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Bilder aus einer anderen Zeit. Johannes Thiemann feiert den Pokalsieg 2020 inmitten der Fans.

© imago images/Camera 4

Zurück in die Normalität: Pokalwochenende im Basketball weckt Erinnerungen an unbeschwerte Zeiten

Vor dem Top Four im BBL-Pokal an diesem Wochenende in Berlin herrscht viel Enthusiasmus – nicht nur bei Gastgeber Alba. Doch die Verletzungen machen Sorgen

Johannes Thiemann hat die Bilder noch genau vor Augen und das nicht nur, weil er sich gerade erst wieder ein Highlight-Video angeschaut hat. Pokalfinale 2020, Alba Berlin gewinnt vor 15.000 Zuschauern in eigener Halle gegen Oldenburg und feiert ausgelassen inmitten der Fans den ersten Titel unter Trainer Aito Garcia Reneses. „Das war das letzte große Event vor der Pandemie“, erinnert sich Albas Nationalspieler. „Wenn man das heute sieht, wirkt das verrückt. Es war aber unglaublich schön, dass wir die Möglichkeit hatten, den ersten Titel in der spanischen Ära mit den Fans zu feiern.“

An diesem Wochenende wird der Pokal erneut in Berlin vergeben. Voll wird die Arena am Ostbahnhof pandemiebedingt zwar nicht sein, doch immerhin dürfen wieder 4000 Menschen in die Halle – die 3500 Tickets waren in Windeseile ausverkauft. „Es geht wieder in die richtige Richtung“, sagt Thiemann und spricht damit stellvertretend für alle Beteiligten.

Vor der Pokalendrunde mit den zwei Halbfinals am Samstag und dem Endspiel am Sonntag herrscht Enthusiasmus bei Liga und Klubs. Marco Baldi spürt eine ähnliche Energie wie vor zwei Jahren. „Ich schätze das Top Four sehr für die Dynamik. Das Interesse ist groß und allein aus Chemnitz wären wahrscheinlich 10.000 Fans gekommen“, sagt Albas Manager.

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Diese Begeisterung bestätigt Steffen Herhold, Geschäftsführer beim Berliner Halbfinalgegner am Samstag (19.30 Uhr, Magentasport). „Es macht uns Stolz, in unserer zweiten Saison wettbewerbsfähig zu sein, und das wird ein absolutes Highlight für uns“, sagt Herhold in einer virtuellen Pressekonferenz der BBL. Schon beim Bundesliga-Spiel der Chemnitzer in Berlin war die Halle zur Hälfte orange, nun gibt es für jene Niners-Fans, die keine Karten bekommen haben, sogar ein Public Viewing in Chemnitz.

Auch bei den anderen beiden Halbfinalisten aus Crailsheim und Braunschweig, die am Samstag im frühen Spiel (16 Uhr) aufeinandertreffen, ist die Vorfreude groß. Die Niedersachsen bekommen sogar prominente Unterstützung aus der NBA. Dennis Schröder ist Hauptgesellschafter der Braunschweiger und reist extra für das Final Four aus Houston an. „Das zeigt das hohe Maß an Identifikation mit seiner Heimat, mit unserem Verein, und ist eine extra Motivation für uns“, sagt Löwen-Sportdirektor Nils Mittmann.

Komm her, Chef! Beim Pokalsieg vor zwei Jahren assistierte Israel Gonzalez noch dem großen Aito Garcia Reneses. Jetzt steht er selbst vor seinem ersten Titel als Headcoach.
Komm her, Chef! Beim Pokalsieg vor zwei Jahren assistierte Israel Gonzalez noch dem großen Aito Garcia Reneses. Jetzt steht er selbst vor seinem ersten Titel als Headcoach.

© Camera4+/Imago

Der einzige Teilnehmer, der gänzlich andere Töne anschlägt, ist Israel Gonzalez. Albas Trainer klingt vor der Chance auf seinen ersten Titel als Cheftrainer eher niedergeschlagen als euphorisch. „Ich mache mir ein bisschen Sorgen um unsere Verfassung vor diesem Pokalwochenende“, sagt der Spanier trotz sechs Siegen aus den letzten sieben Spielen. Grund ist die Personalsituation.

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Louis Olinde fällt mit einer Kapselverletzung im Daumen definitiv aus, Marcus Eriksson fehlt seit Wochen mit einer Fußverletzung und Yovel Zoosman sowie Ben Lammers leiden unter muskulären Problemen im Oberschenkel. „Wir werden alles versuchen“, sagt Gonzalez, ist bezüglich der Einsatzchancen aber eher pessimistisch. „Wahrscheinlich ist das der Preis für die drei Wochen mit jeweils drei Spielen in Folge. Mit größerer Müdigkeit kommen die Muskelverletzungen.“ Laut Baldi kann es dennoch nur ein Ziel geben: „Wir wollen diesen Titel ums Verrecken haben – wie die anderen drei Teams auch.“

Um ein organisatorisches Chaos wie im Vorjahr zu verhindern, als das Top Four wegen positiver Corona-Tests bei der BG Göttingen kurz vor dem Start des ersten Halbfinals abgesagt und Wochen später nachgeholt werden musste, gibt es nun klare Absprachen zwischen Liga und Teams. Alle Teilnehmer unterziehen sich seit vergangener Woche regelmäßig PCR-Tests und wie Baldi schon vor einiger Zeit sagte, haben die Berliner ihre Kontakte noch weiter eingeschränkt, als sie das zuvor eh schon getan haben. „Sollte es doch ein Ausbruchsgeschehen in einem Team geben, dann würden wir das gesamte Top Four auf einen anderen Termin legen“, sagt BBL-Geschäftsführer Stefan Holz. Ganz so unbeschwert wie vor zwei Jahren ist es halt doch nicht.

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