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Lang ist’s her. 2009 feierte VW-Betriebsratschef Osterloh den Titel.

© Jochen Lübke/dpa

Wolfsburg gegen Braunschweig: Für VW geht es in der Bundesliga-Relegation um einiges

Der VfL Wolfsburg ist der Werksklub von VW. Doch in der Relegation geht es nun ausgerechnet gegen Braunschweig. Auch die Eintracht wird von Volkswagen gesponsert.

Jubel auf der Tribüne, Wolfsburg-Fans in den Farben ihres Vereins feiern die Meisterschaft – und zwischen ihnen strahlen zwei Herren im Anzug: der damalige VW-Konzernchef Martin Winterkorn und Volkswagen-Firmenpatriarch Ferdinand Piëch. Das war 2009. Mittlerweile sind Winterkorn und auch Piëch bei Volkswagen Geschichte. Und ein erfolgreicher VfL Wolfsburg auch.

Denn acht Jahre später muss der VfL in der Relegation ausgerechnet gegen den Nachbarn Eintracht Braunschweig um den Verbleib in der Bundesliga kämpfen. Volkswagen ist auch Sponsor der Eintracht und unterstützt den Verein mit knapp sechs Millionen Euro pro Saison.

Das Eintracht-Stadion liegt neben dem VW-Werk in Braunschweig, Fans in der Belegschaft gibt es reichlich. Außerdem pendeln täglich Tausende Menschen aus Braunschweig zum Werk in Wolfsburg. Viele dürften hin- und hergerissen sein, wem in dem brisanten Duell ihre Sympathie gehört. Das gilt auch für Volkswagen-Betriebsratschef Bernd Osterloh: Er ist gebürtiger Braunschweiger und Fan der Eintracht – hält aber auch dem Werksklub die Treue.

Es droht eine harte Bauchlandung für den VfL – und zumindest mittelbar für Volkswagen. Denn der Anspruch des Autobauers heißt eigentlich: mindestens Europa League. 2015 holte der VfL den Pokalsieg und wurde Vize-Meister, im April 2016 spielte der Verein im Viertelfinale der Champions League gegen Real Madrid. Binnen Monaten aber entwickelte sich der Klub zu einem Abstiegskandidaten. Zum Abgasskandal kam nun auch noch die sportliche Krise des VfL. Im vergangenen Herbst schon schrillten die Alarmglocken. „Gerade wo es VW schlecht geht, spielt auch noch der VfL scheiße“, hatte damals ein Mitglied aus der Konzern-Führungsetage ziemlich unverblümt gesagt.

Es droht eine harte Bauchlandung - und mittelbar für Volkswagen

Die sportliche Misere wurde zunehmend VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs angelastet. Der VfL habe deutlich mehr Potenzial, Allofs habe etwa durch die Verpflichtung teurer Stars unglückliche Entscheidungen getroffen, sagten Insider. Mitte Dezember trennte sich der VfL von Allofs.

Zugleich begannen Spekulationen darüber, ob VW den Geldhahn für den Verein nicht mehr ganz so weit aufdrehen würde – auch vor dem Hintergrund der finanziellen Belastungen mitten im Abgasskandal. Im Februar wurde bekannt: anstatt 80 bis 90 Millionen Euro soll der Verein vom Mutterkonzern rund 60 bis 70 Millionen Euro jährlich bekommen. „Es gibt das Ziel, die Aufwendungen für den VfL Wolfsburg zu reduzieren“, hieß es damals im Umfeld des Aufsichtsrats. Inzwischen läuft es für Volkswagen wieder besser: Das Geld sprudelt, selbst die lange Zeit gewinnschwache Kernmarke VW verkündet endlich Erfolge.

Welche Folgen hätte ein Abstieg aus der Bundesliga finanziell für den Verein? Bei Volkswagen ist das vor der Relegation noch kein Thema. Konzern-Personalvorstand Karlheinz Blessing räumte ein, die Menschen in der Region hätten sich die Konstellation sicher nicht gewünscht: „Es sind zwei Vereine, mit denen auch viele Kolleginnen und Kollegen mitzittern, über die sie auch am Arbeitsplatz diskutieren.“ Blessing hat angesichts der Relegation noch einen Vorschlag: „Gerne würden wir einen Antrag stellen, die Bundesliga auf 19 Vereine aufzustocken, aber ich glaube, wir fänden kein Gehör.“ (dpa)

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