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Zweite Liga: Was teuer ist, wird endlich gut

Der Zweitligist 1. FC Köln scheint sich gefunden zu haben. Hat Trainer Christoph Daum die Krise gemeistert?

Wer sich am Montagabend in der Nähe der Südtribüne des Stadions in Köln- Müngersdorf aufhielt, konnte von einer Krise nicht mehr viel sehen. Spieler und Fans steigerten sich in einen euphorischen Ovationsdialog, der das kaum fassbare Glück nach der holprigen ersten Saisonhälfte zum Thema hatte. Nach dem 2:1-Sieg gegen Kaiserslautern geht der 1. FC Köln zum Abschluss der Hinrunde der Zweiten Fußball-Bundesliga als Tabellendritter tatsächlich auf einem Aufstiegsplatz in die Winterpause. „Man könnte sagen, dass nach der ersten Saisonhälfte 50 Prozent des Aufstiegs geschafft sind – aber Fußball ist keine Mathematik, die Rückrunde wird knallhart“, sagte der ebenfalls freudig erregte Kölner Trainer Christoph Daum. „Aber die Mannschaft hat Blut geleckt und das Potenzial, sich zu steigern.“

Was ist geschehen mit dem Kölner Krisenklub? Lange Zeit hat sich die Mannschaft erfolgreich Mühe gegeben, zu verbergen, dass sie eigentlich zu gut und zu teuer ist, um nicht aufzusteigen. Erst zum Jahresabschluss scheint das Team seine Leistungsfähigkeit erkannt zu haben und auch in der Lage zu sein, sie umzusetzen. „Wir leben nicht mehr nur von der individuellen Stärke einzelner Spieler, sondern können inzwischen Spiele als Team gewinnen“, meint Manager Michael Meier. Wie es scheint, ist es den Kölnern, die mit einem Jahresetat von etwa 40 Millionen Euro den Aufstieg planen, wirklich gelungen, etwas System in ihr teures Wirrwarr zu bringen.

Der FC hat wenig ausgelassen in diesem Jahr. Da gab es unangenehme Niederlagen wie das 3:4 beim SV Wehen Wiesbaden Ende September. Köln hatte 2:0 geführt, es aber geschafft, in eine Mischung aus Apathie und Panik zu verfallen und gegen den Aufsteiger doch noch zu verlieren. Anfang November wäre den Kölnern beim 3:2 im Heimspiel gegen Aue fast das gleiche Malheur unterlaufen – hätte nicht Milivoje Novakovic, mit 14 Treffern bester Torjäger der Zweiten Liga, den FC noch gerettet. Daum machte das Chaos perfekt, als er sich im September über seinen Berater als möglichen Mourinho-Nachfolger beim FC Chelsea ins Gespräch brachte. Außerhalb Kölns lachte man über derartigen Unfug, in Köln gab es tagelang Schlagzeilen, die Daum unterfütterte, indem er weiter fantasierte und einen Wechsel zu Chelsea zunächst nicht offiziell dementieren wollte. Die Mannschaft spielte zu dieser Zeit schlecht, wirkte verunsichert und gewann Spiele meist nur aufgrund der Leistungen des Abwehrspielers Mohamad, der auch das Siegtor gegen Kaiserslautern schoss, und Novakovic.

Apropos Novakovic: Der extravagante Slowene bescherte den Kölnern Ende November eine weitere unschöne Geschichte. In der Innenstadt wurde er nachts in seinem Auto mit 1,24 Promille im Blut erwischt. Die Klubführung konnte es sich jedoch nicht leisten, den undisziplinierten Leistungsträger zu suspendieren. Er erhielt eine Geldstrafe und gelobte vor den Teamkollegen Besserung. Was einfach war: Auto fahren darf er in den nächsten Monaten ohnehin nicht.

Christiane Mitatselis[Köln]

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