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Eine Labormaus in Berlin-Buch.

© Mike Wolff

Tierversuche in Berlin: Nagende Zweifel

1500 Mäuse in einem Raum, sie leiden unter Alzheimer, Diabetes, Fettleibigkeit. In Berlin werden gerade für 60 Millionen Euro zwei neue Tierversuchshäuser gebaut. Der Senat setzt eigentlich auf alternative Methoden. Lesen Sie hier einen Auszug und den vollständigen Beitrag im digitalen Kiosk Blendle.

Maus 00593 lebt in einer schuhkartongroßen Plastikschachtel. Sie trinkt nur angesäuertes Wasser, das verhindern soll, dass Keime auf sie übergehen. Wenn die Wissenschaftler keinen Fehler gemacht haben, wird 00593 bald die Krankheit bekommen, die zu bekommen ihr genetisch vorgeschrieben ist: Leukämie.

Ein Regal weiter lebt Maus Z4857. Sie ist vor wenigen Tagen operiert worden, dabei wurden „osmotische Minipumpen“ unter die Haut gesetzt. Diese sollen einen Wirkstoff an das Tier abgeben, der ihm helfen könnte, wenn es demnächst vielleicht einen künstlich herbeigeführten Herzinfarkt erleiden sollte.

Noch ein Regal weiter lebt Maus 02663, geboren am 11. Juni. Sie ist genetisch so verändert, dass sie auf diverse Krankheitserreger reagieren wird. Außerdem hat 02663 keinen schwarzen Farbstoff im Körper. Ihr weißes Fell macht es den Wissenschaftlern leichter, Veränderungen im Tier zu erkennen.

Es sind nur drei Mäuse von hunderttausenden, an denen in Berlin Versuche durchgeführt werden. Die Zahl hat sich seit 2006 fast verdoppelt. Und das, obwohl es das erklärte Ziel der Berliner Politik ist, Tierversuche zu reduzieren.

Hier im Max-Delbrück-Centrum (MDC) in Berlin-Buch wird im großen Stil weitergeforscht. Die Nummern der Mäuse stehen auf kleinen Zetteln, die an der Stirnseite der Plastikschachteln angebracht sind. Ein vielleicht 25 Quadratmeter großer Raum: Platz für bis zu 1500 Mäuse; über- und nebeneinandergeschachtelt in besagten Kisten mit Einstreu und Klopapierrollen zur Zerstreuung.

Auch die Namen der jeweiligen Wissenschaftler stehen auf den Zetteln an den Schachteln. Aber die, sagt der Tierschutzbeauftragte des MDC, möchten in der Zeitung bitte ungenannt bleiben, aus den Fotos herausretuschiert werden. Es gibt viele Möglichkeiten, um als Wissenschaftler in der breiten Öffentlichkeit ein gewisses Stirnrunzeln hervorzurufen. Tierversuche durchzuführen, dürfte eine der verlässlichsten sein.

Dabei ist das Max-Delbrück-Centrum, das mit seinen nach Betreiberangaben rund 55 000 Mäusen zu den größten Tierversuchsanlagen der Stadt gehört, unter Tierschützern auch in der Vergangenheit für die eine oder andere Irritation gut gewesen. Bei Kontrollen stellte das zuständige Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) vor einigen Jahren Verstöße gegen Tierschutzvorschriften fest: verhungerte Mäuse, ein Kaninchen, für dessen Haltung keine Genehmigung vorlag, sowie falsch gesetzte Unterschriften.

Skandal, sagten Tierschützer. Bedauerliche Einzelfälle, sagte das Institut. Es scheint so, als sei das die Tonlage der Debatte: Aufregung trifft Beschwichtigung.

Hier geht es kostenpflichtig (25 Cent) zum vollständigen Beitrag.

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