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Uwe Krupp erinnert sich noch an sein erstes Mal im Eisbären-Trikot.

© dpa

Vor fast 15 Jahren: Als Uwe Krupp schon einmal zum Eisbären wurde

Uwe Krupp hat schon einmal das Trikot der Eisbären getragen. Das ist fast 15 Jahre her - aber der neue Trainer der Berliner hat es bis heute nicht vergessen. Genauso wenig wie unser Autor Claus Vetter. Eine Erinnerung.

Umtriebig war er ja, der Lorenz Funk senior. Wenn es darum ging, Aufmerksamkeit zu erhaschen, dann machte dem damaligen Manager der Eisbären Berlin so schnell keiner etwas vor. Es war der 30. Januar 2000, ein Sonntagnachmittag im Sportforum Hohenschönhausen. Das Berliner Eishockeyderby zwischen den Eisbären und Capitals stand an. Auch ein deutscher Eishockeyprofi war unter den Zuschauern, der erfolgreichste: Uwe Krupp war gerade in Deutschland zum besten deutschen Verteidiger des vergangenen Jahrhunderts ausgezeichnet worden. Doch einfach nur ein Spiel anschauen in Berlin? Nicht mit Funk. Der Bayer mit der damals barocken Figur bat Krupp aufs Eis und überreichte ihm ein Eisbären-Trikot. Es war ein wenig eng, Krupp wurschtelte sich irgendwie herein – er stand genau vor der Gästetribüne auf dem Eis. Eine schlechte Idee. „Uwe, zieh die Scheiße aus“, riefen die Fans der Capitals. 

Uwe Krupp musste sich an diesem Tag in Hohenschönhausen vorkommen wie ein Alien. Seit über einem Jahrzehnt spielte er in der National Hockey-League (NHL) – nur beim NHL-Lockout 1995 hatte er ein paar Partien in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) für Landshut bestritten - und war dort spätestens seit 1996, seit seinem entscheidenden Tor zur Meisterschaft der Colorado Avalanche ein Star, war Komfort und große moderne Arenen gewöhnt.  Aber ihm habe es im engen Wellblechpalast gefallen, erzählt Krupp heute. „Besonders die Stehtribüne mit den Eisbären-Fans. Die hatten alle ein Trikot an, als ich vor denen stand und die mich gefeiert haben, war das schon eine gewaltige Sache.“ Das folgende Spiel – die Capitals gewannen es 4:2 – fand er vom Niveau her ansprechend. Besonders Eisbären-Stürmer Mario Chitaroni hatte es ihm angetan. „So kleine, schnelle, wendige Spieler gibt es in der NHL kaum“, sagte er damals. 

Uwe Krupp gab dem Tagesspiegel damals ein ausführliches Interview

Nach dem Spiel gab Uwe Krupp dem Tagesspiegel ein ausführliches Interview, (dass sie hier noch einmal nachlesen können). Damals dachte der spätere Bundestrainer noch überhaupt nicht an eine Karriere als Coach einer Profimannschaft. Krupp sprach von der Arbeit mit dem Nachwuchs, davon, dass er in Füssen bei Deutschen Eishockey-Bund ein wenig hereinschnuppern wolle. Aber einem „25-Jährigen Millionär zu erklären, wie er den Schläger zu halten hat“, das interessiere ihn nicht, sagte er. Es kam anders, inzwischen erklärt Krupp Großverdienern, wie sie den Schläger zu halten haben. 

Aber er denke noch nicht an die Zeit danach, sagt er damals. Erst einmal laufe ja noch seine aktive Karriere. „In ein paar Tagen muss ich wieder in Detroit auf der Matte stehen“, sagte er, damals in viel stärker amerikanisch gefärbten deutsch als heute. Seine Zeit als Eishockeyprofi war allerdings – verletzungsbedingt – schließlich bald vorbei. Nach dem Berlin-Besuch machte Krupp noch eine Saison später zehn Spiele für die Detroit Red Wings (wo er noch einmal den Stanley-Cup gewann, ohne allerdings in der Finalserie zu spielen) und verteidigte dann noch vier Mal für die Atlanta Thrashers auf dem Eis. 

„Ich denke schon, dass ich nach der Karriere in Nordamerika bleiben möchte“, sagte Uwe Krupp im Januar 2000 bei seinem Berlin-Besuch dem Tagesspiegel. Es kam anders, 2005 wurde der gebürtige Kölner Co-Trainer beim Nationalteam, 2011 ging er dann zu seinem Heimatklub Kölner Haie und nun ist Krupp seit ein paar Tagen Cheftrainer der Eisbären. Und natürlich sucht er sich jetzt in Berlin eine Wohnung. 

Der Weltklassespieler Krupp verschwinde in seiner Wahrnehmung immer mehr, sagt der Trainer Krupp heute. „Die Geschichte mit meinem Tor zum Stanley-Cup-Sieg kann ich gut mal beim Grillabend erzählen.“ Dann würden die Leute vielleicht staunen. „Aber die Geschichte hilft mir nicht, wenn ich an einem Dienstagabend als Trainer bei einem Spiel in Straubing hinter der Bande stehe.“

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