zum Hauptinhalt
Hoch das Bein. Christopher Trimmel (l.) und der 1. FC Union wollen am Freitagabend gegen Eintracht Frankfurt wieder mutiger spielen.

© Tom Weller/dpa

„Wir sind keine dreckige Truppe“: Unions Kapitän Christopher Trimmel nimmt Team in Schutz

Beim 1. FC Union ist Christopher Trimmel darum bemüht, seine Sicht der Dinge zu vermitteln. Man müsse positiv bleiben, fordert der Köpenicker Kapitän.

Von David Joram

Christopher Trimmel nahm am Dienstagmittag einigermaßen entspannt in einem Sessel im Stadion An der Alten Försterei Platz, er wirkte gelöst, frisch und gab sich redselig. Lediglich die schwarze Mütze und sein schwarzes T-Shirt wiesen darauf hin, dass auch der Kapitän des 1. FC Union Berlin das letzte Auswärtsspiel seiner Elf, ein 0:2 in Leverkusen, als Trauerspiel aufgefasst haben musste. Aber diesen Eindruck zerstreute Trimmel gleich. „Auch bei diesem Spiel gab es positive Sachen“, sagte er. Einige gute Umschaltmomente habe man gehabt, führte Trimmel an, kompakt sei man gewesen.

Dass viele Sachen gegen Bayer 04 vor allem weniger gut waren, wollte Trimmel in der 45-minütigen Presserunde nicht verhehlen, aber darum ging es ihm nicht. In seiner sachlich-souveränen Art versuchte er einzufangen, was dem Klub zuletzt ein wenig entglitten war; die Deutungshoheit über die eigenen Vorstellungen und das Auftreten seiner Spieler.

Das nächste Spiel am Freitag (20.30 Uhr, live im Stadion An der Alten Försterei und bei Dazn) gegen Eintracht Frankfurt steht schließlich an. Und was sie beim Aufsteiger davor überhaupt nicht gebrauchen können, sind Grundsatzdebatten zum Auftreten und zur Spielweise.

In der öffentlichen Wahrnehmung haben die Berliner zuletzt mutlos und ängstlich gespielt, die Statistik, die null Torschüsse in den ersten 45 Minuten gegen Leverkusen aufwies, unterstrich diesen Eindruck. Zusätzlich befeuerte der dritte Platzverweis in dieser Saison den Ruf, dass Union eine ungestüme Treter- und Kampftruppe ist. Nur wollen sie in Köpenick weder mutlos noch rüpelhaft wahrgenommen werden. „Wir sind keine dreckige Truppe, die viel foult“, sagte Trimmel also. Aus der Treter-Diskussion habe er „ein bisschen Dampf rausnehmen wollen.“

Unions Kapitän sieht die Mannschaft derzeit in ein zu schlechtes Licht gerückt. „Ich bleibe dabei: Polti wollte das nicht absichtlich machen“, bezog Trimmel Position für Stürmer Sebastian Polter, der Gegenspieler Julian Baumgartlinger wüst auf die Achillesferse gestiegen war. „Mir ist es lieber, die ganzen Dinge passieren jetzt zu Beginn, als in einer Phase, in der du die Punkte vielleicht wirklich brauchst“, sagte Trimmel, der die „ganzen Dinge“ nun einzusammeln versucht.

Umgang mit Niederlagen lernen

Nach vier Punkten aus fünf Spielen müssen die Berliner noch keine handfesten Krisen fürchten, das Selbstvertrauen scheint weitgehend vorhanden. Trimmel ringt deshalb um eine Einordnung, die seiner Perspektive gerecht wird. „Leverkusen ist eine Topmannschaft, die haben gegen Dortmund den gleichen Ballbesitz gehabt wie gegen uns“, sagt er und schlussfolgert daraus, dass es gegen solche Mannschaften eben ganz schwer sei zu punkten.

„Wir haben fast ein Jahr lang nie oder selten eine Phase gehabt, in der es von den Resultaten her nicht so gut läuft“, stellte Trimmel fest, „man muss jetzt auch mal lernen, zwei, drei Niederlagen in Folge wegzustecken. Wir sind nun einfach in einer komplett neuen Liga.“

Das hat das Leverkusen-Spiel gezeigt, in dem Trimmel der Druck auf den Ball gefehlt hat. Das sei, etwa gegen Dortmund, schon anders gewesen. „Da ist jeder Spieler in die Situation reingegangen.“ Man habe wohl zu viel nachgedacht, „und wenn du zu viel nachdenkst, ist es meistens schon zu spät“, sagte Trimmel, „wichtig ist nur, dass wir positiv bleiben.“

Union und die Schiedsrichter. Schon dreimal musste ein Teamkollege von Kapitän Trimmel (l.) das Feld vorzeitig verlassen.
Union und die Schiedsrichter. Schon dreimal musste ein Teamkollege von Kapitän Trimmel (l.) das Feld vorzeitig verlassen.

© Tom Weller/dpa

Mentalitätsprobleme will Trimmel zuletzt keine festgestellt haben, nur eine fehlende letzte Konsequenz. „Wir hatten gute Szenen, in denen wir kompakt verschoben haben, aber sind dann nicht aggressiv in die Duelle reingegangen.“

Trimmel, dem als Rechtsverteidiger naturgemäß an einer gesunden Defensive gelegen ist, fand den Auftritt in Leverkusen zu passiv. „Das sind nicht wir.“ Jeder, Fans und Spieler, würde spüren, dass die doch sehr schüchterne Herangehensweise am Rhein untypisch für Union gewesen sei. „Wenn du nur am Verschieben bist und nie in die Zweikämpfe gehst, dir aber trotzdem einen fängst, dann ist es doppelt bitter.“ Gegen Frankfurt fordert Trimmel daher einen „befreiteren“ Auftritt, „in den wir mit mehr Selbstvertrauen reingehen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false