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Hell, transparent und hochmodern: Die Visualisierung zeigt den geplanten SupraFAB-Forschungsbau.

© Entwurf: Nicki & PartnerArchitekten AG, Berlin

SupraFAB: Ein Neubau für die Forschung der Zukunft

In einem hochmodernen Laborgebäude sollen ab 2020 Wissenschaftler aus vier Fachbereichen zusammenarbeiten.

Vor dem Haupteingang des dreigeschossigen Gebäudes an der Altensteinstraße in Dahlem sitzen drei junge Wissenschaftler in T-Shirts auf dem Rasen und plaudern. Hinter den spiegelnden Glasfronten des Baus sind die Silhouetten von Menschen zu erkennen, die sich in Konferenzräumen angeregt unterhalten: Noch ist dieses Bild Zukunftsmusik, doch auf der Projektskizze der Architekten Nickl und Partner aus München ist das neue Forschungsgebäude „Supramolekulare Funktionale Architekturen an Biogrenzflächen“ (SupraFAB) bereits voller Leben.

Tatsächlich stehen heute auf dem Gelände zwischen dem Zuse-Institut Berlin und dem Institut für Chemie und Biochemie der Freien Universität einige ältere Schuppen, davor erstreckt sich eine große Grünfläche mit Beeten. Sie gehören zum Fachgebiet Vegetationstechnik und Pflanzenverwendung der Technischen Universität Berlin und sollen bald Platz machen für den Neubau.

Schon in diesem Herbst sollen die Bagger anrollen und hier nach dem 2015 eröffneten Neubau für die Kleinen Fächer das nächste Großprojekt der Freien Universität Berlin verwirklichen. Die finanziellen Grundlagen sind gelegt: Bereits im vergangenen Jahr hat die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder 37,6 Millionen Euro für die Errichtung des neuen Gebäudekomplexes bewilligt.

Das neue Gebäude soll Austausch ermöglichen

„In der Focus Area NanoScale und den Sonderforschungsbereichen arbeiten schon heute Chemiker, Biologen, Physiker und Wissenschaftler anderer Fachbereiche eng zusammen. Sie erforschen, wie sich die Grenzflächen zwischen einem Material und einem biologischen System verhalten, etwa wenn Viren durch neue Wirkstoffe daran gehindert werden sollen, sich an der Oberfläche menschlicher Zellen anzudocken“, sagt der Chemiker Professor Rainer Haag.

Er ist gemeinsam mit der Physikerin Professorin Stephanie Reich designierter Sprecher von SupraFAB. „Das neue Gebäude ermöglicht von 2020 an auch eine enge räumliche Zusammenarbeit der Wissenschaftler unterschiedlicher Fachbereiche. Wir erhoffen uns dadurch eine effektivere Nutzung der Ressourcen und eine verbesserte Kommunikation der Wissenschaftler untereinander.“ Ziel sei es, neue Ideen und Forschungsansätze zu entwickeln.

In anderen europäischen Ländern seien solche fachbereichsübergreifenden Einrichtungen bereits üblich, in Deutschland dagegen bislang eher selten. „Wir sind davon überzeugt, dass wir uns vom klassischen Fächerspektrum lösen müssen, um zukunftsfähig forschen zu können“, sagt Haag: „Das neue Gebäude spiegelt dieses zukünftige Bild der Wissenschaft: Es soll den Austausch ermöglichen, Kommunikation fördern und dabei funktional sein.“

Rainer Haag hat sich viel umgeschaut im Vorfeld der Planungen, nennt Einrichtungen in Münster und vor allem in Twente in den Niederlanden als gute Vorbilder; sie wurden auf die Gegebenheiten und Anforderungen in Berlin übertragen.

Die Planungen gehen von mehr als 115 Wissenschaftlern aus, die in den neuen Räumlichkeiten einen Arbeitsplatz finden. Sie arbeiten zusammen in vier Sonderforschungsbereichen und im Exzellenzcluster „NeuroCure“ der Charité – Universitätsmedizin Berlin, des gemeinsamen medizinischen Fachbereichs von Freier Universität und Humboldt-Universität. Kooperationspartner sind zahlreiche außeruniversitäre Forschungsinstitute in der Region sowie internationale Spitzenuniversitäten, darunter die Harvard University und die University of Tokyo.

Besondere Konstruktion macht sensible Messungen möglich

Die Wissenschaftler werden in Büros mit jeweils rund acht Plätzen auf der Südseite des Gebäudes arbeiten, die Laborarbeitsplätze sind auf der Nordseite untergebracht, um die Energieressourcen effizient zu nutzen. Eine Lounge und Konferenzräume am Kopf des Komplexes sollen Kommunikation und Austausch fördern, das Gelände um das Gebäude ist grün gehalten und schafft eine anregende Arbeitsatmosphäre.

Der Neubau wird über eine Brücke mit dem Institut für Chemie und Biochemie verbunden sein, dessen Infrastruktur die Forscher nutzen werden, etwa um flüssigen Stickstoff oder Gase in den Laboren einzusetzen oder um Abfälle zu entsorgen. Im Keller des Komplexes werden neben einem Reinraum für die Nanoforschung sechs neue Großgeräte unter klimatisch perfekten Bedingungen Platz finden, die der Freien Universität bislang nicht zur Verfügung standen und deren Anschaffung im Förderprogramm ebenfalls berücksichtigt ist.

Das Gebäude ist zudem schwingungsarm konzipiert; damit die sensiblen Messungen nicht durch äußere Einflüsse verfälscht werden, steht es auf einer ein Meter dicken Bodenplatte. Ein hochauflösendes Mikroskop wird sogar eigens vom Fundament entkoppelt und steht auf einem massiven Betonquader, der tief in die Erde hineinreicht, um absolut störungsfrei messen zu können.

Erst im Juni hat die Deutsche Forschungsgesellschaft 2,3 Millionen Euro für ein neues Kryo-Transmissions-Elektronenmikroskop (Kryo-TEM) bewilligt, mit dem feinste Strukturen in Nanometer-Auflösung auch in wässriger Umgebung untersucht werden können. Bei klassischen Elektronenmikroskopen ist dies nur im trockenen Zustand möglich.

„Der Neubau wird den exzellenten Ruf der Freien Universität auf dem Gebiet der Naturwissenschaften weiter stärken“, ist sich Haag sicher. „Wir hoffen, dass wir mit dem neuen Gebäude auch die infrastrukturellen Grundlagen schaffen, weitere Forschungsideen an der Freien Universität zu verwirklichen, etwa, wenn im kommenden Jahr im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder über neue Exzellenzcluster entschieden wird.“

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