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Kuschelalarm! Emma Woods Kissen werden mit der Zeit immer weicher.

© promo

BERLINER  STIL: Wahlverwandtschaft am Webstuhl

Emma Woods Webereien sind an der ostdeutschen Architektur der fünfziger Jahre orientiert. Daraus entstehen Decken und Kissen.

„Woven in England – Made in Berlin. Ich hoffe, ich kann das beibehalten.“ Die britisch-amerikanische Textildesignerin Emma Wood runzelt die Stirn. Der bevorstehende Brexit bereitet ihr Kopfzerbrechen. Wird ihr Label in Berlin bleiben können? Wird sie ihre extrafeine Merinowolle weiter in der kleinen Textilfabrik in Lancashire verweben lassen können, die sie gesucht und gefunden hat, als das Geschäft so gut lief, dass sie mit der Handweberei nicht mehr nachkam? 2011 kam Wood Hals über Kopf für ein befristetes Projekt nach Berlin, fand eine schöne Wohnung, später ein bezahlbares Atelier. In ihrer Heimatstadt London, wo sie 2011 ihr Studium am Royal College of Arts mit einem Master in Weben abschloss, ist das eine Unmöglichkeit. „Dafür findet man dort in einer Mietwohnung eine Spüle und einen Kühlschrank. Für meine Berliner Wohnung musste ich erst einmal in eine Küche investieren. Danach dachte ich: Dann bleibe ich halt hier“, lacht sie.

Wood ist nicht nur lebhaft, sie kann auch kalkulieren und langfristig planen. „Meine Leidenschaft, das Weben, ist nicht impulsiv. Es ist eher der Arbeitsweise von Architekten ähnlich. Man muss genau wissen, was am Ende herauskommen soll.“ Die Wahlverwandtschaft inspiriert auch ihre Entwürfe. Ihre klaren Block-Designs sind von der ostdeutschen Architektur der 1950er Jahre inspiriert. Deren riesige, durch Fensteröffnungen strukturierte Flächen versucht Wood auf ihrem Webstuhl in Stoff zu übersetzen. Die grafischen Entwürfe sind reduziert und klar. Dass die Plaids und Kissen nie kühl wirken, liegt nicht zuletzt an der besonderen Qualität ihrer Merinowolle, die mit den Jahren und mit jedem Waschgang immer kuscheliger wird.

Emma Wood am Webstuhl.
Emma Wood am Webstuhl.

© promo

Doch Emma Wood ist nicht ganz zufrieden. Sie liebt die Arbeit am Webstuhl und ist von den Beschränkungen durch seine Dimensionen doch frustriert. Für ihre kommende Kollektion geht sie daher einen neuen Weg, weg vom sich ständig wiederholenden Rapport. Für die neue Kollektion hat sie grafische Entwürfe gemacht, die ihre Tagesdecken voll ausfüllen und auf Kissengröße beschnitten genauso funktionieren.

Und wie das oft so ist: Eine mutige Entscheidung zieht die nächste nach sich. Schon lange haderte Wood mit Farbe. Nun ist sie ganz bei sich angekommen und entwirft nur noch monochrom in den schönsten Schattierungen von Weiß, Grau und Schwarz. „Diese Beschränkung hat dazu geführt, dass ich mir auch Gedanken darüber machen kann, ob ich durch die Selektion von natürlichen Wollfarben nicht auf Färbungen verzichten könnte. Nachhaltigkeit ist mir wichtig.“ Wann man die neue Kollektion erwerben kann? „Das dauert noch …“ Halb so schlimm, wenn es noch etwas braucht. Exklusiv für die Zeughausmesse nächste Woche entstehen erst einmal neue handgewebte Stoffe, die in kontrastierenden schwarzen und weißen Fäden die Konstruktion der Stofffläche betonen. „Es ist toll, dass das Geschäft so gut läuft, aber auf das Arbeiten von Hand könnte ich nie ganz verzichten“, sagt Emma Wood und schaut ganz verliebt und etwas ungeduldig zu ihrem Webstuhl hinüber.

Emma Woods Produkte gibt es hier. Auf der Zeughausmesse kann man sie persönlich kennenlernen, Unter den Linden 2, Mitte, bis So 9. 12., Freitag von 10 bis 18, Sonnabend von 10 bis 21 und Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

Ingolf Patz

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