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Bis hierhin und nicht weiter. Dass die Zuschauer beim Fußball draußen bleiben müssen, ist bekannt. Viel mehr noch nicht.

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Wie geht es weiter mit der Fußball-Bundesliga?: Ein Konzept mit vielen Unbekannten

Dass die Fußball-Bundesliga schon bald wieder Fußball spielen will, ist sicher. Viel mehr aber noch nicht.

Wenn es nach einigen Experten aus dem Arbeitsministerium geht, könnte der Fußball künftig ein ganz anderes Bild abgeben, als wir es bisher gewohnt sind. Denn nach deren Vorstellungen gehörten nicht nur Schienbeinschoner zur vorschriftsmäßigen Ausrüstung eines Fußballers, sondern angesichts der Bedrohung durch das Coronavirus auch Gesichtsmasken. Und so wie es im Hochsommer gelegentlich vom Schiedsrichter verordnete Trinkpausen gibt, so könnten die Spiele in der Bundesliga künftig nach jeweils einer Viertelstunde unterbrochen werden, damit die Spieler ihre Masken wechseln.

Solche und weitere Vorschläge stehen in einem Arbeitspapier des Bundesarbeitsministeriums, aus dem „Der Spiegel“ berichtet hat. Laut einem Sprecher des Ministeriums handelt es sich aber lediglich um einen ersten Entwurf auf Arbeitsebene. „Ich stelle mir Fußball mit Masken sehr ungewöhnlich vor“, sagt Tim Meyer, Arzt der deutschen Nationalmannschaft.

"Fußball mit Masken ist ungewöhnlich"

Mit der medizinischen Task-Force der Deutschen Fußball-Liga (DFL), deren Leiter er ist, hat Meyer ein Konzept entwickelt, wie in der Ersten und Zweiten Liga wieder Fußball gespielt werden kann. „Wir sind davon ausgegangen, dass wir den Platz unreglementiert lassen, weil wir den Fußball auch authentisch lassen wollen“, sagt er.

Selbst wenn die Zuschauerränge bei einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs leer bleiben müssen: Auf dem Rasen soll alles weitgehend so bleiben, wie es vor der Pandemie war. Dazu hat die DFL am Donnerstag die medizinischen und organisatorischen Rahmenbedingungen zur Fortsetzung der derzeit unterbrochenen Bundesligasaison vorgelegt. Trotzdem sind noch viele Fragen offen, wie und wann es mit dem Fußball tatsächlich weitergeht.

Christian Seifert, der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga, hat am Donnerstag noch kein Datum für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs genannt. Aus gutem Grund. „Einen fixen Termin zu benennen wäre anmaßend“, sagte der DFL-Chef. „Wir haben es nicht in der Hand, ob wir überhaupt spielen.“ Die Liga ist für die Verwirklichung ihrer Pläne auf das Wohlwollen der Politik angewiesen. Deshalb will sie mit aller Macht den Eindruck verhindern, dass der Fußball in irgendeiner Weise Druck auf die Entscheidungsträger aufbaut.

In der Politik gibt es durchaus Vorbehalte gegen die Pläne des Fußballs. „Wir müssen den jungen Leuten die Botschaft vermitteln: Haltet Abstand! Tragt einen Mundschutz! Das Virus ist gefährlich“, sagte der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach am Freitag in einem Interview des Bayerischen Rundfunks. „Alle drei Botschaften werden durch einen Bundesliga-Start konterkariert.“

Die Bundesregierung will erst am 30. April mit den Ministerpräsidenten der Länder über das weitere Vorgehen in der Coronavirus-Pandemie beraten. Selbst wenn die Politik dann ihre Zustimmung zu den Plänen der DFL signalisieren sollte, bliebe nur etwas mehr als eine Woche bis zum 9. Mai, der zuletzt häufig als möglicher Termin für die Fortsetzung der Saison genannt worden ist. Realistisch ist dieses Datum wohl nicht mehr.

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Bisher dürfen die 36 Erst- und Zweitligisten nur eingeschränkt trainieren. Sie tun dies in kleineren Gruppen und unter Einhaltung der bestehende Abstandsregeln. Normales Torschuss- oder Zweikampftraining, aber auch mannschaftstaktische Übungen finden derzeit nicht statt. Unmittelbar bevor die Bundesligisten das reguläre Mannschaftstraining aufnehmen, sollen sämtliche Spieler zum ersten Mal auf das Coronavirus getestet werden. Wann das sein wird, ist allerdings noch nicht absehbar.

Der DFB verschiebt das Pokalfinale

„Zwei Wochen Mannschaftstraining wären optimal“, sagt Markus Krösche, der Sportdirektor von Rasenballsport Leipzig, über den Vorlauf vor dem Liga-Neustart. Auch zum Schutz vor Verletzungen. Nationalmannschaftsarzt Tim Meyer rät den Klubs daher, schon jetzt „ganz gezielt Übungen zu machen, von denen man weiß, dass sie verletzungspräventiv sind“.

Der Deutsche Fußball-Bund hat am Freitag in seiner Präsidiumssitzung beschlossen, dass das DFB-Pokalfinale nicht am 23. Mai im Berliner Olympiastadion ausgetragen wird. Wann es stattfinden wird, ist noch offen. Wie so vieles in der aktuellen Situation. Auch die DFL hat sich noch nicht konkret zum weiteren Prozedere geäußert – sollte die Saison tatsächlich fortgesetzt werden dürfen. Nimmt die Liga den Betrieb an der Stelle wieder auf, an dem er Mitte März unterbrochen wurde? Oder beginnt sie mit dem Spieltag, der dann aktuell anstünde? Wie viele englischen Wochen sind notwendig, damit die noch ausstehenden neun Spieltage planmäßig bis dem 30. Juni ausgetragen werden können?

Im Arbeitspapier des Arbeitsministeriums ist für einen Neu-Start auch die Variante ins Spiel gebracht worden, dass die Mannschaften sich bis zum Ende der Saison in dauerhafte Quarantäne begeben. Das hält die DFL nicht für notwendig. Selbst die Option, sämtliche Spiele an lediglich vier Standorten auszutragen und dadurch die Reisetätigkeit der Mannschaften deutlich einzuschränken, ist laut Tim Meyer kein Thema gewesen.

„Wir machen es durch die vielen Maßnahmen extrem unwahrscheinlich, dass eine Person, die coronapositiv ist, auf den Platz gelangt“, sagt der Leiter der medizinischen Taskforce. Letztlich sei das Gelingen aber in hohem Maße von der Disziplin aller Beteiligten abhängig: „Wenn die nicht vorhanden ist, kann auch das allerbeste Konzept scheitern.“

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