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Kein Strafverfahren. Die Schweizer BA will fortan "separat" gegen Franz Beckenbauer ermitteln.

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Zwanziger übt heftige Kritik: Schweizer Justiz trennt Beckenbauer von Strafverfahren ab

Franz Beckenbauer wird von dem Strafverfahren bezüglich der Vergabe der Fußball-WM 2006 abgetrennt. Theo Zwanziger kritisiert das scharf.

Das Strafverfahren gegen Franz Beckenbauer im Zusammenhang mit der Fußball-WM 2006 ist von der Schweizer Bundesanwaltschaft (BA) von dem gegen die weiteren Beschuldigten abgetrennt worden. Die Ermittlungen gegen den früheren Organisations-Chef des Sommermärchens werden „separat“ weitergeführt, teilte die BA der Deutschen Presse-Agentur am Samstag mit. Weitere Angaben „zu einzelnen Verfahrensschritten“ machte die Behörde nicht. Beckenbauer habe laut dem "Spiegel" im Vorfeld Atteste seiner Ärzte vorgelegt, aus denen hervorgeht, dass jegliche Aufregung für ihn lebensgefährlich sein könnte.

Die BA hatte das Strafverfahren gegen den inzwischen 73-jährigen Beckenbauer, die ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach sowie den Ex-DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt im November 2015 eröffnet. Zu einer Anklage ist es bislang nicht gekommen.

„Wie immer gilt für alle beteiligten Personen die Unschuldsvermutung“, teilte die BA mit. „Da es sich bei Strafverfahren um dynamische Prozesse handelt, die nicht von der BA alleine beeinflusst werden, kann über den zeitlichen Rahmen oder Verlauf keine Prognose gemacht werden.“

Zwanziger: "Wort 'Rechtsstaat' nur noch eine Beleidigung"

Im Kern geht es um die Zahlung von 6,7 Millionen Euro im Jahr 2005 vom Deutschen Fußball-Bund über den Weltverband FIFA an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus. Den damaligen WM-Machern wird Betrug, ungetreue Geschäftsbesorgung, Geldwäscherei sowie Veruntreuung vorgeworfen. Im November 2016 waren die Ermittlungen auf den frühere FIFA-Generalsekretär Urs Linsi ausgeweitet worden.

Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger kritisierte die Ermittler für ihre Entscheidung scharf: „Das ganze Verfahren ist so abwegig, dass sich eigentliches jedes Wort darüber verbietet“, sagte der 74-Jährige am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. „In diesem Zusammenhang ist das Wort 'Rechtsstaat' in der Schweiz nur noch eine Beleidigung.“ Die seit 2015 laufenden Ermittlungen rund um die Fußball-WM 2006 seien von Beginn an „Unsinn“ gewesen. „Sie rennen schon seit längerer Zeit mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Wand - und am Schluss gewinnt die Wand.“

Die Zahlung der 6,7 Millionen Euro war als Mitfinanzierung einer Galaveranstaltung deklariert, die aber nie stattfand. Die gleiche Summe war im Jahr 2002 geflossen - augenscheinlich von Beckenbauer mit von Louis-Dreyfus geliehenem Geld an den früheren FIFA-Funktionär Mohamed bin Hammam, der inzwischen lebenslang für alle Aktivitäten im Fußball gesperrt ist. Der Zweck dieser Überweisung ist weiterhin unklar. (dpa)

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