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Erste Liga, zweite Reihe. Alexander Nouri (rechts) mit seinem Vorgesetzten Jürgen Klinsmann beim Hertha-Heimspiel gegen Borussia Dortmund.

© picture alliance/dpa

Wie einst Joachim Löw: Alexander Nouri ist der wichtigste Assistent von Klinsmann

Alexander Nouri ist bei Hertha BSC als Assistent von Jürgen Klinsmann mehr als ein Co-Trainer. Ihm kommt die Löw-Rolle zu.

Manche Assistenten hätten womöglich eine Einweisung gebraucht, eine Art groben Leitfaden. Worauf ist zu achten? Was darf ich sagen, was besser nicht? Was gehört überhaupt in die Öffentlichkeit? Und was könnte in dieser schwierigen wie angespannten Situation unter Umständen falsch verstanden werden?

Im Fall Alexander Nouri müssen sich die Verantwortlichen von Hertha BSC diesbezüglich keine großen Sorgen machen. Gemessen an seinem für Trainer doch recht jungen Alter hat Nouri, geboren 1979 in Buxtehude, schon einiges erlebt und gesehen in seiner Karriere.

Ein Jahr lang, von September 2016 bis Oktober 2017, verantwortete er die Profis des SV Werder Bremen, später stand er ein paar Monate als Cheftrainer in Ingolstadt an der Seitenlinie. Man darf also ohne Angst vor einer Gegendarstellung behaupten, dass Nouri kein Anfänger mehr in der Branche ist. Dass er den Zirkus Bundesliga mit allen dazugehörigen Facetten kennt und einzuschätzen vermag.

Und so tritt der 40-Jährige am Dienstag zur Mittagszeit, kurz nach der ersten und einzigen öffentlichen Trainingseinheit von Hertha BSC in dieser Woche, erstmals in seiner noch überschaubaren Berliner Amtszeit vor die Reporterrunde, die sich wie immer an der Eckfahne des Schenckendorffplatzes versammelt hat.

Mit Jürgen Klinsmann ist in der vergangenen Woche bekanntlich auch ein neues Funktionsteam in Berlin gelandet, das Hertha vor dem sportlichen Niedergang bewahren soll. Nouri kommt dabei jene Rolle zu, die einst der heutige Bundestrainer Joachim Löw unter Klinsmann ausgefüllt hat: Er ist der verlängerte Arm des neuen Cheftrainers und sein wichtigster Assistent.

Nouri kennt Abstiegskampf aus seiner Bremer Zeit

„Wenn man in so einer Situation einspringt, hat das in erster Linie viel mit Arbeit zu tun“, sagt Nouri, „aber es macht Spaß, wieder auf dem Platz zu stehen und sich Gedanken über Fußball zu machen.“ Genau diesen Eindruck hatte er zuvor auch in der 90-minütigen Trainingseinheit vermittelt: Nouri war sehr präsent, deutlich häufiger und klarer zu hören als sein prominenter Vorgesetzter; er unterbrach die Übungen regelmäßig, erklärte viele Kleinigkeiten und verschaffte sich problemlos Gehör.

Einmal brüllte er über das Feld: „Wir müssen mehr in Laufwege investieren!“ Kurz darauf betonte er noch einmal, worum es geht: „Spiel ohne Ball! Spiel ohne Ball, Leute!“ Als Nouri später nach der fußballerischen Idee gefragt wird, die Hertha in den nächsten Wochen respektive Monaten verfolgen will, fällt die Antwort allerdings eher vage aus. „Wir wollen erfolgreich sein, Spaß haben und hart arbeiten“, sagt er, „Fleiß und Beharrlichkeit sind Tugenden, die jetzt gefragt sind.“

In Kooperation mit den anderen Assistenten unterliegt Nouri primär die Konzeption der Trainingseinheiten. „Wir erarbeiten das gemeinsam und schlagen Dinge vor“, sagt er, „aber Jürgen ist als Cheftrainer natürlich derjenige, der das letzte Wort hat und entscheidet.“

Am Montagabend etwa hatte Klinsmann seinem ersten Zuarbeiter eine Dienstreise nach Mainz aufgetragen, wo Herthas nächster Gegner, die Frankfurter Eintracht, spielte. Nach dem viel beachteten 5:1-Sieg gegen den FC Bayern, der Niko Kovacs Beurlaubung zur Folge hatte, war es bereits die dritte Bundesliga-Niederlage für die Hessen. Geht da also was am Freitagabend? „Wir müssen uns wieder das Selbstverständnis erarbeiten, dass wir jeden Gegner schlagen können“, sagt Nouri.

Nouri weicht der Frage nach den Ambitionen aus

Grundsätzlich, erzählt Nouri weiter, kenne er die Situation im Abstiegskampf aus seiner Bremer Zeit. „ Wenn die Resultate nicht so sind, wie man sich das vorstellt, beginnt der Kopf zu arbeiten“, sagt er, „deshalb müssen wir klare Vorgaben machen, an denen sich die Spieler auch orientieren können.“ Es gehe in erster Linie darum, nicht zu viel nachzudenken – oder wie es Nouri formuliert: „Wir müssen einfach rausgehen und uns Automatismen erarbeiten, auf die wir im Spiel zurückgreifen können.“

Ganz zum Schluss gibt es dann noch eine Art Fangfrage – oder zumindest eine Frage mit Fettnäpfchen-Potenzial. Also, Herr Nouri, haben sie womöglich Ambitionen, länger als über die Saison hinaus in Berlin zu arbeiten? Nouri antwortet souverän: „Berlin ist eine fantastische Stadt, Hertha ein Wahnsinnsverein. Wir wollen alles reinhauen und richtig für die Aufgabe hier brennen“, sagt er. „Was sich dann daraus womöglich entwickelt, hängt natürlich von einer einzigen Sache ab: den Ergebnissen.“

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