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2016 feierten Sebastian Kienle, Jan Frodeno und Patrick Lange (von links) einen deutschen Dreifacherfolg. Inzwischen ist Lange in Ungnade gefallen.

© Bruce Omori/dpa

Vor der WM auf Hawaii: Deutliche Kritik heizt deutschen Ironman-Showdown an

Vor dem Ironman auf Hawaii stellen sich die Ex-Weltmeister Jan Frodeno und Sebastian Kienle gegen Titelverteidiger Patrick Lange. Der wehrt sich.

Es gibt Wettkämpfe, da spielen die abwesenden Athleten fast eine größere Rolle als diejenigen, die an der Startlinie stehen – oder schwimmen, wie bei der Ironman-Weltmeisterschaft in Kona auf Hawaii. Jan Frodeno ist der Geist, der über dem Start am Samstag (18.30 Uhr/Livestream auf ZDF.de) im türkisen Wasser, der Radstrecke des Queen K-Highway und dem Lauf zum Energy Lab schweben wird. Dabei ist er zum Anfassen nah: Dieser Tage läuft er durch die Straßen Konas, gibt Interviews und ist für seine Sponsoren unterwegs. Nach einer Stressfraktur im Kreuzdarmbeingelenk nach der WM über die halbe Ironman-Distanz im September aber muss er sich auf die Zuschauerrolle beschränken.

Wie wichtig seine Teilnahme gewesen wäre, brachte der Weltmeister von 2014, Sebastian Kienle, bei einem Interview in der Sendung „Breakfast mit Bob“ zum Ausdruck. Als Frodeno ihm eine SMS schickte mit der Nachricht, dass er nicht teilnehmen werde, habe er gedacht: „Ach Mensch, schade!“ und ihn umgehend angerufen. Eine so persönliche Kommunikation zwischen Konkurrenten, besonders in so einem Einzelsport wie dem Triathlon, ist ungewöhnlich. Und auch wenn Kienle und Frodeno keine engen Freunde sind, so gehen sie doch zumindest fair und verbindlich miteinander um. Frodeno sagte im Interview mit „Triathlon Insider“, dass er Kienle den Sieg gönne – und nicht dem Vorjahressieger Lange. Kienle gab die große Geste zurück und sagte, er würde lieber einen zweiten Platz hinter Frodeno belegen als ohne ihn im Rennen zu gewinnen.

Weltmeister Lange dementiert Vorwürfe

Denn nicht alle deutschen Elite-Starter haben ein so gutes Verhältnis wie Kienle und Frodeno. Der amtierende Weltmeister Patrick Lange hat in seinen Vorgängern keine Freunde. Der 32-Jährige kam vor zwei Jahren als kompletter Außenseiter auf das Treppchen und brach 2017 den Streckenrekord. Damit steht er im Gegensatz zu gewachsenen Athleten wie Jan Frodeno, der zuvor Olympiasieger war.

In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ äußerten sich Frodeno und Kienle jetzt kritisch zu Langes Taktik auf dem Fahrrad. Zu wenig Führungsarbeit würde er leisten, die anderen vorfahren und die Arbeit machen lassen und dann im Marathon alles geben. Dabei ist auf dem Radteil der Strecke kein Drafting erlaubt, das heißt, jeder fährt für sich allein. Einen psychologischen Vorteil hat derjenige, der den anderen hinterherfährt, dennoch. Außerdem werfen die beiden Triathlon-Stars ihm vor, in Abwesenheit von Kampfrichtern die zulässigen Mindestabstände zwischen den Rädern, die Windschattenvorteile ausschließen sollen, gezielt zu unterschreiten. Lange dementiert das.

Das Geplänkel zwischen den Deutschen ist insofern interessant, als dass Kienle und Lange sich am Samstag durchaus einen Showdown um den Sieg liefern könnten. Die deutsche Dominanz gefährden könnten aber der fünffache Weltmeister über die Kurzdistanz, Javier Gomez aus Spanien, sowie der Vorjahreszweite Lionel Sanders aus Kanada, der bekannt ist für seine unerbittlichen Einheiten im Trainingskeller.

Deutsche Frauen machen sich keine Hoffnungen

Bei den Frauen ist die Schweizerin Daniela Ryf wieder das Maß der Dinge. Sie will zum vierten Mal die traditionelle Blätterkrone aufsetzen und zöge damit mit der Britin Chrissie Wellington gleich. Das strebt jedoch auch die Australierin Mirinda Carfrae an, die gerade aus einer Babypause in den Profisport zurückgekehrt ist. Meredith Kessler (USA), Liz Blatchford (Australien) und die Britin Lucy Charles gelten ebenfalls als Favoritinnen.

Aus deutscher Sicht gibt es kaum Hoffnungen auf eine Medaille bei den Frauen: Katja Konschak, Mareen Hufe und Anne Haug gehen bei den Profis an den Start, Hufe und Konschak werden mit ihren jeweils 40 Jahren aber kaum die Spitze angreifen können. Anne Haug ist erst kürzlich von der olympischen auf die Sprintdistanz gewechselt und hatte sich überraschend für Kona qualifiziert. Ihr Ziel: Stark ins Ziel kommen – ein Wunsch, den sie mit den 2400 Hobby-Athleten in Kona teilt.

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