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Mit ruhiger Hand: Lennart Johansson war zwischen 1990 und 2007 Uefa-Präsident.

© Salvatore Di Nolfi/dpa

Update

Zum Tod des früheren Uefa-Präsidenten: Lennart Johansson war die „Quelle der Weisheit“

Lennart Johansson galt als einer der wenigen populären Spitzenfunktionäre des internationalen Fußballs. Nun ist er im Alter von 89 Jahren gestorben.

Als Gegenspieler von Joseph Blatter stand Lennart Johansson in Zeiten von Korruption und Skandalen für die integre Seite der Fußball-Welt. In schwierigen Zeiten führte der Schwede mit imposanter Gestalt die Uefa von 1990 bis 2007 als Präsident an. Wie der schwedische Fußballverband am Mittwoch mitteilte, starb der frühere Fußball-Funktionär am Dienstagabend nach kurzer Krankheit im Alter von 89 Jahren.

Die Nachricht von Johanssons Tod löste auch bei Fifa-Chef Gianni Infantino große Trauer aus. „Er war ein Freund und eine unschätzbare Quelle der Weisheit und Inspiration“, sagte der Schweizer zum Kongress-Auftakt des Fußball-Weltverbandes am Mittwoch in Paris. Johansson sei „immer ein Vorbild für Professionalität und, was noch wichtiger ist, für die Menschlichkeit“ gewesen.

Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) reagierte mit Trauer und Betroffenheit auf die Nachricht. „Der Tod von Lennart Johansson macht uns alle sehr betroffen. Mit ihm verliert der Fußball in Deutschland einen besonderen Freund und Förderer“, teilten die beiden 1. DFB-Vizepräsidenten Rainer Koch und Reinhard Rauball am Mittwoch mit.

Das Duo würdigte Johansson in der Mitteilung vor allem für „hohe Professionalität, Verbindlichkeit und die menschliche Art“. Koch und Rauball schrieben: „Lennart Johansson zählt ohne Zweifel zu den wichtigsten Persönlichkeiten des europäischen Fußballs der vergangenen Jahrzehnte, wir werden ihm immer dankbar sein und ihn in Erinnerung behalten.“

Sein einstiger Widersacher Blatter gedachte dem Schweden am Mittwoch über die sozialen Netzwerke. „Mit Lennart Johansson verlieren wir ein echtes Schwergewicht des Fußballs. Wir waren Verbündete, Gegner - sogar Rivalen. Aber in allen Situationen hat es Respekt und Fairplay gegeben“, schrieb Blatter auf Twitter.

Enge Bindung zum DFB

Noch in der Vorwoche war Johansson trotz starker körperlicher Beeinträchtigung zum Finale der Europa League nach Baku gereist. Die Uefa würdigte ihren Ex-Chef als wichtigen Anführer und kündigte Schweigeminuten für die Partien der Nations League und der EM-Qualifikation in dieser Woche an. In seiner Amtszeit wurde unter anderem die Champions League als Nachfolge-Wettbewerb des Europapokals der Landesmeister eingeführt und die Professionalisierung der Uefa vorangetrieben.

Als Ehren-Vizepräsident des Weltverbandes sollte Johansson am Mittwoch auch in der französischen Hauptstadt beim Kongress als Gast anwesend sein. In Paris hatte der Schwede 1998 eine bittere Wahlniederlage einstecken müssen. In einer skandalumwitterten Kampfabstimmung unterlag er damals gegen Joseph Blatter um den Posten als Fifa-Chef.

Zum DFB hatte Johansson stets eine enge Bindung. Er unterstützte den DFB auch bei dessen Bewerbung um die WM 2006, woran Koch und Rauball noch einmal erinnerten. Beim Finale verzichtete Blatter aus Angst vor Pfiffen der Fans auf seine Teilnahme an der Siegerehrung der italienischen Weltmeister im Berliner Olympiastadion und schickte seinen Stellvertreter zur Pokalübergabe.

„Es sind wohl meine 20 Jahre im Streit mit Blatter, die die Leute mögen“

Ein Jahr nach dem Sommermärchen verlor Johansson trotz DFB-Unterstützung in Düsseldorf die Kampfabstimmung gegen Michel Platini um den Uefa-Chefposten. Seine Karriere an der Spitze der internationalen Verbände kam somit zu einem Ende. Dennoch war Johansson bei praktisch allen wichtigen Fußball-Großereignissen präsent - in den vergangenen Jahren auch noch im Rollstuhl.

Wenige Spitzenfunktionäre seien international beim Fußballpublikum so populär gewesen, hieß es vom schwedischen Verband. Nach Johansson ist der Pokal benannt, den der Meister der ersten schwedischen Fußball-Liga Allsvenskan erhält. Der Verband zitierte den gebürtigen Stockholmer mit den Worten, er wisse nicht, woher seine Popularität komme. „Es sind wohl meine 20 Jahre im Streit mit Blatter, die die Leute mögen“, sagte er demnach einst. (dpa)

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