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Es sind noch Plätze frei. In einer Woche wählt Hertha BSC einen neuen Präsidenten, dessen Stellvertreter und bis zu fünf Beisitzer.

© dpa

Wer wird Präsident von Hertha BSC?: Der Wahlkampf geht in die entscheidende Phase

In einer Woche wählt Hertha einen Präsidenten. Kay Bernstein will die Basis einbinden und kritisiert den Aufsichtsrat für die Festlegung auf Frank Steffel.

Es soll heiß werden. Und deshalb gab es vorab noch ein paar wichtige Verhaltensmaßregeln. Man solle „bitte an locker-luftige Kleidung und eine Kopfbedeckung“ denken, hieß es in einer Mail an die Teilnehmer. Möglicherweise wird es auch jenseits der hochsommerlichen Temperaturen an diesem Sonntag ziemlich hitzig werden. Immerhin geht es bei der Konferenz der Initiative „Wir Herthaner“ (ab 11 Uhr, Bergiusstraße 33, Neukölln) um die Zukunft von Hertha BSC.

Hinter der Initiative steht Kay Bernstein, einer von bisher fünf Bewerbern um das Präsidentenamt des Berliner Fußball-Bundesligisten. Am Sonntag kommender Woche wird bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung gewählt, neben einem Präsidenten auch dessen Vertreter sowie bis zu fünf Beisitzer. Am Samstag um Mitternacht endet die Bewerbungsfrist.

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Für die Nachfolge des zurückgetretenen Werner Gegenbauer kandidieren neben Bernstein, dem früheren Ultra, das aktuelle Präsidiumsmitglied Ingmar Pering, Michael Baumgärtner, Marvin Brumme sowie der ehemalige CDU-Politiker Frank Steffel, der derzeit noch Präsident des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin ist und für den sich zuletzt in einer Videobotschaft auch Herthas Ex-Trainer Pal Dardai ausgesprochen hat.

Der Ungar sitzt auf einer Terrasse am Wasser, offenbar ist er im Urlaub. Er sieht gut erholt aus. „Es wird Zeit, dass ein echter Neuanfang kommt“, sagt Dardai, der mit dem Klub gerade über die Auflösung seines Vertrags verhandelt, in die Kamera seines Handys. „Aus meiner Sicht ist Frank Steffel ein sehr interessanter und ehrlicher Kandidat.“ Bei den Füchsen habe er gezeigt, dass er es könne, daher glaube er, Dardai, dass es auch bei Hertha funktionieren könne.

Dass sich Herthas früherer Trainer so deutlich positioniert, hat viele überrascht. Auch Steffels Widerpart Bernstein. „Ich war etwas irritiert“, hat der Inhaber einer Event- und Kommunikationsagentur jetzt in einem Interview mit dem „Kicker“ gesagt.

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Steffel ist der erklärte Wunschkandidat von Klaus Brüggemann, dem neuen Aufsichtsratsvorsitzenden von Hertha BSC. „Er hätte den Charakter und die Durchsetzungskraft, um Hertha in die richtigen Bahnen zu lenken“, findet Brüggemann. Dass er sich als Aufsichtsratschef in der Angelegenheit so klar für einen Bewerber positioniert hat, wird von Bernstein kritisch gesehen. Brüggemann führe nicht Aufsicht, sondern gestalte. „Damit überschätzt er seine Kompetenzen“, sagt er. „Der Aufsichtsrat war nicht gut beraten, es so zu machen.“

Bernstein will das Thema Präsidentschaft anders angehen und seine Bewerbung auf eine breite Basis stellen. Auch deshalb hat seine Initiative für diesen Sonntag zu einer Konferenz eingeladen. „Wir wollen in dieser extrem schwierigen Phase, in der unser Verein steckt, die Kräfte, Kompetenzen und Emotionen aller Herthaner bündeln“, heißt es auf der Internetseite der Initiative. „Am Ende dieses Konferenztages gibt es einen kurz-, mittel- und langfristigen Handlungsauftrag für das eine Woche später zu wählende Präsidium.“

Bernstein sieht jetzt bessere Chancen

Oder, wie Bernstein es formuliert: „Im schlimmsten Fall wird es ein wunderschöner blau-weißer Tag, bei dem wir viel geredet haben, aber wenig rausgekommen ist. Im besten Fall fallen uns die größten Baustellen und besten Maßnahmen ein, die Hertha konsequent angehen muss.“

Explizit eingeladen wurden zu der Konferenz Vertreter aller bekannten Fan-Initiativen, Vertreter des Förderkreises Ostkurve, Präsidium, Aufsichtsrat, Geschäftsführung, Mitglieder und Mitarbeiter des Vereins. Teilnehmen aber kann grundsätzlich jeder, bis Samstagmittag waren rund 150 Anmeldungen eingegangen.

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Zu Bernsteins Team gehört nun offiziell auch Fabian Drescher, der seit 2016 Herthas Präsidium angehört. Er kandidiert für den Posten des Vizepräsidenten. Sollte Drescher nicht gewählt werden, würde er seinen Platz als einfaches Präsidiumsmitglied räumen. „Das finde ich konsequent“, erklärt Bernstein. „Er sagt konsequent: Neustart ja, aber unter Kay Bernstein.“

Bei der Vorstellung seiner Kandidatur Anfang Mai hatte Bernstein im Interview mit dem Tagesspiegel seine Chancen, zum neuen Präsidenten Herthas gewählt zu werden, mit rund 30 Prozent beziffert. Inzwischen ist er deutlich zuversichtlicher: „Ich würde meine Chancen jetzt bei etwa 55 Prozent sehen“, sagt er. „Sie sind deutlich gestiegen – zumindest nach dem, was unser Radar und unser Feedback sagen.“

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