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André Thieme landete vor rund 10.000 Zuschauern im Sand des umgebauten Fußball-Stadions des FC Midtjyllan.

© IMAGO/Stefan Lafrentz

„Wahrscheinlich der peinlichste Moment in meinem Leben“: André Thieme fliegt bei der WM vom Pferd

Nach einem spektakulären Sturz ist die WM der Springreiter für Thieme beendet. Auch die Chancen der verbliebenen Paare auf eine Medaille sind eher gering.

Auf dem Boden der Tatsachen: Selten passte das Sprichwort so gut wie bei André Thieme. Vor einem knappen Jahr feierte der Springreiter bei der EM Einzel-Gold, doch bei der WM flog er nun im hohen Bogen von seinem Pferd und landete vor rund 10.000 Zuschauern im Sand des umgebauten Fußball-Stadions des FC Midtjylland. „Ich bin auf dem Boden gelandet und wusste nicht, was passiert ist“, sagte der Springreiter danach.

Der Abflug aus dem Sattel von Chakaria war ihm unangenehm. „Das ist wahrscheinlich der peinlichste Moment in meinem Leben, weil ich weiß, wer da alles zugeschaut hat“, sagte Thieme. Er galt nach seinem Gold-Coup bei der EM als einer der WM-Favoriten. Nach dem Sturz im Teamwettbewerb fuhr er jedoch ohne Medaille nach Hause, bevor am Sonntag in Herning der Einzel-Weltmeister ermittelt wird.

„Man denkt ja, man hat schon alles erlebt“, kommentierte Bundestrainer Otto Becker und fügte an: „Aber so etwas nicht.“ Ausgerechnet der Europameister aus Plau am See flog vom Pferd und damit auch aus der Wertung. Immerhin sicherte Christian Ahlmann aus Marl am Freitagabend als letzter Reiter mit seinem Pferd Dominator der Mannschaft den fünften Platz und damit die Olympia-Qualifikation.

Thieme raufte sich die Haare und wirkte fassungslos, als er von seinem Sturz erzählte. „Das ist einfach nur schade für die Mannschaft“, sagte der 47-Jährige. „Ich bin enttäuscht von mir selber.“ Dem Pferd sei aber immerhin nichts passiert. Auch der Reiter selber blieb zumindest physisch unversehrt.

„Die Stute ist einfach in die Luft gegangen und hat einen abnormalen Sprung gemacht, so dass ich einen unter den Arsch gekriegt habe“, beschrieb er die spektakuläre Szene. „Und mit einem Mal war es passiert, mit einem Mal war sie weg.“ Thieme musste zu Fuß den Parcours verlassen. „Das ist nicht zu erklären. Ich bin einfach daneben gelandet, das war's.“

Auch im Einzel ist keine Medaille zu erwarten

„Es ist einfach nur traurig, weil ich etwas für die Mannschaft tun wollte“, sagte Thieme. Er hätte sich sogar ohne den Sturz einen Abwurf leisten können, dann hätte das Team noch Bronze geholt. So gewann Schweden klar vor den Niederlanden und Großbritannien. „Die Träume wurden jäh beendet“, sagte Bundestrainer Otto Becker: „Das ist bitter.“

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Platz fünf, so schwach schnitten Deutschlands Springreiter zuletzt 1986 ab. Und auch im Einzel ist keine Medaille zu erwarten. Nur zwei deutsche Paare werden am Sonntag beim WM-Finale starten. Ahlmann erklärte seinen Verzicht, so dass lediglich Marcus Ehning aus Borken mit Stargold und die in Belgien lebende Jana Wargers mit Limbridge reiten.

Ahlmann begründete seinen Verzicht mit der Schonung seines zwölfjährigen Hengstes Dominator. „Schon das Zeitspringen, aber auch das Mannschaftsfinale waren kraftraubende Springen mit langen und anspruchsvollen Parcours“, sagte der 47 Jahre alte Reiter aus Marl. (dpa)

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