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Weiter, immer weiter: Oliver Kahn ist zurück beim FC Bayern.

© Andreas Gebert/REUTERS

Update

Zurück beim FC Bayern: Oliver Kahn startet mit den ersten Kampfansagen

Oliver Kahn ist wieder da, am Dienstag wurde er als neues Vorstandsmitglied des FC Bayern vorgestellt. An seiner neuen Chefrolle lässt er keine Zweifel.

Als brodelnder Fußball-Vulkan will sich Oliver Kahn in Business-Hemd und Anzug nicht mehr aufführen. „Ich werde nicht durch den Meetingraum grätschen“, sagte der 50-Jährige und lächelte zum Abschluss seiner wegweisenden Antrittsrede als Vorstandsmitglied beim FC Bayern.

Emotionalität habe ihm auf dem Platz sehr viel geholfen, „aber das ist über elfeinhalb Jahre her und die Dinge ändern sich“. Grenzwertige Auftritte als Torwart-„Titan“ und Heißsporn gehören der Vergangenheit an. Mit wohlüberlegten Worten rief der langjährige Kapitän am Dienstag bei seiner Vorstellung in der Münchner Arena ein neues Kapitel seiner großen Karriere aus.

Oliver Kahn tritt auf wie ein Chef

Kahn trat zum Start seiner zunächst auf fünf Jahre datierten Amtszeit beim deutschen Fußball-Rekordmeister schon sehr chefmäßig auf. Der frühere Weltklassekeeper strahlte nach fast zwölf Jahren Abwesenheit auch gleich wieder diesen unbändigen Ehrgeiz aus, mit dem er zur von den Bayern-Fans verehrten Klub-Legende avanciert war.

„Die Erfolgsgeschichte weiter- und fortzuschreiben, das ist schon ziemlich reizvoll, und vielleicht noch eine Schippe draufzulegen“, sagte Kahn passend zu seinem früheren Spieler-Motto „weiter, immer weiter“. Ziel sei es für den FC Bayern, in allen Bereichen „die Nummer 1“ zu sein, sagte Kahn.

Man wolle „hochklassigen, absoluten Weltklasse-Fußball“ bieten. Wie einst Uli Hoeneß will Kahn auch „für die Spieler da sein“ und eine „familiäre“ Atmosphäre schaffen. Der Ex-Boss, der Kahn als starken Mann für seinen Herzensclub noch selbst ausgewählt hatte, wird an solchen Mia-san-Mia-Worten diebische Freude haben.

Oliver Kahn sieht den Nübel-Transfer als eine „stategisch kluge Entscheidung“

Als mächtiger Vorstandschef der Zukunft moderierte Kahn gleich einmal das jüngste Aufregerthema: die Torhüter-Debatte nach der Verpflichtung von Alexander Nübel. Der Schritt sei „sehr mutig“, lautete die Botschaft des einstigen Welttorhüters an das große Torwarttalent. Flapsig ausgedrückt: Du traust dich was, Junge! Nübel sehe „sich in einigen Jahren als absolute Nummer eins. Seinen Weg gilt es zu akzeptieren“, sagte Kahn, der sich selbst auch viel (zu-)traute.

Aus Vereinssicht sei es „eine sehr kluge und strategische Entscheidung“ gewesen, den noch dazu ablösefreien ehemaligen U-21-Nationaltorwart zu holen, sagte Kahn. Nübel sei zunächst bereit, „sich hinten anzustellen“ und von dem „verdienten“ Weltklassetorwart Manuel Neuer zu lernen, stellte er als Vorstand aber schnell klar.

Die neuen Chefs: Präsident Herbert Hainer (links) und der neue Vorstand Oliver Kahn.
Die neuen Chefs: Präsident Herbert Hainer (links) und der neue Vorstand Oliver Kahn.

