in einer Telefonkonferenz zum Wahltag. Es gibt kaum Afroamerikaner in diesem Staat - abgesehen von Milwaukee, der größten Stadt und dem Industriezentrum; sie sind anderswo die verlässlichsten Clinton-Wähler. Zweitens ist die Vorwahl hier eine "Open Primary": Auch nicht parteigebundene Bürger dürfen in einer der beiden Parteien ihre Stimme abgeben. Und unter diesen so genannten "Independents" liegt Sanders vor Clinton. Doch selbst wenn Sanders Clinton in Wisconsin besiegt, ändert das wenig an Clintons hoher Führung in der Delegiertenzählung.

Das ist bei den Republikanern anders. Trump liegt mit 737 Delegierten in Führung, Cruz folgt mit 475. Auch bei den Konservativen ist unwahrscheinlich, dass Trump noch von einem Rivalen überholt wird. Aber nicht nur rechnerisch möglich, sondern durchaus erreichbar ist ein anderer Weg, Trump die Nominierung auf dem Parteitag zu verweigern. Um offizieller Kandidat der Partei zu werden, braucht ein Bewerber die absolute Mehrheit in der ersten Abstimmung auf dem Parteitag: 1237 Delegierte. Gelingt das niemanden, werden die Delegierten nach und nach von der Bindung an den Bewerber, für den sie entsandt wurden, befreit. Theoretisch kann die Partei dann einen anderen Politiker nominieren.

Cruz hofft auf viele Delegierte

Wisconsin vergibt 42 Delegiertenstimmen. Und es ist durchaus möglich, dass ein Kandidat sie fast alle holt, selbst er nicht hoch gewinnt. Wer die meisten Stimmen im Staat hat, erhält 18. Die übrigen werden danach vergeben, wer in den einzelnen Wahlbezirken vorne liegt. Wenn Cruz flächendeckend vor Trump liegt, kann er nahezu alle Delegierte holen. Verliert Trump zwar den Staat, siegt jedoch in einer Reihe von Wahlbezirken, erhält auch er eine signifikante Zahl von Delegierten. Trump ist im weniger dicht besiedelten Norden populär. Cruz hat die besseren Chancen im dichter besiedelten Südosten, ganz voran im Gebiet um Milwaukee, wo viele traditionelle Wähler der Republikaner leben, die für den Rat der Parteioberen empfänglich sind, sagt Craig Gilbert.

An für sich ist Wisconsin auch kein ideales Pflaster für einen ideologischen Rechtsaußen wie Cruz. Deutsche, skandinavische und polnische Einwanderer haben den Staat geprägt und ein eher moderates politisches Klima in beiden Parteien geschaffen. Die Hauptstadt und Universitätsstadt Madison zeigte freilich immer ein Faible für die Linke und hatte vor Jahrzehnten eine Reihe deutscher Bürgermeister mit sozialistischen Vorlieben. Cruz ist für die moderaten Konservativen in Wisconsin lediglich ein Vehikel, um Trump zu stoppen, sagt Gilbert. Trump habe zudem übersehen, wie einflussreiche das so genannte "Talk Radio" in Wisconsin sei. Sechs populäre Moderatoren hatten den Aufruf unterstützt, Trump zu stoppen.

Cruz nennt Kasich "Don Quijote"

John Kasich, der Drittplatzierte im Rennen um die Nominierung, hat geringe Erfolgsaussichten. Als Gouverneur eines nicht so weit entfernten Staats, Ohio, ist er zwar populär in Wisconsin und darf wegen seiner moderaten Ansichten auf Sympathien rechnen. Aber die Republikaner in Wisconsin haben die strategische Entscheidung getroffen, dass nur Cruz Chancen hat, Trump zu stoppen. Cruz warf Kasich vor, diesen Ansatz zu boykottieren, weil der sich weigere, seine aussichtslose Bewerbung zu beenden. Er verglich Kasich mit Don Quijote. Am Vortag der Wahl besuchte Cruz einen populären Käseladen, um "America's Dairyland" zu ehren.

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