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Besagte Szene. Ob der Ball im Aus ist oder nicht, lässt sich nicht zweifelsfrei erkennen.

© Marius Becker/dpa

Wolfsburg klagt über irreguläres Tor: Das Düsseldorfer Schlupfloch der Videotechnik

Die Schiedsrichter konnten vor dem 1:0 im Freitagabendspiel nicht entscheiden, dass der Ball im Aus war. Weil es keine zweifelsfreien Bilder gab.

Wolfsburgs Sportdirektor Jörg Schmadtke lief nach dem Bundesliga-Spiel zwischen Fortuna Düsseldorf und seinem VfL mindestens so heiß, wie die sozialen Medien nach der 17. Spielminute am Freitagabend. „Wir haben den Video-Schiedsrichter eingeführt, um für mehr Gerechtigkeit zu sorgen“, echauffierte sich Schmadtke, „und der ist dann nicht in der Lage, das zu erkennen.“ Doch was war eigentlich passiert?

Düsseldorfs Matthias Zimmermann war mit dem Ball am Fuß die rechte Seite entlanggesprintet. Während einige Wolfsburger den Arm hoben und den Ball im Seitenaus gesehen haben wollten, landete Zimmermanns Flanke am langen Pfosten bei Nico Gießelmann, der zum 1:0 traf. Im Netz kursierten schnell Standbilder der besagten Szene – es roch, gelinde gesagt, sehr stark danach, dass der Ball die Außenlinie mit vollem Umfang überschritten hatte.

Allerdings gab es nun mal kein Bild von oben – und nur von dort aus konnte man mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, ob der Ball nun wirklich außerhalb des Spielfeldes lag, bevor ihn Düsseldorfs Verteidiger zweifelsfrei innerhalb der weißen Linie spielte.

Schiedsrichter Manuel Gräfe stand unmittelbar danach in Kontakt mit den Videoassistenten Günter Perl und Christian Fischer. Welche Bilder sich das Duo in Köln anschaute, bleibt ihr Geheimnis. Denn nur, wenn Gräfe in die Reviewarea gegangen wäre, hätten auch die Zuschauer zuschauen dürfen.

Letztlich gaben Perl und Fischer die Empfehlung weiter – eine Entscheidung dürfen sie ja nicht treffen –, dass der Ball wohl nicht mit vollem Umfang neben der Linie war. So hatte es auch Schiedsrichter-Assistent Thomas Stein in Düsseldorf gesehen, dem nun wirklich kein Vorwurf zu machen ist.

Es gibt keine Seitenlinientechnik wie im Tor

Stein hatte seitlich des Spielfeldes, ohne klaren Blick auf den entscheidenden Teil der Seitenauslinie, den denkbar ungünstigsten Winkel aller sich auf dem Rasen befindlichen Akteure. Und einen die Entscheidung vereinfachenden und die Empfehlung, dass der Ball wohl im Aus war, gebenden Winkel, fanden auch die Videoassistenten im Kölner Keller nicht.

Und so hieß es letztlich: Im Zweifel für den Angeklagten. Denn, auch wenn die Wahrscheinlichkeit bei 99,9 Prozent liegt, dass der Ball in vollem Umfang im Aus ist, reicht das nicht, um an der Entscheidung des Schiedsrichter-Teams auf dem Rasen zu rütteln. Weil es nun mal keine Seitenlinientechnik gibt, die – ähnlich wie zwischen den Pfosten – alle weißen Striche des grünen Rasens scannt.

So waren Gräfe und seinen Assistenten die Hände gebunden. Wie Wolfsburgs Geschäftsführer Jörg Schmadtke sowieso. Der konnte sich immerhin noch über den Ausgleich und einen Punkt freuen. Und somit ein kleines bisschen Gerechtigkeit.

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