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Mit bloßer Hand. Torwart Gordon Banks (England)

© Imago/Ferdi Hartung

Zum Tode von Gordon Banks: Der Mann, der Pelé nervte

Er galt als bester englischer Torwart überhaupt, auf jeden Fall war er mit dem Nationalteam der erfolgreichste. Eine Würdigung des Weltmeisters von 1966.

Gordon Banks war eine imposante Figur auf dem Fußballplatz. Eine vielleicht stereotypisch britische Erscheinung, mit großen Ohren und prägnantem Oberkiefer. Aber mit seinen längeren dunklen Haaren konterkarierte der Torwart zu seiner aktiven Zeit das Bild vom typischen Engländer. Lange Zeit in der Karriere hielt der harte Kerl noch ohne Handschuhe, nicht unüblich damals. Es waren die späten Sechziger- und die frühen Siebzigerjahre, in denen Banks in der bis heute größten Hochphase der englischen Nationalmannschaft aktiv war. Den Spitznamen „Banks of England“ haben sie dem Mann mit den schnellen Reflexen verpasst.

Diesen Titel hatte er sich verdient, wie auch den Weltmeistertitel 1966. Im Finale von Wembley war er der sichere Rückhalt seiner Mannschaft beim 4:2 gegen die Deutschen, was angesichts der Diskussionen um das „Wembley-Tor“ hierzulande oft in den Hintergrund gerät.

Es gibt viele große Paraden des Mannes aus Stoke. Aber vor allem eben diese unglaubliche Parade gegen Pelé bei der Weltmeisterschaft 1970. Den aufsetzenden Kopfball des brasilianischen Superstars lenkte er irgendwie noch übers Tor, die Zuschauer hatten schon gejubelt – es war die Parade des Jahrzehnts. Die Engländer unterlagen im Vorrundenspiel trotzdem 0:1. Und im 2:3 gegen Deutschland verlorenen Viertelfinale hatte Banks Pech: Er war krank und konnte nicht auflaufen. Trotzdem galt er auch bei dieser WM in Mexiko als bester Torhüter des Turniers.

Er wurde sechs Mal vom Weltverband Fifa zum Torhüter des Jahres gekürt und außerdem nach dem Russen Lew Jaschin als zweitbester Torwart des Jahrhunderts ausgezeichnet. Für die Nationalmannschaft spielte Banks 73 Mal, erstklassig war er zwischen 1958 und 1973 in England aktiv.

1972 verlor er bei dem Unfall das Sehvermögen auf einem Auge

Dabei war seine Karriere von einigen Rückschlägen begleitet. Nur ein knappes Jahr nach dem WM-Triumph von Wembley schob ihn sein Klub Leicester City zu Stoke City ab, für 50.000 Pfund. Für einen ganz großen Klub spielte Gordon Banks nie. 628 Mal war er in England in der ersten Liga auf dem Platz – bis dann im Oktober 1972 ein Autounfall seine internationale Karriere plötzlich beendete.

Banks verlor bei dem Unfall das Sehvermögen auf einem Auge. Es reichte noch, um die Karriere in den USA ausklingen zu lassen, bei den Fort Lauderdale Strikers, jenem Klub also, der seinerzeit auch Gerd Müller beschäftigte.

Doch die Statistik wird dem Mann aus den Midlands im zentralen England nicht gerecht. Gordon Banks war von seinem Spielstil ein kleiner Revolutionär, er machte das Spiel schneller. Seine Abwürfe nach vorne kamen ganz flink, schon vor der Parade schien er den freistehenden Mann im Kopf zu haben. Da ließ er selten wertvolle Zeit verstreichen – statt sich abfeiern zu lassen, kurbelte er lieber das Spiel nach vorn an.

Mit seinen 1,85 Metern war er zudem für damalige Verhältnisse relativ groß gewachsen, er konnte seine Beine ganz gut einsetzen, auch beim Abwehren von Schüssen. Und, als Mann aus den Midlands, hatte er Humor. Über die Rettungstat gegen Pelé bei der WM 1970 hat Gordon Banks gesagt: „Die Parade nach Pelés Kopfball war die beste, die ich je gemacht habe. Mir war natürlich nicht klar, wie berühmt die Szene werden sollte. Um ehrlich zu sein: Ich habe damals gar nicht realisiert, dass ich diese Parade überhaupt gemacht habe.“

Pelé habe er seit 1970 oft getroffen und er habe ihn stets umarmt und angelächelt. Am Dienstag ist Gordon Banks im Alter von 81 Jahren gestorben.

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