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Die Niederlande können ganz entspannt in ihr letztes Vorrundenspiel gehen.

© AFP

WM aktuell: Spiele des Tages

Heute fallen die Entscheidungen in Gruppe E und F. Die Niederlande sind schon für das Achtelfinale qualifiziert. Kann Dänemark noch Japan abfangen? Und was machen die Italiener?

KAMERUN - NIEDERLANDE

Gruppe E, Green-Point-Stadion, Kapstadt, 20:30 Uhr, live bei RTL und Sky, Schiedsrichter: Pozo Quinteros (Chile)

Die Holländer würden es nicht zugeben, aber sie spielen bislang ein sehr deutsches Turnier, mit jenem ergebnisorientierten Turniermannschaftsball, den Oranje seit dem WM-Finale 1974 eigentlich dem ungeliebten Nachbarn zuschreibt. Während der aber die multikulturelle Offensive entdeckt hat, entfernte sich die Elftal unter Bondscoach Bert van Marvijk vom Anspruch des Voetbal Totaal und dem Dogma geflügelter Angriffskunst. Doch die Holländer scheinen aus einer Vergangenheit gelernt zu haben, in der sie immer wieder in Schönheit starben, nachdem sie sich an sich selbst berauscht und den Kater nicht vertragen hatten. In den ersten beiden Spielen gegen Dänemark und Japan boten sie deshalb eher kunstloses Brot. Das Gesicht dieses neuen Hollands wurde nicht etwa Wesley Sneijder oder Robin van Persie, sondern Marwijks Schwiegersohn Mark van Bommel. Schönheit ist anders. Die Holländer aber kamen so zu zwei Siegen ohne Gegentor und qualifizierten sich als erstes Team für die nächste Runde. Dass sie das schöne Spiel nicht gänzlich verlernt haben, können sie nun gegen die Kameruner zeigen, für die es um nichts mehr geht. Dabei helfen könnte dann auch Arjen Robben. Er steht vor seinem Comeback. Und mit ihm eventuell auch die Kunst in Orange.


DÄNEMARK - JAPAN

Gruppe E, Bafokeng-Stadion, Rustenburg, 20:30 Uhr, live bei ZDF und Sky, Schiedsrichter: Jerome Damon (Südafrika)

Alter Däne, Morten Olsen schickt im Spiel gegen die Japaner die betagteste Truppe des Turniers auf den Rasen. Das rührt auch daher, dass in Per Kröldrup (30) ein weiterer Oldie den jungen, aber gelbgesperrten Simon Kjaer (21) ersetzen wird. "Als erfahrener Spieler hat man einen besseren Überblick ", meint der Mannschafts-Methusalem Martin Jörgensen (35). Aber nicht nur Keith Richards (67) sagt ja, dass ein guter Wein mit den Jahren immer besser schmecke. Kostprobe: Dänemarks 2:1-Sieg gegen Kamerun, nach dem die Zeitung "Ekstra Bladet" freudetrunken schrieb: "Die Rakete ist explodiert. Dennis Dynamite." Der bejubelte Dennis Rommedahl wird gegen die Japaner ebenso von Beginn an auf dem Feld stehen wie der angeschlagene Nicklas Bendtner.

Vor eben jenem Bendtner haben die Japaner den größten Respekt. Trainer Takeshi Okada hat einen klaren Plan: "Wir müssen verhindern, dass er an den Ball kommt." Wegsperren, an der Eckfahne anbinden oder kidnappen - die japanischen Abwehrrecken Yuji Nakazawa und Marcus Tanaka werden sich etwas einfallen lassen müssen. Tanaka überzeugte bisher, er hat keine Angst vor großen Namen: nicht vor Nicklas Bendtner und auch nicht vor Keith Richards.


SLOWAKEI - ITALIEN

Gruppe F, Ellis Park, Johannesburg, 16 Uhr, live bei ZDF und Sky, Schiedsrichter: Howard Webb (England)

Anders als bei der WM 2006 ist die Squadra Azzurra das Spiegelbild der Serie A, die sich, im Chaos versinkend, kontinuierlich von der Weltspitze weg entwickelt. Die Spieler verweigern sich dem Fußball und Marcelo Lippi gestikuliert dazu an der Seitenlinie wie eine Karikatur jenes Weltmeistertrainers, der die Italiener mit Erhabenheit über jeden Zweifel durch das Turnier in Deutschland geführt hat. Sein Comeback verkommt zu einem autodestruktiven Amoklauf. Italien spielt ohne System mit Spielern wie Fremdkörpern. So reichte es nicht einmal gegen Neuseeland zum Sieg. Um ein mögliches Ausscheiden abzuwenden, muss Italien unbedingt gewinnen. Genau wie die bisher sieglosen Slowaken, die aber ausgerechnet jetzt ein geradezu italienisches Dramolett aufführen. Wie zuvor bereits sein Amtskollege Marcelo Lippi ging nun auch der slowakische Trainer Vladimir Weiss auf Journalisten los, beleidigte sie im Anelka-Slang und drohte ihnen sogar Schläge an. Die Zeitungen in der Slowakei forderten daraufhin seinen Rücktritt. Weiss sagte, was passiert sei,tue ihm leid. Aber: "Ich kann mich nicht entschuldigen, weil ich Fußball für Leute mache, die dieses Spiel lieben. Einige von Euch machen diesen Job nur, um Elend zu verbreiten." Nervosität macht ich breit. Auf beiden Seiten. Immerhin kehrt mit Andrea Pirlo das Großhirn der Italiener zurück. Sollte also der Verstand dieses Spiel entscheiden, haben die Italiener die besseren Chancen.


PARAGUAY - NEUSEELAND

Gruppe F, Peter-Mokaba-Stadion, Polokwane, 16 Uhr, live bei ZDF info und Sky, Schiedsrichter: Yuichi Nishimura (Japan)

Zwei Spiele, keine Niederlage, punkt- und torgleich mit dem Titelverteidiger: Für die Neuseeländer ist das Turnier in Südafrika bisher ein einziges Fest. Über das Remis gegen Italien freuten sich Coach Ricki Herbert und seine Spieler so ausgelassen, als wären sie gerade Weltmeister geworden. "Weiß ist das neue Schwarz", titelt der "New Zealand Herald" und jubelt über die Tatsache, dass die "All Whites" derzeit in der Gunst der Bevölkerung sogar über dem stets dunkel gekleideten Rugby-Team stehen, das nicht weniger als Kultstatus besitzt. Im Falle einer Sensation gegen Paraguay wäre den "Kiwis" ein Heldenempfang in der Heimat garantiert. "Wir haben keine Angst", sagt Trainer Herbert, ganz Held eben.

Paraguay mit dem Dortmunder Bundesliga-Sturm Barrios/Valdez dürfte der schwierigste Gegner der Emporkömmlinge aus Ozeanien werden. Barrios, der eingebürgerte Argentinier, tat sich gegen die Slowakei auch als genialer Vorbereiter hervor, als er Enrique Vera beim Führungstreffer per Traumpass in Szene setzte. Die Südamerikaner, so viel dürfte feststehen, werden das Spiel machen. Neuseeland dagegen wird auf Konter warten - und darauf hoffen, dass der Jubel am Ende wieder Weiß trägt.

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