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Die deutschen Hockey-Spielerinnen haben bisher vier von fünf Spielen gewonnen

© dpa

Zu wenig im olympischen Fokus: Wenn Athletinnen dran sind, wird umgeschaltet

Die Berichterstattung zu den Frauen bei Olympia ist ausbaufähig. Zu oft geht es um Nebensächlichkeiten, zu selten um den Sport. Ein Kommentar.

Der Sender Eurosport wollte gerade zur Vorschau der deutschen Hockey-Spielerinnen schalten. „Nee, doch nicht”, hieß es stattdessen vom Moderator der Olympia-Übertragung. Das dritte Viertel der deutschen Basketballer gegen die australische Nationalmannschaft hatte Vorrang. An sich keine überdramatische Situation, aber doch eine mit Symbolkraft. Denn bei den Spielen in Tokio rücken die Frauen – besonders in den Team-Sportarten – gerne einmal in den Hintergrund.

Die Berichterstattung zu den Frauen wurde wenige Minuten vor Anpfiff des Spiels gegen die Niederlande nachgeholt, allerdings im zweigeteilten Bild – Basketball lief schließlich noch. Schlimmer wird es bei Sportarten, die ohnehin wenig Aufmerksamkeit erhalten. Das Finale der Frauen im Rugby? Fehlanzeige! Maximal auf eine kurze Zusammenfassung können die Fans dieser Sportarten hoffen beziehungsweise sich nur über die angebotenen Livestreams informieren.

Dieses Problems waren sich die Sportlerinnen vor dem Turnier durchaus bewusst. Mit der Kampagne „Show us equal” wollten sie zum einen auf die Unterrepräsentation aufmerksam machen und darüber hinaus anregen, mehr über sportliche Aspekte dargestellt zu werden. Oft genug stehen bei Interviews private Details im Vordergrund, werden bei Kameraaufnahmen Perspektiven gewählt, die körperliche Reize hervorheben sollen. Aufnahmen aus der Weitsprunggrube, die auf gespreizte Beine abzielen, sind nur eines von vielen Beispielen. Bei den Männern sind diese Bilder hingegen kaum zu sehen. Dort wird der Fokus überwiegend auf die athletische Leistung gelegt. Eine Schieflage, die dringend begradigt werden sollte.

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Immerhin hat die Objektivierung des weiblichen Geschlechts in der jüngsten Vergangenheit wiederholt für Aufruhr gesorgt. Sei es durch die Turnerinnen, die aus Protest im Ganzkörper-Anzug antreten, oder die norwegischen Beachhandballerinnen, die bei der Europameisterschaft gegen die vorgeschriebene Kleiderordnung rebellierten.

[Höhepunkte, TV-Termine und Zeitplan der Olympischen Spiele hier auf einen Blick]

Insofern ist der erste Schritt getan, aber der Weg zur gleichberechtigten Darstellung der Geschlechter ist trotzdem noch ein weiter. Es wird weiter Aktionen der Sportlerinnen benötigen und vielleicht schalten sich ja auch die Männer mit solidarischen Bekundungen ein.

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