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Wurst zur Mode. Das war dieser Tage besonders populär.

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Berlin Fashion Week: Wurst zur Mode

Schwere Häppchen, wir schmecken noch mal nach: Je teurer das Event, desto höher war der Wurst-Faktor bei der Berliner Modewoche.

Auch in dieser Saison lautete die eigentliche Gretchenfrage der Modewoche wieder: Wo gibt es was zu essen? An dem Klischee, dass es die Branche mit der Nahrungsaufnahme nicht so hat, ist zumindest zur Fashion Week tatsächlich etwas dran. Das liegt nicht etwa daran, dass sich die Gäste der Messen, Modenschauen und Parties für das Selfie vor der Promiwand in den knappen heißen Fummel hungern wollen – sondern, dass es bei all dem Rumgehaste von Event zu Event schlicht und einfach schwer ist, an Nahrung zu kommen. So nehmen Sie fünf Kilo ab in einer Woche? Versuchen Sie mal die Fashion-Week-Diät!
Während der vollgestopften Schauentage steigt der Konsum von Fast Food deshalb unter den Modeleuten exponentiell. Pommes, Burger, Döner, Pizza, alles, was schnell geht, ist recht, um der ausgehungerten Meute hastig die Mägen zu stopfen auf dem Weg zum nächsten Termin. Anstatt Kalorien zählen jetzt Sekunden.
Auch die Veranstaltungen der Fashion Week werden, mal abgesehen von der Qualität der Mode natürlich, immer auch nach ihrer kulinarischen Kompetenz bewertet. Ein Event mit ordentlichen Häppchen?

Was kommt als nächstes? Eine Gulaschkanone im Winter, das wäre mal was

Das gibt Pluspunkte in der B-Note. Tatsächlich hörte man dieser Tage nicht selten Sätze wie: „Das kannst du knicken, da gibt es nur Freibier“ oder: „Geh noch schnell hin, es lohnt sich, die Canapés sind köstlich!“ Ein besonderes Mysterium der Fashion Week ist, dass auf den Veranstaltungen selbst ebenfalls ausschließlich Fast Food serviert wird. Tatsächlich gilt das Prinzip: Je teurer das Event, desto höher der Currywurst-Faktor.

Dass die dann in winzigen Portiönchen auf hübschen Tellern liegen, ändert auch nichts an der Wurst. In Paris dürfte man das ja keinem erzählen, da würden die Modemenschen vor Lachen an ihrem Foie Gras ersticken! Vermutlich versuchen sich die Marken, mit der Currywurst was von der schnodderigen Authentizität und dem arm-abersexy-Image der Hauptstadt zu erkaufen. Ob das mit eigens für diesen Anlass gemieteten Hot-Dog-Wägen, einer Bratwurstbude oder Burgern im Miniformat ist. Was kommt als nächstes? Eine Gulaschkanone im Winter, das wäre mal was. Ein Gutes hat der Überkonsum von Fast Food zur Modewoche aber: Er animiert die Designer zu kreativen Höhenflügen, das gilt insbesondere für die Schmuckwelt. Jedenfalls präsentierte Designerin Malaika Raiss in einem Showroom eine güldene Kette, an welcher Burger und Komplizen baumelten. Und die Hamburgerin Nina Kastens ließ sich für ihre Armbänder, Ketten und Ringe vom Donut inspirieren, dem wohl süßesten Kringel der Welt. Sogar Hunger findet eben seinen modischen Ausdruck. In Berlin ist Fast Food also jetzt in Gold gegossen. Damit ist unsere Currywurst nun offiziell langlebiger als die Trends, die dieser Tage auf den Laufstegen gezeigt wurden.

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