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Charlie Jahnke (Bildmitte, in Blau) spielte 55 Mal für die Eisbären in der Deutschen Eishockey-Liga und traf dabei genau einmal. Diese Bilanz will er in Düsseldorf aufbessern.

© Andreas Gora/dpa

Vor Trainingsstart am 2. August: Die Eisbären Berlin richten sich neu aus

Die Eisbären wollen künftig mehr auf die Entwicklung eigener Talente setzen. Das macht schon der Blick auf den aktuellen Kader deutlich.

Die Eisbären haben in den vergangenen Monaten abgespeckt. Die Sommerhitze ist dafür nur bedingt verantwortlich, der Berliner Eishockeyverein möchte einfach schlanker in die neue Spielzeit gehen. Die Vorbereitung darauf startet am kommenden Freitag mit dem ersten gemeinsamen Mannschaftstraining. Dabei sein werden nach zahlreichen Abgängen dann nur noch 30 Spieler – darunter viele Nachwuchskräfte, von denen sie sich im Klub viel erhoffen. „Wir wollen den Jungen eine Chance geben. Sie sollen sich in der Vorbereitung zeigen können“, sagt Sportdirektor Stephane Richer.

Sätze wie diese hören sie bei den Fans gern. Schließlich wurde der Vereinsführung zuletzt häufiger vorgeworfen, die Förderung der eigenen Talente vernachlässigt zu haben. Tatsächlich stehen aktuell nur noch sieben Ausländer unter Vertrag und großen Handlungsbedarf auf dem Transfermarkt noch einmal zuzuschlagen, sieht Richer nicht: „Aktuell planen wir, mit diesem Kader in die Saison zu gehen.“ Eine Rolle spielt dabei auch, dass die Eisbären nicht in die Falle des Vorjahres tappen wollen. Damals mussten sie aufgrund von Verletzungen schon frühzeitig reagieren und personell nachjustieren – später fehlten ihnen diese Optionen dann.

Diesmal seien Richer zufolge alle Spieler gesund. Die deutschen Profis absolvierten in dieser Woche bereits ihre Fitness- und Medizinchecks. Die ausländische Fraktion folgt in den nächsten Tagen, am Sonntag kommen die letzten Profis aus Nordamerika zurück und noch am Abend trifft sich die Mannschaft zu einem gemeinsamen Essen. Bereits seit Anfang Juli ist der neue Chefcoach Serge Aubin in Berlin. Er plant zusammen mit dem ebenfalls neuen Assistenten Craig Streu und dem restlichen Trainerstab die kommenden Wochen und Monate.

Wie es aussieht, wird er dabei zunächst auf alle 30 Spieler setzen können. Dass Marcel Noebels noch einmal eine Einladung ins Trainingscamp der Boston Bruins bekommt, ist derzeit eher unwahrscheinlich. Zumindest hat die Vereinsführung nichts dergleichen vom NHL-Klub und dem Nationalstürmer vernommen. Und Florian Busch hat nach seiner neuerlichen Kopfverletzung in der vergangenen Saison den ganzen Sommer über trainiert. Auch deshalb sagt Richer: „Wir werden in aller Ruhe anfangen und können später gegebenenfalls noch reagieren.“

23 von 30 Spielern im aktuellen Kader haben deutschen Pass

Zumal auch noch der eine oder andere Gastspieler in der ersten Trainingswoche mit dabei sein wird, die die Berliner gemeinsam mit Kooperationspartner Lausitzer Füchse im Wellblechpalast absolvieren. Später im August gibt es im Anschluss an ein Testturnier nach langer Zeit auch wieder ein Trainingslager, das in Österreich stattfinden wird. Dort soll sich möglichst auch ein neuer Teamgeist entwickeln – und vielleicht auch eine veränderte Hierarchie. Mit dem 34-jährigen Kanadier Maxim Lapierre, der fast 700 Mal in der NHL spielte, haben die Berliner zumindest dem Namen nach eine absolute Führungskraft verpflichtet.

Die Eisbären üben sich also in vorsichtigem Optimismus, allerdings müssen sie sich nach der völlig verkorksten Vorsaison diesmal schon in der Hauptrunde besser präsentieren. Dabei sind die Erwartungen des treuen Anhangs vorab eher gedämpft. Der Mannschaft dürften Fehler verziehen werden, gerade wenn tatsächlich viele junge, deutsche Spieler echte Einsatzmöglichkeiten bekommen. Abzuwarten bleibt allerdings, wer von den Talenten tatsächlich die Qualität hat – und wer von ihnen überhaupt in Berlin ist. Juniorennationalspieler Nino Kinder beispielsweise wird sein Glück in den kommenden Monaten in Kanada versuchen. Sicher ist: Die Vereinsführung steht definitiv im Fokus, die Geduld der Fans dürfte ihre Grenzen haben, wenn keine Trendwende zu erkennen ist.

Unabhängig von der sportlichen Entwicklung wird die Saison 2019/20 auch eine der Trauer sein. Mit Klublegende Hartmut Nickel und Nachwuchstrainer Chris Lee verstarben gleich zwei Mitglieder der Eisbären-Familie in den vergangenen Wochen. Für „Papa Eisbär“ Nickel liegt in der Geschäftsstelle des Klubs am Mercedes-Platz ein Kondolenzbuch aus, weitere Aktionen zu Ehren der Verstorbenen sind geplant.

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