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Aufstiegshelden und Stadtmeister: Polter (Mitte) auch Gikiewicz (rechts) voll dabei.

© Imago

Wie die Saison für Union bisher verlaufen ist: Traumhafter Herbst, harter Winter

Vor dem Re-Start der Bundesliga: Ein Rückblick auf den bisherigen Saisonverlauf vom 1. FC Union.

Lang, lang ist’s her. Bevor der 1. FC Union an diesem Sonntag die Bayern empfängt, wollen wir noch einmal zurückblicken auf den Start in die erste Bundesliga-Saison der Köpenicker. Die Sensation gegen Dortmund, den Derbysieg und einen Shitstorm.

Die Neu-Unioner. Im ersten Sommer als Bundesligist wollen plötzlich alle zu Union. Mehr als zehn neue Spieler und rund 10 000 neue Mitglieder begrüßt man zwischen Mai und August an der Alten Försterei. Trotz des großen Rummels beginnt die Saison in Stille.

Der Fehlstart. Im allerersten Bundesligaspiel trifft Union ausgerechnet auf den Brauseklub aus Sachsen – und die Fans kündigen einen Stimmungsboykott an. Torwart Rafal Gikiewicz reagiert genervt, doch es kommt anders als erwartet. Vor ihren schweigenden Fans kommt das Team von Urs Fischer eine Viertelstunde lang relativ gut durch. Doch mit den Gesängen der Unioner wacht Leipzig auf und überrollt den Debütanten. Trotz der 0:4-Klatsche ist die Alte Försterei 15 Minuten nach Abpfiff noch voll. Union ist oben angekommen.

Das erste Tor schießt eigentlich Sebastian Andersson in Augsburg. Viel wichtiger ist aber das erste Heimtor. In der drückenden Hitze eines Sonntagnachmittags im August gelingt Marius Bülter nach einer Ecke Unions Führung, die ein sensationelles 3:1 gegen Borussia Dortmund einleitet. Später soll Union noch einmal zum Borussenkiller werden, und Bülter zum besten Neuzugang der Saison.

Die Publikumslieblinge Polter auch Gikiewicz wollen weg

Die Stadtmeisterschaft. Auf den Sieg über Dortmund folgen fünf Niederlagen in sechs Spielen, und vor dem zum „Klassenkampf“ erklärten Derby steht nicht nur Hertha, sondern auch Union unter Druck. Sowohl der Fußball als auch das Fanverhalten sind auf beiden Seiten grottenschlecht. Union feiert trotzdem, dank eines späten Elfmeters von Sebastian Polter. Beim Weihnachtssingen zwei Monate später wird die Stadtmeisterschaft immer noch besungen.

Der Abstiegskampf. Mitte November gibt es den nächsten Überraschungssieg zuhause gegen die Borussia aus Mönchengladbach. Doch wenn der Herbst wie im Traum vorbeifliegt, dann ist der Winter hart und lang. Zwischen November und Februar steckt Union im Abstiegskampf. Neben zwei wichtigen Siegen über Köln und Augsburg gibt es fünf Niederlagen, zum Schluss ein ernüchterndes 0:5 in Dortmund.

Die Ruhe vor dem Sturm. Dank zweier seltener Auswärtssiege liegt Union bis Ende Februar neun Punkte vom Relegationsplatz entfernt. Zudem ziehen die Köpenicker zum ersten Mal seit 2001 ins Pokalviertelfinale ein – und verlieren zweimal prächtig gegen Leverkusen. Vor dem Besuch des Deutschen Meisters und dem zweiten Derby herrscht aber fröhlicher Optimismus im Berliner Osten. Doch dann ist die Welt auf einmal eine andere.

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Das leere Stadion. Am Anfang der Coronaviruskrise wird Union heftig dafür kritisiert, bis zuletzt ein Spiel im vollen Stadion gegen Bayern zu planen. Es bleibt ein Shitstorm im Stadionbecher, der Spieltag wird im März sowieso nicht mehr ausgetragen. Die Bayern kommen nun an diesem Sonntag, und Union muss ohne seine Fans auskommen. Und vielleicht auch ohne Trainer. Urs Fischer verließ am Mittwoch aus privaten Gründen das Trainingslager. Seine Co-Trainer übernehmen vorerst.

Der stille Abschied. Zwei Publikumslieblinge werden am Ende dieser Spielzeit den Klub verlassen. In der Coronaviruspause vermeldet Union, dass neben Polter auch Gikiewicz seinen Vertrag nicht verlängern wird. Womöglich wird der Abschied der beiden Aufstiegshelden im vollen Stadion irgendwann noch nachgeholt. Die erste Bundesliga-Spielzeit von Union wird also enden, wie sie begonnen hat: in Stille.

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