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Horst Szymaniak (re., im Januar 1966 im Pokalspiel gegen Kölns Heinz Hornig) holte mit Tasmania vor 827 Zuschauern einen Punkt gegen Gladbach.

© imago images/Horstmüller

Zuschauer-Minuskulisse vor genau 55 Jahren: Dieser Rekord von Tasmania gerät bestimmt nicht in Gefahr

Am 15. Januar 1966 ist es kalt in Berlin. Und Tasmania hatte die zehn Spiele davor in der Bundesliga verloren. Folge: eine Fast-Geisterkulisse.

Eben erst hat Schalkes Matthew Hoppe den Sieglos-Rekord von Tasmania auf den letzten Drücker gerettet, schon steht ein Jubiläum für einen anderen Rekord der Neuköllner an. Gibt ja genug. Bei dieser Marke ist auch nicht zu befürchten, dass sie irgendwie in Gefahr gerät: die niedrigste Besucherzahl – Geisterspiele und ähnliches ausgenommen – der Bundesligageschichte.

Am 15. Januar 1966, an diesem Freitag vor 55 Jahren, spielte der SC Tasmania 1900 gegen Borussia Mönchengladbach. Es war kalt, es lag, auch auf dem Rasen des Olympiastadions, viel Schnee und Tas hatte sich zuvor zehn Niederlagen in Folge abgeholt, Torverhältnis dabei: 2:35.

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Der Tagesspiegel empfahl im Vorfeld trotzdem wärmstens einen Besuch im Eisschrank – wegen des Spiels der zweiten Mannschaft in der Amateurliga (dritthöchste Spielklasse). Diese trat im Vorspiel gegen den VfB Pankow an. Wie die Erste befand sich auch die Zweite in einer Serie, allerdings einer positiven: Sie hatte seit fast fünf Monaten nicht verloren.

Am Ende des Spiels gegen Pankow hielten sich etwa 600 Zuschauer im Stadion auf – viel mehr kamen auch zur direkt danach stattfindenden Partie gegen Gladbach nicht. Die Schätzungen in der Presse lagen bei einer ganz knapp vierstelligen Kulisse, im Nachgang wurde die Zahl auf 827 festgelegt. Achthundertsiebenundzwanzig!

An der Ein-Prozent-Hürde gescheitert

Damit verfehlte Tasmania bei der Stadionauslastung knapp die Ein-Prozent-Hürde. Ein großes Thema war dies in der Berichterstattung nicht. Die „Fußball-Woche“ schrieb zumindest, dass es gut 80.000 Zuschauer weniger waren als zum Auftakt Mitte August 1965 beim 2:0 gegen den Karlsruher SC.

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Tas hatte – völlig unabhängig von den Witterungsverhältnissen – das Stadion über die Monate weitgehend leergespielt. Angesichts der hoffnungslosen Situation des Teams wollte kaum noch jemand das Eintrittsgeld von einer (Schüler bis 16 Jahre) bis 14 D-Mark (Tribüne) berappen.

Diejenigen, die doch noch in Tasmania investierten, erlebten gar Ungewöhnliches: keine fünf Gegentore, keine drei, nicht einmal eins. Mit viel Kampfgeist und ein wenig Glück – Gladbach traf unter anderem den Innenpfosten – sprang ein 0:0 heraus.

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Während die Gäste vor allem über die schlechten Platzverhältnisse schimpften, freuten sie sich bei Tas über das seltene Erlebnis eines Unentschiedens. „Endlich mal ein Punkt für uns“, sagte etwa Mittelfeldspieler Peter Engler. Damit war Tasmanias erste Mannschaft an diesem Spieltag ausnahmsweise erfolgreicher als die eigene Zweite: Die verlor gegen den Tabellenletzten Pankow überraschend 0:2.

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