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Erlesener Kreis: Wer zu den zwölf Spielern zählt, die für Alba Berlin im Aufgebot eines Spiels stehen, ändert sich in dieser Saison häufig.

© Friso Gentsch/dpa

Vor dem zweiten Halbfinale gegen Oldenburg: In der Tiefe liegt Alba Berlins Kraft

Der tiefe Kader hilft Alba Berlin im Play-off-Halbfinale gegen Oldenburg. Mit den Rotationen im Team gehen die Spieler auch vor Spiel zwei entspannt um.

Das Geschrei in der Oldenburger Arena war groß, als am vergangenen Sonntag im letzten Viertel kurz hintereinander drei wichtige Stützen des Teams aus Niedersachsen mit ihrem fünften Foul vom Feld mussten: Erst erwischte es den Dreierspezialisten Philipp Schwethelm, dann den zum besten Spieler der Liga gewählten Spielmacher Will Cummings und anschließend auch noch den so spielintelligenten wie wuchtigen Center Rasid Mahalbasic. Das Oldenburger Publikum war wenig amüsiert, das Team von Alba Berlin dafür umso mehr: Eines ihrer Rezepte für die Play-off-Halbfinalserie in der Basketball-Bundesliga war damit aufgegangen.

„Wir sind tiefer besetzt“, hatte Albas Geschäftsführer Marco Baldi schon vor der Serie gesagt. „Deshalb ist es wichtig, dass wir sie dazu bringen, sich richtig verausgaben zu müssen.“ Das war den Berlinern im ersten Spiel gegen Oldenburg gelungen, nach dem Verlust der Leistungsträger konnte ihr Gegner weder personell noch kräftemäßig etwas nachlegen, und Alba holte sich den so wichtigen Auswärtssieg.

Am Mittwochabend (20.30 Uhr/live bei Sport 1 und Magentasport) hat es das Team von Trainer Aito Garcia Reneses nun in der Hand, in der Arena am Ostbahnhof einen großen Schritt in Richtung Finale zu machen. Mit einem Sieg hätten die Berliner beim dritten Aufeinandertreffen am Sonntag in Oldenburg bereits den ersten Matchball in der Serie. Dafür wird wieder die Tiefe des Berliner Kaders gefragt sein. Die hat sich im Laufe der Saison schon ausgezahlt, um Verletzungen zu kompensieren und angesichts der vielen Spiele Kräfte zu sparen. Gegen Oldenburg hilft sie den Berlinern nun auch innerhalb einer Serie.

13 Profispieler befinden sich in Albas Kader, dazu kommen sechs Spieler aus dem Jugendprogramm, die zum Teil regelmäßig eingesetzt werden. Eine Luxussituation für Trainer Reneses, der sich vor jeder Begegnung entscheiden muss, welche zwölf Spieler er tatsächlich auf den Spielberichtsbogen schreibt. Schon die ganze Saison über rotiert das Aufgebot der Berliner deshalb von Spiel zu Spiel.

„Das gehört einfach dazu, wenn man so einen großen Kader hat“, sagt Kenneth Ogbe. Der Flügelspieler ist einer von denjenigen, die immer mal wieder in Zivil an der Seite sitzen müssen, obwohl sie eigentlich fit sind. In der Viertelfinalserie gegen Ulm hatte er alle drei Spiele mitmachen dürfen, am Sonntag in Oldenburg war er jedoch wieder draußen. Mit Jonas Mattisseck hatte ein Aufbauspieler den Vorzug erhalten, da Spielmacher Derrick Walton kurzfristig verletzt ausgefallen war.

Aus 19 mach 12

Wer tatsächlich zu den zwölf Erwählten zählt, entscheidet sich meist erst kurzfristig beim Shootaround am Morgen vor dem Spiel. „Da ist meistens die abschließende Besprechung, und da erfährt man es dann“, berichtet Mattisseck. Am Mittwoch wird er möglicherweise erfahren, dass für ihn in Spiel zwei kein Platz im Team sein wird, denn Walton hat am Dienstag wieder mit dem Wurftraining begonnen und könnte nun zurückkehren.

„Manchmal weiß man schon, es wird eher schwierig heute“, sagt der Nachwuchsspieler. „Aber ich nehme alles mit, was ich kriegen kann, und freue mich natürlich immer, wenn ich im Kader stehe.“ Auch Ogbe sieht die Sache routiniert: „Als Spieler willst du natürlich immer auf dem Feld stehen. Aber am Ende des Tages geht es darum, dass das Team gewinnt, und das steht dann über allem.“

Die Zeiten, in denen Teams quasi zu sechst oder siebt antraten, sind ohnehin längst vorbei. Auch wenn die Rotationen in den Play-offs kürzer werden, verteilt sich die Last inzwischen sehr viel ausgeglichener. Das ist angesichts des gestiegenen Spieltempos auch nötig. „So ist der Stil im Basketball“, sagt Coach Reneses und lobt seine Spieler: „Ich bin froh darüber, wie sie die Situation akzeptieren.“

Nur in Oldenburg liegt die Situation noch etwas anders, die Rollenverteilung ist dort klar: Zu dem Korsett aus Cummings, Mahalbasic und Ligalegende Rickey Paulding gesellen sich fünf Rollenspieler, dahinter wird es dünn. „Dadurch kriegen sie dieses gute Gleichgewicht“, sagt Geschäftsführer Baldi. Aber auch Probleme, wenn es personell eng wird.

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