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Ostalgiker: David Hasselhoff darf zum Gedenktag des Mauerfalls natürlich nicht fehlen.

© Daniel Naupold/dpa

Zungenküsse, Saumagen und David Hasselhoff: Was der 1. FC Union zum Mauerfall-Gedenktag plant

Am 9. November Fußball spielen? Ist Union viel zu banal – so ließ er es zumindest im Sommer verlauten. Der Klub muss also Größeres vorhaben. Eine Glosse.

Tiefen Respekt verdient in dieser so geschichtsträchtigen Woche allein der 1. FC Union. Die Köpenicker haben als einziger Fußball-Bundesligist erkannt, welch historisches Datum uns mit dem 30. Jahrestag des Mauerfalls am kommenden Samstag bevorsteht. Und allein die Köpenicker sind sich ihrer Verantwortung vor der Geschichte dieses Landes bewusst.

„Uns ist der Gedenktag zum Mauerfall zu wichtig, wir wollen an diesem historischen Tag nicht Fußball spielen“, haben die Eisernen zumindest bereits Anfang Juni getwittert, als die unverantwortlichen Geschichtsschänder von Hertha BSC doch tatsächlich auf den aberwitzigen Gedanken kamen, das Stadtderby am 9. November auszutragen.

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Chapeau, liebe Unioner! Da seid ihr mal wieder eisern geblieben! Ihr habt euch nicht vom Westen kaufen lassen! Denn kann es denn überhaupt noch irgendetwas Banaleres geben, als an einem solch bedeutsamen Tag Fußball zu spielen? Fußball? Ernsthaft?!

Wenn gleichzeitig eine ganze Nation andächtig die Weihen dieses großen Jubeltags begeht? Wenn Kinder mit Spreewaldgurken und Bananenstauden im Haar singend durch die Straßen ziehen, Joachim Gauck und Udo Lindenberg vor dem Brandenburger Tor leidenschaftlich Zungenküsse austauschen und – wie es der Brauch will – dem Einheitskanzler Helmut Kohl in Millionen deutschen Haushalten ein Saumagen geopfert wird? An Fußball ist da doch gar nicht zu denken!

"I've been looking for freedom" - alles andere wäre enttäuschend

Nein, der 1. FC Union macht da nicht mit. An diesem historischen Tag wird er wie angekündigt keinen Fußball spielen. Der 1. FC Union wird an diesem Samstag nicht zum Bundesligaspiel nach Mainz fahren. Der 1. FC Union wird nicht um 15.30 Uhr zum Anstoß auf dem Platz stehen. Der 1. FC Union wird Ball und Gegner nicht laufen lassen, nicht volles Rohr spielen und auch kein Extra-Tor schießen. Der 1. FC Union wird aus freien Stücken auf drei sichere Punkte im Abstiegskampf verzichten.

Stattdessen wird er alle Fans, ach was: alle wiedervereinigten Bürgerinnen und Bürger dieses Landes ins Stadion An der Alten Försterei einladen. Dort werden sie dann gemeinsam – Spieler und Trainer, Vereinsbelegschaft und Fans, Ossis und Wessis – wie sonst nur in der Adventszeit auf dem Rasen und auf den Rängen stehen, in schwarz-rot-goldene Schals gehüllt, mit einer Kerze in der einen Hand und einem nach Einheitsgebot von 1989 gebrauten Gerstensaft in der anderen. Sie werden einer zünftigen Blaskapelle lauschen. Und sie werden singen: „I’ve been looking for freedom!“ Alles andere wäre enttäuschend.

Leonard Brandbeck

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