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Was sprießt da? Auch die Eltern sind mit kindlicher Neugier dabei.

© Bürgerstiftung Berlin

Umweltdetektive: Raus ins Grüne

Die Umweltdetektive führen benachteiligte Familien aus der Stadt wieder näher an die Natur heran.

Zoo, Spielplatz, Kino, Schwimmbad - so sehen Familienausflüge in der Stadt meistens aus. Richtig raus in die Natur geht es selten, und so manches Stadtkind kennt Wälder oder Wildblumenwiesen nur aus dem Fernsehen. Anders bei den Umweltdetektiven: Das Projekt der Bürgerstiftung Berlin, die in diesem Jahr ihr 20. Jubiläum feiert, organisiert seit 2017 Ausflüge für benachteiligte Familien, um Kindern wie Eltern zu ermöglichen, die Umwelt vor ihrer Haustür zu entdecken.

„Als wir einmal in die Spreewaldwerkstatt gefahren sind, war es für viele Kinder schon ein Erlebnis, so weit raus zu fahren in richtig wilde Natur, wo gar keine Straße mehr ist“, sagt Anne Kienappel von der Naturschutzjugend (NAJU), die viele der Ausflüge begleitet hat. „Erstmal fanden sie es komisch, dass nirgendwo ordentlich betonierte Wege sind, aber am Ende haben sie das Ganze doch als etwas Positives verbucht.“

Gestartet wurden das Projekt vor acht Jahren mit dem Ziel, über die Umweltarbeit mit den Kindern auch die Eltern für das Thema zu aktivieren und selber ins Grüne zu fahren: „Wir haben das in zwei Schulen gemacht, sind aber nicht darüber hinausgelangt - die Umweltbildung ist nicht in die Familien reingekommen“, sagt Steffen Schröder, Geschäftsführer der Bürgerstiftung.

Deshalb wurden die vom Flugzeughersteller Boeing geförderten Umweltdetektive 2017 neu aufgestellt: Nun ging es einmal im Monat am Sonntag zum gemeinsamen Ausflug an Orte, die viele Familien noch gar nicht kannten, zum Beispiel auf die Streuobstwiesen im Britzer Garten, zum Aquaponic-Garten im Landschaftspark Herzberge, zur Kräuterwanderung in Blankenfelde oder ins Museumsdorf Düppel. Die Wissensvermittlung erfolgt eher nebenbei, etwa durch Bewegungsspiele oder Rätsel.

Mittlerweile sind fünf Teams aktiv

„Für die Kinder ist es total spannend, neue Orte zu entdecken und für die Eltern ist das Schöne, dass die Kinder etwas erleben“, sagt Kienappel. Die Eltern seien oft mit kindlicher Neugier dabei. „Als wir auf dem Vierfelderhof in Gatow waren, wo es um Selbstversorgung und Gemüseanbau ging, waren die Eltern sogar interessierter als die Kinder.“ Letztlich sollen die Familien durch die Ausflüge von sich aus aktiv werden: „Dadurch, dass wir mit lokalen Akteuren wie dem NAJU zusammenarbeiten, entstehen so Anknüpfungspunkte über die Ausflüge hinaus“, sagt Schröder. „Die Eltern wissen dann: Da können wir auch ohne die Umweltdetektive hingehen.“

Mittlerweile gibt es fünf Teams, die jeweils zehn Familien betreuen und in Charlottenburg, Neukölln, Kreuzberg, Marzahn und Potsdam aktiv sind. Jedes Team besteht aus einem Umweltpädagogen als Gruppenleiter sowie vier bis fünf ehrenamtlichen Helfern aus dem Kiez. Ähnliche Bildungsprojekte hatte die Bürgerstiftung schon zuvor ins Leben gerufen: Bei „Zauberhafte Physik“ besuchen pensionierte Physiker und Ingenieure Schulklassen und versuchen durch Experimente die Begeisterung für Naturwissenschaften zu wecken. Die „Civitas Landwerkstatt“ hingegen ermöglicht ein „entschultes“ Lernen für Jugendliche in einem historischen Guthaus mit Park und Garten bei Stendal.

Jedes Jahr gibt es ein neues Thema

Das Angebot der Umweltdetektive werde gut angenommen, sagt Schröder. Es gebe sogar Familien, die quasi zu Stammgästen geworden seien. Dennoch sei es nach wie vor schwierig, interessierte Familien zu finden, denn die Bürgerstiftung möchte speziell benachteilige Familien erreichen, und weniger jene, die von sich aus Ausflüge machen. „Klassisch sind allein erziehende Eltern mit drei Kindern oder auch Geflüchtete, für die es oft schwierig ist, so etwas zu organisieren“, sagt Schröder. Deshalb gehe man direkt an Schulen oder in Familienzentren und versuche die Zielgruppe möglichst direkt anzusprechen.

Jedes Jahr behandeln die Umweltdetektive ein neues Thema: 2017 ging es um Wasser (mit Ausflügen zu den Berliner Wasserbetrieben), 2018 stand Ernährung auf dem Plan. 2019 steht unter dem Motto „Nach mir die Müllflut“, ab April werden die Umweltdetektive dann Orte wie Repair-Cafés, Unverpackt-Läden, Recycling-Höfe oder Gemeinschaftsgärten besuchen.

Für Steffen Schröder sind die Umweltdetektive ein Erfolgsprojekt: „Es gibt nur wenige, die wieder abspringen, und mittlerweile stehen auch Ehrenamtliche und Familien in Kontakt, über die Umweltdetektive hinaus.“

Künftig will die Bürgerstiftung die Zielgruppe ihres Projektes noch erweitern und auch Jugendwohnprojekte und Kinderheime ansprechen. Wer Lust hat, als ehrenamtlicher Helfer bei den Umweltdetektiven mitzumachen, kann dies tun: Die Bürgerstiftung sucht noch Freiwillige, besonders für das Umweltdetektive-Team in Marzahn.

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