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Hat Doping vielleicht doch zu sehr auf die leichte Schulter genommen: Täve Schur.

© dpa

Zweite Ablehnung für DDR-Sportlegende: Täve Schur kommt nicht in Ruhmeshalle des deutschen Sports

Erst bekam er viel Zuspruch, doch dann äußerte er sich unkritisch über DDR-Doping. DDR-Radsportlegende Täve Schur wird nicht in die Hall of Fame des Sports aufgenommen. Dabei bleibt es nun.

Es sah so aus, als wenn er schon über der Ziellinie gerutscht wäre. Auf jeden Fall hatte er einen Vorsprung. Aber am Ende ist Täve Schur noch eingeholt worden - von der Vergangenheit. Wie schon 2011 ist der vielleicht populärste Sportler der DDR nicht in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen worden. Die Jury, bestehend aus Vertretern des Sports, Politik und Journalisten entschied sich knapp aber mehrheitlich dagegen.

Schur war mit großem Rückenwind in diese zweite Abstimmung gegangen. Der Präsident des Landessportbunds von Sachsen-Anhalt, Andreas Silbersack, hatte Schur vorgeschlagen und sich dafür noch die Zustimmung aller 16 Landessportbünde geholt. "Der eigentliche Grund ist, dass seine sportliche Lebensleistung über Generationen geprägt hat", sagte Silbersack. "Täve Schur lebt bis heute sportliche Ideale vor."

Doch Äußerungen Schurs während der Abstimmungsphase dürften einige Unentschlossene oder auch Wohlmeinende gegen ihn aufgebracht haben. „Der Sport in der DDR war gut, weil er beispielhaft den Aufbau der Gesundheit vorantrieb und dabei auch noch international erfolgreich war“, sagte Schur in einem Interview mit dem "Neuen Deutschland." Und: „Wir hatten in der DDR keine Dopingtoten, anders als im Westen.“ Darauf reagierte unter anderem der ehemalige Rad-Vizeweltmeister Uwe Trömer in einem offenen Brief, in dem er schrieb: "In altstalinistischer Weise posaunen Sie immer noch die Überlegenheit des DDR-Sportsystems in die Welt und das in geradezu sträflicher und dümmlicher Art. Wieder bemühen Sie das alte Schema, gute DDR und böse BRD. An dieser Stelle sei Ihnen aber gesagt, auch in der DDR gab und gibt es Doping-Tote. Unter diesen verstorbenen und großartigen Sportlern gibt es auch ehemalige Rennfahrer. Diese Opfer sind im Stillen und leidend gestorben und einige haben es bis zum Schluss ausgeblendet, dass die kriminelle Verabreichung von u.a. Oral Turinabol etwas mit ihrem Leiden zu tun haben könnte."

Schur, der inzwischen 86 Jahre alt ist, die Friedensfahrt gewonnen hat und Radweltmeister war, bleibt nun bei der Hall of Fame außen vor. „Schur ist nicht gewählt worden, und es wird in dieser Weise keinen dritten Anlauf geben. Denn die Sporthilfe ist überzeugt, dass man der gesamten Diskussion um die deutsche Sport-Vergangenheit nur versuchen kann gerecht zu werden, wenn man sich nochmals sehr grundsätzlich mit der Thematik auseinandersetzt und nicht nur über Jury-Stimmen redet", sagte Michael Ilgner, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutsche Sporthilfe, die die Hall of Fame initiiert hat und koordiniert. "Die Sporthilfe stößt deshalb an, eine neuerliche öffentliche Diskussion über die Vergangenheit des deutschen Sports und deren Aufarbeitung zu führen.“

Vier andere Sportler sind dagegen nun aufgenommen worden: die Weitspringerin Heike Drechsler, Skispringer Sven Hannawald, der Nordische Kombinierer Franz Keller und der Fußballspieler Lothar Matthäus.

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