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Ein Jahr nach der WM in Russland überreichte Putin Fifa-Präsident Gianni Infantino den „Orden der Freundschaft“.

© imago images/ITAR-TASS

Zu schwache Sanktionen: Die Fifa findet im Fall Russland keinen Notausgang

Die Fifa hat Sanktionen gegen Russland beschlossen, doch diese gehen nicht weit genug. Sie muss jetzt ein deutliches Zeichen setzen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Inga Hofmann

Es ist keine Gelbe und schon gar keine Rote Karte, sondern höchstens ein tadelnder Blick. Die Fifa hat sich mal wieder weggeduckt und ihre Kritiker*innen mit ein paar Sanktionen, die kaum als solche bezeichnet werden können, versucht abzuspeisen.

Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine hat der Weltfußballverband sich vor einer konkreten Stellungnahme und ernsthaften Konsequenzen gedrückt – immer unter dem Deckmantel der vermeintlichen politischen Neutralität. Nun ist der Druck zu groß geworden und die Fifa konnte die Proteste nicht länger ignorieren.

Deshalb hat sie am Sonntagabend einige Beschlüsse verkündet: Dem russischen Team ist es zukünftig untersagt, zuhause zu spielen. Sämtliche Heimspiele werden stattdessen auf neutralem Boden ausgetragen. Verboten sind außerdem russische Flaggen sowie die Nationalhymne und die Mannschaft darf nicht mehr unter dem Namen Russland spielen, sondern läuft unter dem Namen ihres Verbandes RFU auf.

Diese Maßnahmen legen vor allem eines offen: Russland und Fifa sind so eng verbunden, dass ernsthafte Sanktionen gar nicht in Erwägung gezogen werden wollen. Zum einen, weil in den Entscheidungsgremien Menschen sitzen, die Putin in den letzten Jahren hofiert haben. Hier sei an Fifa-Präsident Gianni Infantino erinnert, der erst vor wenigen Jahren von Wladimir Putin den „Orden der Freundschaft“ verliehen bekam, um den er sich offenbar immer noch verdient machen möchte.

Russland wird nicht von den Play-offs ausgeschlossen

Zum anderen, weil die Fifa längst abhängig ist von russischen Geldern, spätestens seit der Energiekonzern Gazprom Hauptgeldgeber ist. Politische Neutralität wird immer dann als Argument vorgebracht, wenn sie den wirtschaftlichen Interessen der Entscheidungsträger nützt. Und so wird selbst jetzt, wo Putin sein Nachbarland überfallen hat, eine Trennung von Gazprom nicht ernsthaft in Erwägung gezogen und Russland nicht von den WM-Play-offs ausgeschlossen.

Die Fifa hat Putin viel zu lange eine Bühne für seine Selbstinszenierung geboten hat. Sie sollte jetzt ein Zeichen setzen, dass sein aggressives Vorgehen in keiner Weise mit den Werten des Sports zu vereinbaren ist. Und sie sollte den Athlet*innen anderer Nationen die Entscheidung abnehmen, ob sie die Spiele boykottieren. Ein Ausschluss Russlands wird ohnehin unumgänglich, denn die Playoff-Gegner Polen, Schweden und Tschechien haben bereits erklärt, nicht gegen Russland zu spielen. Wenigstens sie haben damit Putin die Rote Karte gezeigt.

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