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Im Nachschuss. Kane trifft gegen Dänemark, nachdem er zunächst an Torhüter Schmeichel gescheitert ist.

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Weg mit dem Nachschuss!: Warum der Elfmeter im Spiel eine Revolution braucht

Um jedwede Ungerechtigkeit aufzuheben, wäre es besser, die Möglichkeit des Nachschusses beim Elfmeter aufzugeben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Wie schreibt dfb.de? „Torhüter: Vor der Ausführung des Elfmeters muss sich der Torhüter auf der Torlinie befinden. Während ihm seitliche Bewegungen erlaubt sind, darf er sich erst zeitgleich mit dem Schuss nach vorne bewegen, um den Winkel zu verkürzen.“ Genau, darum die Angst des Torwarts vorm Elfmeter.

Elfer raus, gewissermaßen, denn wie bei der Europameisterschaft gesehen, kann ein Goalie es mit einer Glanztat schaffen, den geschossenen Ball abzuwehren und trotzdem verlieren. Weil der Schütze, der Feldspieler, im Nachschuss trifft.

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Unabhängig davon, dass diese Regel die Engländer jüngst erst ins Halbfinale gebracht hat  - Harry Kane schaffte es erst damit gegen Dänemarks Kaspar Schmeichel -, ungleich verteilt sind die Chancen ohnedies. Der Torwart auf seiner Linie ist eingeschränkt, von der Aktion des Gegenübers abhängig, muss blitzschnell reagieren und ist schon deshalb der potenziell Unterlegene. Wenn Torhüter:innen bis zum Ballkontakt des Schützen abwarten, reicht die geringe Flugzeit (0,4 Sekunden) des Balles nicht zum Parieren eines platzierten Schusses. Das ist wissenschaftlich erwiesen.

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Es sei denn, dem Schützen flattern die Nerven und werden die Beine schwach. In aller Regel wird so einer allerdings nicht vom Trainer ausgewählt, den Elfmeter zu schießen oder tritt freiwillig an.

Nun ist der Elfmeter, von dem hier die Rede ist, ein sogenannter Strafstoß, gepfiffen wegen einer Regelverletzung im Strafraum. Nur ist ja immer mal wieder eine Entscheidung umstritten, bleibt es trotz Video-Schiedsrichtern.

Karl Wald ist der Erfinder des Elfmeterschießens

Wäre es da nicht ein Gewinn fürs Spiel und für Torhüter:innen, die Möglichkeit des Nachschusses aufzugeben? Es gibt nur diesen einen Schuss, diese eine Chance, aber für beide. Abgewehrt ist dann abgewehrt. Und weiter geht’s, mit neuem Anlauf.

Wer weiß, vielleicht wären dann die sympathischen Dänen ins Finale der EM eingezogen. Wo die Engländer sich zum wiederholten Mal überraschend unsportlich verhielten; ein Brexit der anderen Art, ein Rückzug von den großen britischen Tugenden. Schade auch darum.

Ach, übrigens: Wir Deutsche sind schuld. Karl Wald ist der Erfinder des Elfmeterschießens - der bayerische Schiedsrichter schlug das Elfmeterschießen 1970 auf einer Tagung des Bayerischen Fußball-Verbandes vor. Sechs Jahre später hatte sich das Elfmeterschießen auch international durchgesetzt.

Doch da gibt es keinen Nachschuss - ist ja kein Strafstoß. Hier wird der Fehlschuss zur Strafe. Gäbe es einen Nachschuss, hätten wir vielleicht im ersten Elfmeterschießen bei einer EM nicht verloren. 1976 war das. Aber das ist eine andere Geschichte.

Um jedwede Ungerechtigkeit aufzuheben, wäre es besser, die Möglichkeit des Nachschusses aufzugeben. Dann könnten Torhüter:innen tatsächlich eher gewinnen: Es gibt nur diesen einen Schuss, diese eine Chance, aber für beide. Abgewehrt ist dann abgewehrt. Und weiter geht’s, mit neuem Anlauf.
Hinweis: Bei dem Text handelt sich um eine aktualisierte Version.

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