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Messi des Volleyballs. Leon hält viel von den BR Volleys. Foto: Lukas Schulze/dpa

© picture alliance / dpa

Wilfredo Leon von Zenit Kasan: Der beste Volleyballer der Welt in Berlin

Die BR Volleys treffen heute auf die Übermannschaft Zenit Kasan. Und die Russen haben eine ganz besondere Attraktion in ihren Reihen.

Über das Thema Heimat spricht Wilfredo Leon nicht so gerne. Dabei ist seine Heimat, wie er selbst sagt, „wunderschön“. Und Leon sagt auch: „Natürlich vermisse ich meine Familie und meine Freunde.“ Der 24-Jährige kommt nicht mehr oft in seine wunderschöne Heimat Kuba, weil er eine herausragende Begabung hat und weil er sie nicht nur in Kuba vorzeigen wollte. „Ich wollte ein besserer Spieler werden, und das ging nur in einer professionellen Liga und einem professionellen Klub“, sagt er. Und der hochbegabte Leon wurde immer besser, im Moment jedenfalls gibt es keinen besserer Volleyballspieler auf der Welt. Viele meinen sogar, dass es nie einen besseren gegeben hat. Leon sei eine Mischung aus Ronaldo und Messi, nur eben als Volleyballer, sagte einmal sein früherer Mannschaftskollege Teodor Salparov über ihn.

Am heutigen Mittwoch führt Leon seine spektakulären sportlichen Künste in der Berliner Max-Schmeling-Halle auf (19.30 Uhr). Mit seinem Klub Zenit Kasan trifft er in der Champions League auf die BR Volleys. Der neue Berliner Trainer Stelian Moculescu bekommt es mit dem amtierenden Champions-League-Sieger zum Einstand gleich mit der wohl schwerstmöglichen Aufgabe zu tun. „Leon ist ein Ausnahmespieler. Er ist der Kreuzbube in dieser Mannschaft. Wenn die anderen nicht stechen, dann sticht er“, sagt Volleys-Manager Kaweh Niroomand.

Der 65-Jährige hatte sich schon im vergangenen Jahr beim Final Four in Rom von den Qualitäten Leons überzeugen dürfen. Die Volleys hielten im Halbfinale gegen Kasan teilweise gut mit. Aber als es eng wurde, machte Leon ernst mit einer nicht enden wollenden Serie an krachenden Angaben.

2013 floh er ins Ausland - in Kuba haben sie ihm das nie verziehen

Die Karriere des Wilfredo Leon nahm seinen Beginn im frühen Kindesalter, als ihm seine Mutter die Grundlagen des Spiels beibrachte. „Mit elf Jahren“, erzählt er, „habe ich zum ersten Mal darüber nachgedacht, Volleyballspieler zu werden.“ Drei Jahre später schon stand er mit der kubanischen Nationalmannschaft auf dem Feld – im Alter von 14 Jahren. Ein Jahr später wurde er beim World-League-Turnier in Belgrad zum besten Außen-Annahmespieler gewählt, und 2010 gewann er mit Kuba die WM-Silbermedaille. Hinzu kamen unzählige persönliche Auszeichnungen. Und so ging es Leon wie schon so vielen Sportlern in seinem Heimatland: Er war so gut geworden, dass die sozialistischen Landesgrenzen sich für ihn immer enger anfühlten. Alle Spitzenklubs der Welt wollten den Spieler haben, der bei seinen Sprüngen tatsächlich in der Luft zu stehen scheint. „Das ist nicht nur Begabung, sondern harte Arbeit. Ich habe in Kuba sehr früh und sehr viele Sprünge geübt“, sagt er dazu. Leon jedenfalls wollte sich die Chance nicht nehmen lassen. 2013 floh er ins Ausland. Er heiratete seine polnische Freundin und erhielt die Staatsbürgerschaft des Landes. In Kuba haben sie das ihrem einstigen Helden bis heute nicht verziehen. „Sie schimpfen mich dort einen Verräter. Als Verräter sehe ich mich aber nicht“, sagt er. Die Geschichte um den genialen Volleyball ist daher auch tragisch, zumal er für seine Wahlheimat Polen zwei Jahre lang für das Nationalteam gesperrt wurde.

Auf Vereinsebene dagegen hätte es Leon kaum besser erwischen können. Zenit Kasan ist eine Ansammlung an Ausnahmespielern. Als das Team im vergangenen November gegen St. Petersburg verlor, war dies die erste Niederlage nach zwei Jahren. „Klar, manchmal ist es schwierig sich weiter zu motivieren“, gibt Leon sogar zu. „Deshalb versuche ich, mir immer kurzfristige Ziele zu setzen.“ Auch für das Spiel am Mittwoch gegen die Volleys redet er sich schon einmal warm. „Das ist eine sehr starke Mannschaft mit herausragenden Fans. Das wird bestimmt nicht einfach für uns“, sagt er.

Leon ist nicht nur der beste, sondern auch der bestbezahlte Spieler seiner Sportart. Er soll umgerechnet bis zu 1,5 Millionen Euro im Jahr in Kasan verdienen. Ob er auch in der nächsten Saison für die Russen spielen wird, ist ungewiss. Perugia hatte zuletzt Interesse bekundet, aber auch viele andere Klubs vor allem aus Asien.

Doch egal, wo Leon am Ende landen wird: Er dürfte einen Arbeitgeber finden, der bereit ist, dass zu bezahlen, was er auf dem freien Markt wert ist. In seinem Falle ist das sehr viel. Leon genießt deshalb seine Freiheit, auch wenn es ihn schmerzt, wenn er an sein wunderschönes Kuba denkt.

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