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Neue Rolle für Torsten Mattuschka.

© imago/Matthias Koch

VSG Altglienicke in der Regionalliga: Torsten Mattuschka und die Machtlosigkeit

Der ehemalige Publikumsliebling des 1. FC Union soll Altglienicke als Trainer vor dem Abstieg bewahren. Mattuschkas Debüt gegen Hertha II verläuft unglücklich.

Manchmal ist das Schicksal ein Miststück. „Karma is a bitch“ nennen das Leute aus dem englischsprachigen Raum und meinen damit, dass dich das, was du tust, wie ein Bumerang wieder einholen kann. Eine ziemlich faire Sache also, von der bestimmt auch Kevin Stephan schon gehört hat. Doch das langfristige Gewissen war dem Stürmer der VSG Altglienicke im Spiel der Fußball-Regionalliga Nordost gegen Hertha BSC II weniger wert als das kurzfristige Glück. Kurz vor dem Ende versuchte der Angreifer, einen langen Ball zu erlaufen, bis er merkte, dass er bereits mit selbigem im Aus stand. Stephan gab dem Ball noch einen unauffälligen, aber wirkungsvollen Stoß und nahm auch einen weiteren Ball aus den Händen eines Balljungen mit Richtung Tartanbahn, damit der Gegner das Spiel ja nicht schnell wieder aufnehmen konnte. Eine kleine Gemeinheit, die ihren Zweck für den Moment erfüllte. Zehn Minuten später aber stand es nicht mehr 1:0, sondern 1:3. Karma is a bitch.

Somit musste auch das Debüt von Torsten Mattuschka als Interimstrainer in Altglienicke ohne Happy End auskommen. Der 37-Jährige, der nach einer Achillessehnenverletzung weiter zum Zuschauen verdammt ist und deshalb Zeit hat, die Mannschaft nach der Entlassung von Miroslav Jagatic durch das Saisonfinale zu führen, hatte auch einen Tag danach noch zu kämpfen mit der Schlussphase. Diese brachte drei Gegentreffer binnen sieben Minuten mit sich. „Ich habe mich selten so schlecht gefühlt nach einer Niederlage“, sagt Mattuschka. „Nach Abpfiff sitzt du einfach nur in der Kabine und fragst dich, was du verbrochen hast. Das war schon megabrutal.“

In Altglienicke spielen einige Ex-Profis

Sitzen ist das Stichwort. Denn Mattuschka kann in den entscheidenden Monaten, in denen sich der Aufsteiger irgendwie noch von den – im schlimmsten Fall – vier Abstiegsrängen schummeln will, nicht mehr eingreifen. Er kann von der Seitenlinie aus keine Freistöße mehr ins Netz drehen und einem Spiel damit eine neue Wendung geben. Er kann nur auf seinem Stuhl kleben bleiben und ein paar Korrekturen hineinschreien. Eine Machtlosigkeit, an die er sich erst gewöhnen muss. „Das ist schon eine komische Situation. Aber jetzt muss ich halt versuchen, die Jungs mit einer vernünftigen Ansprache zu packen.“

Eine Aufgabe, die Vorgänger Jagatic nach 32 Punkten aus 29 Spielen nicht mehr zugetraut wurde. Sie hatten sich etwas mehr versprochen in Altglienicke. Ihren Kader nicht umsonst mit namhaften Routiniers aufgemotzt wie dem früheren U-21-Europameister Chinedu Ede, Champions-League-Torschütze Boubacar Sanogo – oder schon in der vorigen Saison Union-Legende Mattuschka.

Ob Mattuschka auf den Rasen zurückkehrt, lässt er offen

Letzterer soll die Mannschaft nun gemeinsam mit Lothar Hamann und Holger Bahra zum Klassenerhalt führen. Mattuschka kümmert sich dabei primär um Trainingsarbeit und Ansprache. „Dann beraten wir uns. Sechs Augen sehen einfach mehr als zwei“, sagt Mattuschka. Vier Spiele sind es noch in den verbleibenden zwei Wochen, der Rückstand auf den rettenden 14. Tabellenplatz beträgt nur zwei Punkte. Altglienicke muss aber auch noch zum souveränen Meister Energie Cottbus. Ein knackiges Programm, in dem auch Mattuschka der Mannschaft keine Wunderdinge vermitteln kann. „Aber irgendwie müssen wir das jetzt zusammen rocken.“

Ob er das Spielfeld noch mal selbst rocken wird, lässt Mattuschka offen. „Wir werden Gespräche führen“, sagt er. Erstmal soll die Regionalliga gehalten werden. Dazu muss am Samstag Tabellennachbar TSG Neustrelitz bezwungen werden. Vielleicht ist das Schicksal dann etwas gnädiger mit Altglienicke.

Steven Wiesner

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