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Josephina Neumann spielt derzeit beim TSV Langstadt.

© HMB-Media

Zwölf Jahre altes Toptalent kommt: Gegenwart und Zukunft beim TTC Eastside

Die Berlinerinnen bestreiten das erste Champions-League-Finalspiel. Für die kommende Saison verpflichtet der deutsche Tischtennismeister Josephina Neumann.

Josephina, genannt Josi, Neumann ist ein sehr großes Tischtennis-Talent. Unlängst hat sie der TTC Eastside unter Vertrag genommen. Der Klub, der in der vergangenen Saison das Triple gewonnen hat und zu den besten Vereinen in Europa gehört. Neumann soll schon kommende Saison ihre Einsätze in der ersten Mannschaft bekommen. Das Ungewöhnliche daran: Josephina Neumann ist erst zwölf Jahre alt. Sie dürfte die jüngste Spielerin in der Geschichte der Frauen-Bundesliga werden.

„Josi soll da reinwachsen und sich früh an die Bundesliga gewöhnen“, sagt Präsident Alexander Teichmann. In der Vergangenheit musste immer mal wieder Trainerin Irina Palina, 52, einspringen, begeistert war die ehemalige Weltklassespielerin davon nicht.

Zukünftig soll in solchen Fällen Josephina Neumann zum Zuge kommen, die derzeit für die zweite Mannschaft des TSV Langstadt in der Dritten Liga spielt und im Nachwuchsbereich zum Nationalkader gehört. „Sie ist noch ein Kind, wir wollen daher den Ball flach halten“, tritt Teichmann zu hohen Erwartungen entgegen. Josephina Neumann wird weiter in ihrer hessischen Heimatstadt Karben wohnen, in Frankfurt zur Schule gehen und trainieren.

Ein weiterer Neuzugang ist die 18 Jahre alte Russin Elizabet Abraamian, die zu den weltbesten Spielerinnen ihrer Altersklasse gehört. Den Verein verlassen nach zwei Jahren wird die Niederländerin Britt Eerland. Die 28 Jahre alte Olympiateilnehmerin von Rio und Tokio war wegen des starken Kaders oft an Position drei aufgestellt, zukünftig will sie woanders im oberen Paarkreuz spielen. Wo das sein wird, ist noch nicht bekannt.

Eastside baut also schon fleißig am Team für die Zukunft, hat aber auch in der Gegenwart viel vor. Anfang des Jahres verpassten die Berlinerinnen den Titel im nationalen Pokal, auf den sie in den Jahren zuvor eine Art Abo hatten. Im April gibt es zwei weitere große Chancen auf Trophäen: Ab Mitte des Monats geht es in den Play-offs um die deutsche Meisterschaft, davor steht schon das Champions-League-Finale an. Am Sonntagabend spielt Titelverteidiger Eastside beim polnischen Serienmeister KTS Tarnobrzeg, am Freitag im Rückspiel zu Hause.

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„Das werden sehr enge Spiele. Da ist es schwer, Vorhersagen zu treffen“, sagt Teichmann. Er sieht Tarnobrzeg leicht favorisiert, betont jedoch: „Wir gehen nicht an die Platte, um Zweiter zu werden.“ Wie knapp es werden könnte, zeigt ein Blick auf die Weltrangliste: Alle sechs Spielerinnen, die zum Einsatz kommen, sind unter den Top 40.

Am besten platziert ist Han Ying auf Rang 17. Die deutsche Nationalspielerin stand zuletzt bei einem hochkarätig besetzten Turnier in Doha im Finale, verlor dort nach 3:1-Satzführung noch 3:4 gegen Miyuu Kihara (Japan) und verpasste damit von Krämpfen geplagt ihren ersten Sieg bei der neuen Serie World Table Tennis ganz knapp. Auch Yang Xiaoxin, ihre Teamkollegin bei Tarnobrzeg, war dabei, sie kam ins Viertelfinale.

Shan Xiaona, Nina Mittelham und Britt Eerland scheiterten früh. Dieses Trio wird für Eastside spielen. Eigentlich sollte als Ersatzspielerin auch Sabina Surjan nach Polen mitreisen, bei der Serbin besteht aber der Verdacht auf eine Coronainfektion.

Einen Vorteil für Eastside wegen der langen Turnierwoche besonders von Han Ying mit dem Finaleinzug sieht Präsident Teichmann nicht: „Das gibt eher zusätzlichen Auftrieb.“ Gut in Form ist die 38-Jährige schon länger. Sie gewann kürzlich erstmals in ihrer Karriere den europäischen Top-16-Wettbewerb.

Bei Tarnobrzeg spielt die deutsche Nationalspielerin Han Ying

Tischtennis ist vor allem in der Champions League immer auch ein Pokerspiel, da die Aufstellung frei wählbar ist. Daher rechnen sie bei Eastside mit Han Ying auf Position drei. „Dort ist sie kaum zu schlagen“, glaubt Teichmann. Blieben noch vier Einzel für drei Punkte. Nina Mittelham sowie Shan Xiaona sind laut Teichmann „sehr gut drauf“ und jederzeit in der Lage, diese zu holen.

Beispielsweise gegen Fu Yu, die eine Saison in Berlin gespielt hat und in der vorigen Saison für die DJK Kolbermoor. In den Meisterschaftsfinals gewannen Mittelham und Shan drei von sechs Einzeln gegen Fu Yu. Auch hier gilt demnach: Alles ist offen.

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Und wird es sehr wahrscheinlich bis zum Rückspiel in Berlin bleiben. Auch bedingt durch den neuen Modus: Gewinnt eine Mannschaft 3:0 oder 3:1, muss sie im zweiten Duell trotzdem zwei Punkte holen. Sonst kommt es zum „Golden Match“, drei Einzel über je einen Satz.

Auf diese Art werde künstlich Spannung erzeugt, bemängeln Kritiker. Beispielsweise gewann Eastside das erste Viertelfinalspiel bei SKST Hodonin (Tschechien) 3:0 und hätte danach gern Spielerinnen geschont. So aber traten die Berlinerinnen erneut in Bestbesetzung an und führten schnell und entscheidend 2:0 – Spannung sieht anders aus.

Doch für das anstehende Finale, das zwei gleichstarke Teams bestreiten, kann Teichmann dem Modus durchaus etwas abgewinnen. „Es ist schon vorgekommen, dass einzelne Sätze oder sogar Bälle über Sieg und Niederlage entschieden haben. Da finde ich es so auf jeden Fall deutlich besser.“

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