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Ein Rennen ohne Zuschauer? Passt so gar nicht zur Philosophie der Formel E.

© Tobias Schwarz/AFP

Vorerst kein Rennen in Tempelhof: Warum Geisterrennen nicht zur Philosophie der Formel E passen

Die Formel E verschiebt das Rennen in Berlin auf dem Tempelhofer Feld – ein neuer Termin ist nicht abzusehen. Auch aufgrund der Philosophie der Serie.

Von Sabine Beikler

An Wunder darf man in Pandemie-Zeiten nicht glauben. Das gilt auch für den Motorsport. Trotzdem werden in den Verbänden weiter eifrig Pläne für die Zeit nach der Coronavirus-Krise im Sport geschmiedet. Dort spricht man auch lieber von verschobenen als von abgesagten Rennen.

Dabei ist noch gar nicht abzusehen, wann überhaupt Großveranstaltungen wieder stattfinden dürfen. Das Verbot in Deutschland bis 31. August ist ein Mindestdatum. Ob es verlängert wird, hängt von der Infektionsrate ab.

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Noch vor ein paar Tagen hoffte Jamie Reigle, Boss der Formel E, jedenfalls, dass das Rennen auf dem Tempelhofer Feld in Berlin am 21. Juni stattfinden könne. Nun kam die Kehrtwende: Das Rennen ist abgesagt, pardon, verschoben. Reigle hat mit seiner Entscheidung gerade noch zeitlich die Kurve gekriegt.

Es ist völlig unklar, wie es mit der Formel E weitergeht. Die Rennserie will gerade auf Stadtkursen Zukunftstechnologien präsentieren und entwickelte sich immer mehr zum Schaufenster der Elektromobilität.

Auf dem Tempelhofer Feld zieht das Rennen Zuschauer an, die sich in historischer Kulisse über moderne Zukunftstechnologien informieren. Deshalb passen Geisterrennen ohne Zuschauer, wie sie in der Formel 1 diskutiert werden, so gar nicht zur Philosophie der Formel E.

Saisonstart ohne Zuschauer in Spielberg? Die Formel-1-Verantwortlichen haben wohl schon einen Plan.
Saisonstart ohne Zuschauer in Spielberg? Die Formel-1-Verantwortlichen haben wohl schon einen Plan.

© Erwin Scheriau/dpa

Trotzdem denken die Formel-E-Verantwortlichen über diese Option nach, denn die Coronavirus-Krise trifft alle: die Hersteller, die ihre Teams bezahlen müssen; die Veranstalter, die keine Einnahmen erzielen; die Formel E, die um das Geld aus TV-Übertragungsrechten noch mehr bangen muss als bisher.

Und nicht zu vergessen: die immer unruhiger werdenden Sponsoren, die selbst die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise empfindlich spüren. Mal ganz abgesehen von den aktuellen Reisebeschränkungen für die internationalen Teams.

Abwarten spitzt die Situation im Motorsport nur weiter zu

Wie sollen die Teams aus Italien oder China zum Beispiel zu den jeweiligen Veranstaltungen kommen? Und selbst wenn es keine Zuschauer gäbe: Wie sollten in dem riesigen Tross die Abstandsregelungen zwischen Fahrern, Teammitgliedern, Cateringpersonal oder Physiotherapeuten eingehalten werden?

Schon deshalb wird der gesamte Rennzirkus noch lange darnieder liegen. Der ehemalige Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hat wohl recht, wenn er sagt, dass er die laufende Formel-1-Saison absagen würde. Durch einfaches Abwarten spitzt sich die Situation nur weiter zu. Das gilt auch für die Formel E.

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