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Sport: Zu warm fürs Fernsehen

TV-Sendern gefällt der frühe Termin des Langlauf-Weltcups in Düsseldorf nicht

Düsseldorf –Eine Düsseldorfer Boulevard-Zeitung hat in diesen Tagen eine lustige These aufgestellt: Ein Ereignis, hieß es im „Express“, das in Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt mindestens dreimal stattgefunden habe, genieße dort bereits Tradition. Der Weltcup-Auftakt der Skilangläufer ist folglich schon fest in Düsseldorf verwurzelt, denn schon zum sechsten Mal schlittern die Athleten an diesem Wochenende über die 800 m lange Kunstschnee-Piste am Rhein – routiniert angefeuert von tausenden mit Fähnchen und Kuhglocken ausgestatteten Besuchern. Sie durften sich über einen deutschen Überraschungssieger freuen. Josef Wenzl (Zwiesel) kam vor Björn Lind aus Schweden und dem Norweger John Kristian Dahl ins Ziel. Bei den Frauen gewann die Russin Natalia Matwejewa.

Am Sonntag geht es weiter mit den Staffelrennen, und die Veranstalter werden am Ende wieder eine traditionell sagenhafte Zuschauerzahl von mindestens 350 000 ermitteln. Der Eintritt ist ja frei. Auch die Athleten haben Spaß. „Wir kommen immer gern nach Düsseldorf“, konstatiert Tobias Angerer. Alles wunderbar also? Nicht ganz. Denn ob die Langläufer 2008 wiederkommen werden, ist noch nicht klar. „Es gibt eine wichtige Stimme, die gegen den frühen Saisonauftakt ist“, sagt Jürg Capol, Renndirektor Langlauf des Internationalen Ski-Verbandes (FIS) – und meint damit das Fernsehen. Für die Sender sind Wintersport-Bilder Ende Oktober wenig attraktiv – vor allem angesichts der Erfahrungen des letzten, sehr warmen Herbstes. So wurden Ende Oktober 2006 noch 20 Grand gemessen. Langlauf war da kein Quotenhit. Unabhängig von dem immer noch nicht gelösten Rechte-Streit zwischen dem Deutschen Skiverband (DSV) und RTL haben es die Düsseldorfer Veranstalter deshalb nicht geschafft, den Weltcup als Live-Ereignis zu vermarkten. Der WDR verzichtete diesmal auf Live-Berichterstattung. Nur ein Düsseldorfer und Kölner Lokal-Sender ist live dabei. Dabei hätten die öffentlich-rechtlichen Sender problemlos übertragen dürfen, denn der alte TV-Vertrag mit dem DSV läuft noch bis zum 31. Oktober. Für die Fernsehsender wäre ein Termin im späten November günstiger.

Die FIS zeigt sich kompromissbereit. „Es gilt die Diskussion zufriedenstellend für alle Beteiligten abzuschließen“, sagte Renndirektor Capol. Die Düsseldorfer Organisatoren hatten bereits signalisiert, dass sie am liebsten um drei Jahre verlängern würden. „Wir stehen in Gesprächen, aber entschieden wird an diesem Wochenende noch nichts“, sagt Sprecher Martin Graffmann. Bundestrainer Jochen Behle unterstützt die Düsseldorfer Wintersport-Tradition: „Wir würden uns wünschen, dass es hier weitergeht.“ Zu welchem Zeitpunkt auch immer.

Christiane Mitatselis[Düsseldorf]

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