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Uwe Seeler (l.) und Willi Schulz bei der Vorstellung des WM-Pokals im Vorfeld der Weltmeisterschaft 1974.

© dpa

Willi Schulz wird 80: Selbst Pelé adelte World-Cup-Willi

Von Union Günnigfeld zum HSV und in die Nationalmannschaft: Willi Schulz war ein Idol der 1960er Jahre in Hamburg.

Als Willi Schulz vor 53 Jahren vom FC Schalke 04 zum Hamburger SV wechselte, konnte der damalige Jung-Nationalspieler noch nicht wissen, dass er zum größten HSV-Idol der 1960er Jahre nach Uwe Seeler aufsteigen würde. Der gebürtige Westfale, einst beim Wattenscheider Stadtteil-Verein Union Günnigfeld als Fußballer groß geworden, ist in der Hansestadt längst heimisch geworden.

211 Bundesliga-Spiele (5 Tore) hat der säbelbeinige Abwehrspieler für den HSV bestritten, war Mitglied in dessen Aufsichtsrat und stets ein kritischer Begleiter. An diesem Donnerstag wird der gelernte Feinmechaniker, der seinen typisch westfälischen Slang bis heute nicht verleugnen kann, 80 Jahre alt. Dann wird er sich allerdings nicht in der Hansestadt aufhalten. „Bei runden Geburtstagen sind wir meist auf Reisen“, berichtete Schulz, der Ehrentage traditionell eher still begeht.

Vor dem Feier-Trubel ist er - anders als früher als beinharter Abwehrspieler auf dem Platz - schon öfter geflüchtet. Vor zehn Jahren war er auf einer Mittelmeer-Kreuzfahrt, vor fünf Jahren zum Golfen in Spanien, diesmal wird in der Nähe von Dublin gefeiert. „Im Familienkreis. Mein Sohn ist mit einer Irin verheiratet“, erklärte Schulz und scherzte: „Ich kann ja nicht einen ganzen Omnibus mit Leuten nach Irland einladen.“ Auch wenn ihm HSV-Ikone Uwe Seeler in puncto Toren weit voraus war, der kantige Verteidiger gelangte auf seine rustikale Art in die Herzen der Fußball-Anhänger. „Er war für das zu Null verantwortlich, hat hinten für Ordnung gesorgt. Und das hat er gut gemacht“, lobte Seeler seinen alten Weggefährten, mit dem er sich noch häufig trifft und oft auch gemeinsam ins Stadion fährt. „Ganz ehrlich: Ich hätte nicht gerne gegen Willi gespielt. Das ist ein eisenharter Knochen, der hat so leicht nichts anbrennen lassen“, sagt Seeler.

"Ich war kein Kind von Traurigkeit"

Schulz beurteilt sich im Rückblick ähnlich. „Ich war kein Kind von Traurigkeit, aber ich kannte immer die Grenzen“, meinte der Prototyp des klassischen Ausputzers über seine Fußball-Künste. Immerhin 66 Länderspiele, davon 20 als Kapitän, bestritt er für Deutschland. Er nahm an drei Weltmeisterschaften (1962, 1966, 1970) teil, wobei sein legendärer Spitzname World-Cup-Willi 1966 geboren wurde. Denn so hieß damals auch das englische WM-Maskottchen. Kein Geringerer als Pelé adelte die Verteidiger-Kante als harten, aber stets fairen Gegenspieler. „Das Fußballer-Leben könnte so schön sein, wenn es diesen säbelbeinigen Schulz nicht gäbe“, meinte der einst weltbeste Stürmer voller Anerkennung. „Das war immer hart, aber herzlich“, erinnerte sich Schulz an die Duelle mit dem Brasilianer. „Während des Spiels hat Pelé geknurrt, aber hinterher waren wir immer ein Herz und eine Seele.“

Als Schulz am 24. April 1973 im Hamburger Volksparkstadion abtrat, ging eine stolze Karriere zu Ende - allerdings ohne großen Titel. Denn er hatte nicht nur im WM-Finale 1966 gegen England (2:4 n.V.) mit dem berühmt-berüchtigten Wembley-Tor Pech. Mit dem HSV verlor er 1967 das DFB-Pokal-Endspiel gegen Bayern München (0:4) und ein Jahr später das Europacup-Finale der Pokalsieger gegen den AC Mailand (0:2). Aktuell hofft der Jubilar, dass sein HSV nach dem ersten Abstieg der Klubgeschichte sofort in die Bundesliga zurückkehrt. „Der einfachste Weg ist, wenn man direkt wieder aufsteigt“, glaubt Schulz. „Beim HSV weiß man das, daher ist die Chance gut. Die Spieler bringen ja auch noch was aus der Ersten Liga mit. Deshalb bin ich zuversichtlich.“ (dpa)

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