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"Drei leere Autospuren, es wird aber ohne Not der einzige und benutzungspflichtige Radweg zugeparkt", beklagt Leser Christian Müller das Verhalten der Polizei an einem Samstagmorgen am Hermannplatz. Liebe Leserinnen, liebe Leser: Senden Sie uns Ihre Fotos der schlimmsten Berliner Radwege an leserbilder@tagesspiegel.de.

© Christian Müller

Fahrrad-Infrastruktur: Wie steht es um den Radverkehr in Neukölln?

Auf einem Gesprächsabend im Neuköllner Rathaus zog der Bezirk Bilanz über neun Jahre Radverkehrsförderung. Fahrrad-Aktivisten waren nicht überzeugt.

Zweieinhalb Stunden dauerte am Mittwoch ein Gesprächsabend im Rathaus Neukölln über die bezirkliche Radverkehrspolitik, davon wurde eineinhalb Stunden lang kontrovers diskutiert. Anlass war eine Bilanz von Thomas Blesing (SPD) über seine neunjährige Tätigkeit als Baustadtrat. Blesing stellte zunächst heraus, was der Bezirk in dieser Zeit geleistet hat - und das war aus seiner Sicht ein Erfolg. Mehr als sieben Millionen Euro seien investiert worden in die Sanierung alter Radwege, die Anlage von Radstreifen oder Abstellbügel. Fast 50 Kilometer seien so zu ordentlichen Wegen durch den Bezirk geworden.

Die berlinweite Zunahme des Radverkehrs ist auch in Neukölln ein anhaltender Trend. 5230 Radfahrer kommen zwischen März und Juni täglich an der Messstelle am Maybachufer vorbei. Auch die Wege, die in Berlin mit dem Fahrrad zurückgelegt wurden, nähern sich von der Länge her den Autofahrern an. Viel Potenzial also für den Radverkehr, obwohl es noch einiges zu tun gibt, bilanzierte Blesing.

Hauptverkehrsadern bleiben gefährlich

Unter den knapp 70 Teilnehmer war in der anschließenden Diskussion viel Kritik zu hören über die Leistungen des Bezirks: Fast gar nichts sei im Norden passiert, beklagte Saskia Ellenbeck vom Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln. Es sei nicht akzeptabel, dass die ‪‎Bezirksspitze Radstreifen an Hauptstraßen wie ‪‎der Sonnenallee und ‪‎Hermannstraße ablehnt. Viele Neuköllner würden sich aus Angst vor solchen Unfallschwerpunkten mit Falschparkern in zweiter Reihe nicht aufs Rad setzen.

Immerhin würden an der Karl-Marx-Straße beidseitig Radstreifen angelegt, konterte der Amtschef. Sonnenallee und Hermannstraße seien zu schmal dafür. Radfahrer sollten auf Nebenstraßen ausweichen.

"Der Bezirk lässt sich über Nebenstraßen nur im Zickzack erschließen", entgegnete Ellenbeck. An den anderen beiden Hauptverkehrsadern ließen sich die überbreiten Fahrspuren durchaus zugunsten von Radstreifen verkleinern. Ellenbeck hatte vor zwei Jahren bereits eine Petition in diesem Sinne an Senat und Bezirk gerichtet. Positiv fiel der Fahrradaktivistin auf, dass auch die Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) anwesend war. Das zeige den Stellenwert, den das Thema Radverkehr inzwischen habe.

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