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Timo Werner (Mitte) jubelt über das 1:0.

© Jan Woitas/dpa

Update

WM-Qualifikation: Deutschland gewinnt 2:1 in Tschechien

Lange Zeit tut sich die deutsche Nationalmannschaft gegen die Tschechen schwer. Der Siegtreffer in Prag fällt spät durch ein Kopfballtor von Hummels.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass bei Länderspielen die Nationalhymnen von Pfiffen oder Schmährufen begleitet werden. So war das auch am Freitagabend in der Eden Arena in Prag. Kaum waren die ersten Töne vom Lied der Deutschen erklungen, kamen aus einer Ecke des Stadions wüste Beschimpfungen. So weit, so gewöhnlich. Ungewöhnlich war nur, dass es die deutschen Fans waren, die sich an ihrem aktuellen Lieblingsfeind, dem Deutschen Fußball-Bund, abarbeiteten.

Für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft waren Teile des eigenen Anhangs im WM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien lange Zeit der unangenehmste Widersacher. Die tschechische Mannschaft erwies sich nicht gerade als übermächtiger Gegner. Trotzdem kam sie eine Viertelstunde vor Schluss durch einen perfekten Distanzschuss von Herthas Vladimir Darida noch zum Ausgleich. Am Ende aber musste sich Tschechien dem Weltmeister nach einem späten Kopfballtor von Mats Hummels doch noch mit 1:2 (0:1) geschlagen geben. „Wir mussten in der zweiten Halbzeit viel hin- und herspielen und haben uns das Leben damit selber schwer gemacht“, sagte Thomas Müller.

So war der Sieg der Deutschen am Ende doch noch glücklich, obwohl sie das Spiel vor 18.093 Zuschauern über weite Strecken dominiert hatten. Dabei hatte Bundestrainer Joachim Löw eine vergleichsweise wild zusammengewürfelte Elf aus Weltmeistern und Confed-Cup-Sieger aufgeboten. Auch taktisch hatte er eine verwirrende Aufstellung gewählt. Gegen den Ball war es ein 4-1-3-2-System; bei eigenem Ballbesitz wurde aus der Viererkette eine Dreierreihe, Jonas Hector, eigentlich Linksverteidiger, mutierte zum Außenstürmer. Eine feste Grundordnung war kaum auszumachen; es schien, als hätte Löw sein Team zur totalen Flexibilität angehalten. Für die Tschechen war das in der ersten Halbzeit ein bisschen zu viel der Verwirrung. Von Beginn an sahen sie sich weitgehend zur Passivität verurteilt. Nicht mal vier Minuten dauerte es, ehe die Deutschen in Führung gingen. Mats Hummels eroberte im Mittelfeld den Ball, Mesut Özil bediente im Strafraum Timo Werner und der überwand Torhüter Tomas Vaclik zum 1:0.

Herthas Darida gelingt ein fulminantes Tor zum 1:1

In der Folge begnügten sich die Deutschen weitgehend mit der Kontrolle des Geschehens, im und um den Strafraum herum entschieden sie sich zu oft für die komplizierte Lösung: Hier noch ein Schlenker, da noch eine Ablage – und schon war die Chance vertan. Bis zur Pause hatten die Gäste nur noch eine klare Gelegenheit, als es einmal schnell und direkt ging und Thomas Müller, der diesmal Kapitän war, von rechts in den Strafraum passte. Lars Stindl kam am Fünfmeterraum frei zum Abschluss, schoss aber mehr oder weniger Torhüter Vaclik an.

Das eigene Tor geriet selten in Gefahr, obwohl die Deutschen sehr hoch verteidigten und die Absicherung auf ein Minimum beschränkten. Nach einer guten Viertelstunde hatten die Tschechen eine kurze Drangphase mit mehreren Ecken und einem richtig gefährlichen Abschluss von Jan Boril. Bei dessen Flachschuss musste sich Torhüter Marc-André ter Stegen mächtig strecken, um den Ball mit den Fingerspitzen noch zur Ecke abwehren zu können. Der Torhüter des FC Barcelona hatte unmittelbar nach der Pause eine weitere starke Szene, als er einen abgefälschten Schuss Daridas noch erwischte, obwohl er schon auf dem Weg in die andere Ecke war.

Die Tschechen spielten in der zweiten Hälfte mutiger, während den Deutschen in der Offensive nun noch mehr die Präzision fehlte. Toni Kroos, sonst die personifizierte Verlässlichkeit im Passspiel, leistete sich gemessen an seinem Standard ungewohnt viele Abspielfehler; Mesut Özil fiel durch einige Ungenauigkeiten auf. Insgesamt merkte man der Mannschaft an, dass es ihr in dieser Phase der Saison noch an der nötigen Sicherheit fehlte.

Löw reagierte nach einer guten Stunde, brachte Antonio Rüdiger für den offensiven Brandt, kurz darauf auch noch Julian Draxler für Stindl. Nach vorne aber entwickelte seine Mannschaft keine Gefahr mehr. Bis auf den Treffer von Hummels zum 2:1 erspielten sich die Deutschen nicht eine Torchance in der zweiten Hälfte. Der Treffer sicherte der Nationalmannschaft im siebten Qualifikationsspiel den siebten Sieg. Schon am Montag können die Deutschen mit einem Erfolg gegen Norwegen die Teilnahme an der WM in Russland perfekt machen – falls die Nordiren ihr Spiel gegen Tschechien nicht gewinnen sollten.

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