zum Hauptinhalt
Ein langer Weg nach unten: Berlins Marko Kopljar spitzelt den Ball vor Leipzigs Alen Milosevic (vorne) weg.

© picture alliance / Paul Zinken

Vor dem Spiel gegen THW Kiel: Füchse halten Erwartungen an Spitzenspiel niedrig

Bei den Füchsen Berlin ahnen sie, dass sie dem THW Kiel in ihrer aktuellen Besetzung nicht gewachsen sind. Der Fokus liegt aber auf dem Europapokal.

In der Trainingshalle der Füchse Berlin haben sich dieser Tage bemerkenswerte Szenen abgespielt. Am Dienstag etwa, bei der letzten öffentlichen Einheit vor dem Bundesligaspiel beim THW Kiel am Donnerstag (19 Uhr, live bei Sky), griff Velimir Petkovic zu außergewöhnlichen Maßnahmen. Um eine Überzahlsituation und ihre Tücken zu simulieren, musste der Trainer gar temporär einen Spieler vom Feld schicken, der kurzzeitig an der Seitenlinie als Statist diente. Angesichts der langen Verletztenliste konnte Petkovic zuletzt schon von Glück reden, wenn überhaupt ein dutzend Spieler in Hohenschönhausen vorbeischaute. Statisten konnte er sich schlichtweg nicht leisten; sein Team spielte quasi dauerhaft in Unterzahl.

Nun wird es allmählich besser: Paul Drux macht Fortschritte, Stipe Mandalinic wird den Kraftraum bald verlassen dürfen, Kevin Struck humpelt nicht mehr ganz so schlimm wie noch vor einigen Wochen – und auch die beiden Linkshänder Fabian Wiede und Christoph Reißky bewegen sich schon wieder wie richtige Handballer, wenngleich ihr Einsatz am Donnerstag höchstwahrscheinlich zu früh kommen würde. Bei Petkovic sorgen diese Tatsachen naturgemäß für Erleichterung und folgende Erkenntnis: „Im Februar werden wir wieder ein richtiges Topteam beisammen haben, ganz sicher.“

Dummerweise gehen bis dahin noch zweieinhalb Monate und eine Weltmeisterschaft ins Land, die für den Ausgang der Saison richtungsweisend sein können. In der Bundesliga haben die Berliner bereits zehn Minuspunkte gesammelt – es gehört nicht viel Fantasie dazu, dass vorerst nicht viel nach oben gehen wird. Auch in der Kieler Ostseehalle sind die Füchse krasser Außenseiter. Zum einen fehlen ihnen weiterhin viele Leistungsträger, zum anderen hat der THW nach einem holprigen Saisonstart in die Spur gefunden: Die vergangenen zehn Bundesliga-Spiele entschied die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason allesamt für sich.

Das neuerliche Duell mit dem Isländer, der seit zehn Jahren die sportlichen Geschicke bei den Norddeutschen lenkt, wird auch für Velimir Petkovic ein besonderes sein – weil es, zumindest in der Bundesliga, das vorletzte Aufeinandertreffen der beiden Trainer-Ikonen ist. Gislason hat bereits erklärt, dass im Sommer für ihn Schluss ist in Kiel. „Wir kennen und schätzen uns seit langer Zeit“, sagt Petkovic auf das erwartbare Schachspiel an der Seitenlinie angesprochen, „Alfred hat sich bestimmt wieder etwas Schönes für uns ausgedacht.“

Ob das für auch für die Füchse gilt, darf man zumindest in Frage stellen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sie dem Rückspiel im EHF-Pokal gegen Aalborg am Sonntag weit größere Bedeutung zumessen als dem vermeintlichen Spitzenspiel in Kiel. „Wir wollen gut aus der Sache rauskommen und werden natürlich nicht absichtlich verlieren“, sagt Manager Bob Hanning, „trotzdem hat die Begegnung eine untergeordnete Präferenz.“ Die Perspektive gilt dem Europapokal, dort fallen nämlich erst im Frühjahr die großen Entscheidungen – also dann, wenn idealerweise wieder alle Füchse-Spieler bei bester Gesundheit sind.

Zur Startseite