© Christof Stache/AFP

Auch der „Titan“ soll lernen. In knapp zwei Jahren soll er den dann 66-jährigen Karl-Heinz Rummenigge als Vorstandsvorsitzenden an der Spitze des operativen Geschäftes ablösen. Rummenigge musste seine Teilnahme an der großen Präsentation des Nachfolgers kurzfristig erkrankt absagen.

Präsident und Aufsichtsratschef Herbert Hainer rühmte den Kronprinzen als Idealbesetzung für den Posten. „Er war der weltbeste Torhüter und hat das Bayern-Gen vorgelebt wie kaum ein anderer“, erklärte der Hoeneß-Nachfolger. „Oliver Kahn ist der richtige Mann für diesen Job!“ Hainer und Kahn – das könnte passen.

Der langjährige Adidas-Chef hob neben der Bayern-DNA eine „absolute Fußballfachkompetenz“ und „wirtschaftliche Kompetenz“ als wesentliche Punkte im Anforderungsprofil hervor. Auch das bringe Kahn mit, der von 1994 bis 2008 als Torwart und Kapitän mit dem Rekordmeister Titel um Titel gewann. Seine wirtschaftliche Kompetenz auf dem Niveau eines Welt-Unternehmens mit 1000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 750 Millionen Euro muss Kahn allerdings noch beweisen.

Der FC Bayern ist für Oliver Kahn eine „Herzensangelegenheit“

Er selbst verwies auf seine Erfahrungen als Unternehmer und seine Fußball-Analysen für das ZDF. „Dieses Paket lässt mich diese Aufgabe mit großem Selbstbewusstsein angehen“, sagte Kahn, ohne dabei überheblich zu klingen. „14 Jahre für den FC Bayern München waren eine extrem lange Zeit mit sehr vielen Emotionen. Die DNA steckt so tief in einem drin, dass man diesen Verein nie verlassen kann.“

Der 50-Jährige umschrieb die Rückkehr als besonderen Moment. „Für mich ist das schon eine Herzensangelegenheit, was bedeutet, dass sehr viel Herzblut dabei ist. Dementsprechend emotional waren die letzten Tage“, sagte Kahn. Noch am Dienstag wollte er gleich weiter zur Mannschaft ins über 5000 Kilometer entfernte Trainingslager nach Katar fliegen. „Der sportliche Bereich ist der Kern, die Mannschaft ist das Entscheidende. Ich möchte mir dort einen Einblick verschaffen, wie die Stimmung ist“, kündigte Kahn an.

Siegertyp. Als Spieler gewann Oliver Kahn 2001 mit dem FC Bayern die Champions League.
Sein größter Moment. Oliver Kahn stemmt 2001 den Champions-League-Pokal in den Mailänder Nachthimmel.

© dpa

Schon nach wenigen Monaten will er seine ersten Bayern-Titel im neuen Amt feiern. Dafür richtete er eine Kampfansage an Herbstmeister RB Leipzig, der vier Punkte vor dem Tabellendritten liegt. „Wir wollen uns nicht erlauben, die Meisterschaft abzugeben. Unsere Serie ist unglaublich, siebenmal in Folge Meister. Das ist für die Ewigkeit – achtmal allerdings auch!“

Die Zielsetzung für die zweite Saisonhälfte sei „relativ klar“, sagte der Champions-League-Sieger von 2001. National und international sollen Erfolge gefeiert werden: „Die Leistung in der Champions League war überragend. Es ist alles möglich.“ Die Bayern treffen im Achtelfinale auf den FC Chelsea aus der englischen Premier League. „Beim FC Bayern kann es immer nur sein, dass wir spitze sind“, sagte Kahn.

Die Erwartung an ihn ist groß, das verdeutlichten auch Hoeneß, Rummenigge und Hainer. Das mache ihm „nicht so viel aus“, sagte Kahn cool. „Ein großer Trainer des FC Bayern München hat mal gesagt: Wer bei Bayern München einen Vertrag unterschreibt, muss wissen, was er getan hat.“ Wer weiß das besser als der frühere „Titan“. (dpa)

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