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Wird die Berliner S-Bahn bald nicht mehr von der Deutschen Bahn betrieben?

© Paul Zinken/dpa

Fahrzeugpool für die S-Bahn: Niedersachsen macht Berlin Hoffnung

Ein landeseigener Fahrzeugpool könnte Kosten sparen. In Niedersachsen funktioniert das Modell seit 20 Jahren.

Berlin kauft sich seine S-Bahnen selbst. 3,2 Milliarden Euro sollen investiert werden, um einen Fahrzeugpool aus bis zu 690 Viertelzügen zu finanzieren, wurde am Dienstag bekannt. Berlin wird damit das zweite Bundesland mit eigener Flotte. Dies soll anderen Bewerbern als dem ehemaligen Staatskonzern DB ermöglichen, sich an Ausschreibungen zu beteiligen. Denn die Kosten für die Fahrzeuge sind so hoch, dass sonst nur die DB – mit ihrer Staatsbürgschaft im Rücken – sich bewerben kann. Anders das Modell Fahrzeugpool: Das Land kauft die Züge und vermietet sie an den Betreiber. Niedersachsen ist das bislang einzige Bundesland mit eigener Flotte. Seit 1996 hat die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) für 1,2 Milliarden Euro 383 Fahrzeuge gekauft, Loks, Triebwagen und Waggons. Wie sind die Erfahrungen dort?

Niedersachsen als Vorbild

LNVG-Sprecher Rainer Peters berichtet Positives. Ziel war es, gleiche Startbedingungen für alle Betreiber zu schaffen. Dies sei gelungen. Das Modell sei zudem wirtschaftlicher, sagte Peters: „Für den Steuerzahler wird es billiger.“ Ein Wirtschaftsprüfer habe errechnet, dass das Land Niedersachsen durch den Fahrzeugpool bereits über 100 Millionen Euro eingespart habe. So seien die Zuschüsse des Landes für den Eisenbahnregionalverkehr gesunken – durch den „funktionierenden Wettbewerb“. So habe eine Tochter der Deutschen Bahn die Ausschreibung für die stark frequentierte RE-Strecke Hamburg-Cuxhaven gewonnen. Zehn Jahre fuhr dort bislang die Firma Metronom. Die Züge übernimmt jetzt die DB-Tochter „Start“, sie müssen nicht einmal umlackiert werden, sagte Peters. Sie behalten die LNVG Farbgebung, „Start“ müsse nur zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember sein Logo auf die Züge kleben

EVG warnt vor "Reibungsverlusten"

Berlin wird es mit der Finanzierung einfacher haben als Niedersachsen, weil die Kreditzinsen jetzt niedriger sind. Nach Angaben von Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne), senkt der eigene Fuhrpark die Belastung des Berliner Haushalts deutlich. Die Eisenbahnergewerkschaft EVG hat davor gewarnt, Betrieb und Wartung der S-Bahnen per Ausschreibung an zwei verschiedene Firmen zu vergeben, „Reibungsverluste“ seien zu befürchten. Dem widersprach LNVG-Sprecher Peters: Auch in Niedersachsen werden die Züge von anderen Firmen gewartet. Die LNVG-Züge für die Strecke Hamburg-Cuxhaven zum Beispiel von einer Firma in Bremervörde, die einen Vertrag mit dem Hersteller habe. Das funktioniere, sagte Peters.

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