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Zwei Väter des Erfolgs. Trainer Aito Garcia Reneses (links) mit Manager Marco Baldi.

© Tobias Hase/dpa

Zur deutschen Meisterschaft von Alba Berlin: Konzept schlägt Geld

Vor fünf Jahren war Alba Berlin weit weg von der nationalen Spitze, jetzt gab es den zweiten Titel in Folge. Die Strategie zahlt sich aus. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Julian Graeber

Der Profisport ist ein schnelllebiges Geschäft und manchmal ist es hilfreich, gerade im Moment des großen Erfolgs in die Vergangenheit zu blicken. Am Sonntag gewann Alba Berlin in München die deutsche Meisterschaft, zum zweiten Mal in Folge und zum zehnten Mal in der Vereinsgeschichte. Doch noch vor fünf Jahren sah es nicht unbedingt danach aus, als würde der einstige Serienmeister in absehbarer Zeit wieder derart erfolgreich werden.

2016 scheiterten die Berliner in der ersten Play-off-Runde 0:3 gegen Frankfurt, im Jahr darauf 1:3 gegen den FC Bayern. Die letzte Meisterschaft datierte aus dem Jahr 2008 und Bamberg sowie München hatten Alba den Rang mit großem finanziellen Einsatz eindeutig abgelaufen. Mittlerweile hat sich Bamberg aus der Spitze verabschiedet, die Bayern haben immer noch mehr Geld, doch sportlich ist Alba wieder das Maß der Dinge.

In den vier Spielzeiten unter Trainer Aito Garcia Reneses haben die Berliner in den beiden nationalen Wettbewerben immer das Finale erreicht – und nun sogar erstmals in den Play-offs das direkte Duell mit den Münchnern gewonnen. Es ist der verdiente Lohn für eine Strategie, die nicht in erster Linie auf schnelle Titel, sondern auf Entwicklung abzielt. Manager Marco Baldi erzählt gerne die Anekdote, wie ihm in den nicht so erfolgreichen Jahren geraten worden sei, weniger Kraft in die Jugend, in den Breitensport und in die sozialen Projekte zu investieren und das Geld lieber beim Profiteam zu bündeln.

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Alba hat diesem im Sport weit verbreiteten Impuls widerstanden – und das zahlt sich mittlerweile aus. Mit Niels Giffey, Tim Schneider, Malte Delow und Jonas Mattisseck gehören vier Berliner aus dem eigenen Nachwuchs zum festen Kern des Teams. Die Breite im Kader und das Vertrauen in die eigenen Talente machten in der körperlich unheimlich herausfordernden Serie gegen die Bayern mit vier Spielen in fünf Tagen den Unterschied.

Für diese Strategie hat Alba mit Sportdirektor Himar Ojeda und dem Trainerteam um Reneses das ideale Personal. Es ist beeindruckend, wie sich die Spieler Jahr für Jahr weiterentwickeln und bisher jeder noch so schmerzhafte Abgang kompensiert wurde. Marius Grigonis, Martin Hermannsson, Landry Nnoko, Rokas Giedraitis – Ojeda hat stets ins Spielkonzept passende Nachfolger gefunden. Auch am Ende dieser Saison werden wichtige Spieler gehen, wahrscheinlich sogar Kapitän Giffey. Das tut weh, doch Albas Strategie wird auch diese Verluste auffangen.

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