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Karim Rekik (vorn) steht vor seinem Comeback für Hertha BSC.

© dpa

Vor der Rückrunde in der Bundesliga: Hertha BSC ist unbedingt abwehrbereit

Trainer Pal Dardai hat in der Defensive wieder Alternativen. Damit sind auch wieder mehr taktische Variationen denkbar.

Die Versuchsanordnung sah kompliziert und unübersichtlich aus. Pal Dardai, der Trainer von Hertha BSC, ließ zehn gegen zehn spielen, und das auf deutlich reduziertem Platzangebot. In allen vier Ecken stand ein kleines Tor, dazu je zwei in der Mitte. Bei genauerer Betrachtung aber waren trotz der Wuselei feine Unterschiede auszumachen. Das eine Team spielte mit Viererkette in der Abwehr, das andere mit Dreierkette. So wird es auch am Sonntag sein, wenn der Berliner Fußball-Bundesligist in Düsseldorf am Telekom-Cup teilnimmt und zwei Spiele über je 45 Minuten bestreiten wird. Dardai will nicht nur zwei unterschiedliche Mannschaften aufbieten, sondern dabei auch „zwei unterschiedliche Systeme“ sehen. „Wir haben das in der Woche schon geübt“, sagt der Ungar. „Die Spieler haben das drauf.“

Dass das möglich ist, hat vor allem mit der deutlich entspannten Personalsituation in der Abwehr zu tun. Niklas Stark, Anfang November zuletzt im Einsatz, hat schon am Mittwoch im Test gegen Bielefeld für 20 Minuten wieder auf dem Platz gestanden. Am Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach (14.10 Uhr/live bei Sat1) wird es auch bei Karim Rekik so weit sein. „Bei Niklas sieht es gut aus“, sagt Dardai. „Bei Karim kann ich erst nach dem Spiel am Sonntag etwas sagen.“

Herthas Trainerteam mit Dardai und seinem Assistenten Rainer Widmayer hat im Sommer intensiv an der taktischen Flexibilität gearbeitet. Ziel der Übungen war es, dass die Mannschaft quasi intuitiv zwischen Vierer- und Dreierkette hin- und herwechseln kann, am besten sogar innerhalb einer Begegnung. In den ersten beiden Pflichtspielen der Saison ließ Dardai sein Team mit Dreierkette spielen, im dritten, beim FC Schalke 04, liefen vier Verteidiger auf – nach fünf Minuten aber war der schöne Plan erst einmal hinfällig, weil Rekik sich verletzte.

Niemand hat in dieser Saison bei Hertha so oft als Innenverteidiger gespielt wie der gelernte Mittelfeldspieler Fabian Lustenberger

Auf dem Papier verfügen die Berliner in der Abwehr über eine überdurchschnittliche Qualität; in der Praxis aber war es so, dass Dardai so viel improvisieren musste wie lange nicht. Irgendein Verteidiger fiel immer aus. Meistens sogar zwei. Oder auch drei. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Mannschaft in der Hinrunde so viele Gegentore kassiert hat wie noch nie unter Dardai. 27 waren es in 17 Spielen, macht 1,58 im Schnitt. In der ersten Saison unter seiner Verantwortung waren es nur 18 (durchschnittlich 1,05).

Niemand hat in dieser Saison so oft als Innenverteidiger gespielt wie der gelernte Mittelfeldspieler Fabian Lustenberger (14 Einsätze), der eher als Back-up des Back-ups vorgesehen war. Jetzt aber sind bis auf Leihspieler Derrick Luckassen, der nach seiner Syndesmoseverletzung zur Behandlung bei seinem Stammverein PSV Eindhoven weilt, alle Verteidiger verfügbar. Die Frage ist, wie schnell Rekik, 24, wieder seine Topverfassung findet. Nach der Verletzung aus dem Schalke-Spiel kehrte er ins Team zurück – und verletzte sich erneut. „Zweimal so lange zu pausieren ist nicht so schön“, sagt Dardai, „nicht für den Körper, aber auch nicht für die fußballerischen Bewegungen. Da müssen wir aufpassen.“

Dass Rekik über kurz oder lang zusammen mit Niklas Stark die Innenverteidigung bilden wird, ist keineswegs ausgemachte Sache – obwohl er in seiner ersten Saison bei Hertha ein entscheidender Faktor für die defensive Stabilität und vom ersten Moment Stammspieler war. Jordan Torunarigha, wie Rekik Linksfuß, hat die Absenz der etablierten Verteidiger genutzt, um seine Ambitionen auf die Startelf zu untermauern. Im Training zeigt der 21-Jährige, dass er den Platz nicht einfach so wieder zu räumen gedenkt. Und dass er seinen Vertrag bei den Berlinern kurz vor Weihnachten bis 2023 verlängert hat, deutet zumindest darauf hin, dass er bei Hertha gute Aussichten für den weiteren Fortgang seiner Karriere sieht.

Pal Dardai freut sich, dass er in der Innenverteidigung viele Möglichkeiten habe und verschiedene Pärchen in Frage kommen – auch ohne Rekik. „Karim muss Gas geben“, sagt er, „und richtig fit werden.“

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