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Johannes Golla soll das deutsche Team gegen Ungarn anführen.

© imago images/Kolektiff

Wichtige Testspiele gegen Ungarn: Die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist dauerhaft im Umbau

Das deutsche Team gilt als jung, hungrig und perspektivisch. Doch die Herausforderungen für das Trainerteam sind gewaltig.

Es ist schon fast eine seltsame Situation für die deutschen Handball-Nationalspieler, vis-à-vis Zeit miteinander verbringen zu können. Als die Mannschaft letztmals bei der Europameisterschaft im Januar zusammengekommen war, erfolgte der Großteil der Kommunikation digital, verschwanden manche Spieler aufgrund positiver Tests sogar ganz von der Bildfläche.

„Das ist jetzt unsere erste Möglichkeit, uns darüber auszutauschen und mal wieder normal miteinander zu reden“, berichtet Johannes Golla vom aktuellen Lehrgang in Kamen-Kaiserau. Er gehörte zu den wenigen Akteuren, die sich während des Turniers nicht mit dem Coronavirus infiziert hatten und der in seinem ersten Turnier als Kapitän vor einer nicht gerade kleinen Herausforderung gestanden hatte.

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Trotzdem betont der 24 Jahre alte Flensburger, dass die Zeit in Bratislava den Mannschaftsgeist gestärkt habe und trotz der abstrus hohen Zahl von 18 Erkrankten und insgesamt elf Nachnominierten das Team enger zusammengeschweißt habe. Doch welches Team eigentlich?

Als jung, hungrig und perspektivisch wird der aktuelle Kader der Deutschen gerne beschrieben, in dem immer mehr die namhaften Vertreter der deutschen Spitzenklubs fehlen und anstelle dessen aufstrebende Talente eine tragende Rollen einnehmen. Durch den Rücktritt des Kieler Kreisläufers Patrick Wiencek vor gut einer Woche wird dieses Bild noch einmal deutlicher umrissen.

Es fehlt ein zweiter Abwehrchef

Denn Bundestrainer Alfred Gislason muss dadurch nicht nur auf einen erfahrenen Routinier verzichten, sondern nach dem Abschied von Hendrik Pekeler ebenso auf seinen zweiten bisherige Chef in der Defensive. Gleichzeitig fehlen durch die Absagen der Rückraumspielern Sebastian Heymann, Djibril M’Bengue, Philipp Weber und Kai Häfner weitere, teils prägende Personalien.

Nachgerückt sind derweil Juri Knorr und David Schmidt, während Jannik Kohlbacher nach seiner Verletzungspause zur DHB-Auswahl zurückkehren konnte. Tim Zechel hingegen darf erstmals für die deutsche Nationalmannschaft auflaufen. Der zweite eingeladene Debütant Veit Mävers musste indes aufgrund eines unklaren Corona-Befundes vorzeitig abreisen. Bei dem Rückraumspieler vom Bundesligisten TSV Hannover-Burgdorf sei einer von sechs Corona-Tests positiv ausgefallen, teilte Gislason am Freitag mit. „Wir gehen davon aus, dass es sich um einen fehlerhaften Test handelt, wollten aber kein Risiko eingehen“, sagte Gislason.

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Damit ist der 16er-Kader für die beiden Testspiele gegen Ungarn an diesem Samstag in Gummersbach (16.15 Uhr) und am Sonntag in Kassel (17.15 Uhr, beide live bei Sport1) wieder einmal großzügig durchgemischt worden. Wieder geht es mehr darum, sich kennenzulernen, zu integrieren und eine Einheit zu formieren, als dass neue Spielsysteme erprobt werden könnten – und das gegen einen Gegner, der mit seiner körperlichen Präsenz und individuellen Klasse ohnehin schwer zu bespielen ist.

Die Aufgabe für das Trainerteam und genauso für Johannes Golla als Führungsspieler ist also erneut eine besondere. „Wir haben uns da besprochen und versuchen als erstes, Sicherheit in unsere Abläufe zu bringen“, erklärt Golla. „Gerade in der Abwehr müssen wir aber natürlich bei den Basics anfangen.“

Wichtige Play-off-Spiele gegen Färöer

Und da ist dann der Kapitän erneut explizit gefragt. Nicht nur, weil er mit seinen 42 Länderspielen mittlerweile zu den routinierteren Akteuren im deutschen Aufgebot zählt und die von Gislason gewünschten Vorgänge bereits verinnerlicht hat, sondern auch, weil er als Abwehrchef in Flensburg sowohl in der Liga als auch im internationalen Geschäft erfahren ist.

Unterstützung soll Golla dabei vorrangig vom Leipziger Simon Ernst erhalten, sowie vom Zweitliga-Spieler Julian Köster, der bei der EM so fulminant auf sich aufmerksam gemacht hat. „Wir denken langfristig“, sagt Gislason. „Wir wollen im Kader einen Kern schaffen, der eingespielt ist und das wollen wir bei jeder Maßnahme verbessern.“ Schließlich warten auf die DHB-Auswahl Mitte April die zwei wichtigen Play-off-Spiele für die Weltmeisterschaft 2023 gegen die Färöer. Bis dahin will sich das Team gefunden haben – und zwar nicht nur digital.

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