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Bedankt. Bakery Jatta schreitet vor die HSV-Fans, nachdem er in Karlsruhe von den Heimfans beleidigt wurde.

© Uli Deck/dpa

Vorwurf falscher Identität: Jatta und der HSV – ein beispielloses Exempel

HSV-Profi Bakery Jatta hat die Kampagne gegen ihn mit seinem Statement gekontert. Seine Gelassenheit verdient Respekt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christopher Stolz

Der Hamburger SV tat, was der Hamburger SV tun musste. Der Fußball-Zweitligist ließ sich durch die Anschuldigungen gegen seinen Spieler Bakery Jatta, der Berichten zufolge unter gefälschter Identität in Deutschland leben sollte, nie aus der Ruhe bringen. Trotz der vielen Gerüchte und einer Medienkampagne blieb der HSV einfach menschlich – und statuierte so ein Exempel. Im schnelllebigen Fußballgeschäft blieb er ruhig und stellte sich immer hinter den Profi aus Gambia.

„Das ist das Beste, was der HSV in den letzten sechs, sieben Jahren gemacht hat“, sagte selbst Friedhelm Funkel, der Trainer von Fortuna Düsseldorf. Daran könnten sich viele ein Beispiel nehmen. Mit eben dieser Gelassenheit, mit der sich der ehemalige Bundesliga-Dino diesen Namen im Nachhinein verdient, kann sich der Fußballklub nun wieder aufs Sportliche konzentrieren. Und Bakery Jatta?

Er selbst hat auch während der vielen Diskussionen um seine Person, die einen sicherlich verrückt hätten machen können, nie etwas anderes getan. Jatta wartete bis Donnerstag – ein paar Tage nach der Verkündung des Hamburger Behörden, dass die Ermittlungen eingestellt wurden – und äußerte sich über Instagram zu der Angelegenheit. Was dabei herauskam, war nicht weniger eine Liebeserklärung an den HSV, den er als seine „Familie“ bezeichnetet. Er kritisiert die „Hexenjagd“ gegen ihn und fühlt sich „gesegnet, dass mir die Möglichkeit gegeben wurde, hier zu sein“.

Natürlich muss es ihm schwer gefallen sein, in dieser Zeit Fußball zu spielen. In einer Zeit, in der seine Existenz in Deutschland auf dem Spiel zu stehen schien. In einer Zeit, in der er von gegnerischen Fans – wie beim Auswärtsspiel in Karlsruhe – mit fiesen Schmähungen bedacht wurde. Ein aller Voraussicht nach 21-jähriger Mann sollte so etwas nicht erleben müssen. Und musste es doch. Dass er zumindest von außen betrachtet ähnlich gelassen blieb wie der HSV, ist erstaunlich.

Vielleicht blieb Jatta so ruhig, weil er wusste, dass er juristisch nichts zu befürchten hat. Vielleicht hat er die Diskussionen mit seinem Statement nun endgültig beendet. Vielleicht hilft es Bakery Jatta dabei, sich wieder voll und ganz auf den Fußball fokussieren zu können – wobei der HSV und er das ja anscheinend die ganze Zeit getan haben. Beide taten eben immer das, was wie tun müssen. Und dürfen es jetzt erst recht weiterhin tun.

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