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Alte Rivalen. Friedrichshafen und Berlin haben die Titel in den vergangenen Jahren meist unter sich ausgemacht.

© Schuldt/dpa

Vor dem Spiel gegen die BR Volleys: Der VfB Friedrichshafen hat Sehnsucht nach Ekstase

Die Teams aus Berlin und Friedrichshafen haben den deutschen Volleyball jahrelang bestimmt. Doch der VfB hat mittlerweile viele Probleme.

So ein Volleyballspiel beim VfB Friedrichshafen kann durchaus ein Erlebnis sein. Mit der in die Jahre gekommenen ZF-Arena am Bodensee ist kein Schönheitspreis zu gewinnen, aber das Schlagen mit den Klatschpappen, das Stampfen der Füße und das Geschrei beim Punktgewinn kann dort höllischen Lärm verursachen. Und einige Fans bemalen sich sogar ihre Gesichter in den blauen Vereinsfarben. Dazu hauen sie mit viel Kraft auf die Pauken, um ihre Mannschaft – die sogenannten Häfler – zu unterstützen. In solchen Momenten ist der Volleyball beim VfB geradezu ekstatisch.

Doch diese Momente sind sehr selten geworden. Am Samstag kommt es zum ewigen Duell in der Bodenseestadt (18 Uhr, live auf Sport1). Die Friedrichshafener treffen in der Liga auf den Deutschen Meister BR Volleys aus Berlin. Vor wenigen Jahren noch wäre das ein großes sportliches Erlebnis in der 60.000-Einwohnerstadt gewesen. Doch inzwischen ist das nicht mehr der Fall beim mit zwölf Meisterschaften immer noch erfolgreichsten Volleyball-Klub Deutschlands. Der Volleyball in Friedrichshafen hat an Bedeutung verloren. Nicht selten, wie vor anderthalb Wochen bei der 0:3-Niederlage in der Champions League gegen das belgische Team Knack Roeselare, kommen nur noch knapp über 1000 Zuschauer in die Halle, die eigentlich 4000 Besucher fasst.

Niroomand schätzt die Rivalität

Es lichten sich die Reihen und mindestens genauso schlimm für den VfB ist, dass ihm die Sponsoren davonzulaufen drohen. Der Klub wird vor allem durch das Engagement der lokalen Hauptsponsoren ZF und Zeppelin am Leben gehalten. Doch offenbar sind selbst diese nicht mehr wie früher bereit, bei Problemen schnell mal einzuspringen. So wünschte sich VfB-Trainer Michael Warm jüngst wegen akuter Verletzungsprobleme einen weiteren Mittelblocker. 30.000 Euro hätte das Management laut einem Bericht der „Schwäbischen Zeitung“ gebraucht, um auf dem Markt tätig zu werden. Aber es war nichts zu machen. Aktuell belegt die Mannschaft von Warm zwar Platz zwei in der Liga. Doch der sportliche Abstand zu den noch ungeschlagenen BR Volleys ist größer geworden, wie auch bei der jüngsten 0:3-Niederlage des VfB gegen die Berliner im Pokal deutlich wurde.

„Ich würde es ihnen wünschen, wenn sie an ihre alte Stärke anknüpfen könnten“, sagt selbst Kaweh Niroomand. Der Volleys-Manager hatte in der Vergangenheit gut leben können mit der besonderen Rivalität der beiden Klubs, sie war das Salz in der Suppe im deutschen Volleyball. Aus den Worten Niroomands spricht wohl ein wenig die Befürchtung, dass es damit bald vorbei sein könnte.

Friedrichshafen hat sich zu sehr auf seine Trainer verlassen

Der Trend bei den BR Volleys ist ein gänzlich anderer. Im Gegensatz zum VfB Friedrichshafen stiegen bei den Berlinern Budget und Zuschauerzahlen kontinuierlich, weil sie professionelle Strukturen auch in den Bereichen Marketing und Ticketing schufen. Die Friedrichshafener dagegen legten in den vergangenen Jahren große Verantwortungsbereiche in die Hände der omnipräsenten Trainer Stelian Moculescu und danach Vital Heynen, zwei große Fachmänner des Sports, aber eben nicht in der Organisation rund um einen Volleyball-Klub.

Das alles führt dazu, dass die Volleys vor dem Spiel beim VfB favorisiert sind, obwohl bei ihnen die beiden Diagonalangreifer Benjamin Patch und Kyle Ensing verletzungsbedingt ausfallen werden. Vermutlich wird der etatmäßige Außenangreifer Cody Kessel auf der Diagonalposition aushelfen. Niroomand hatte wegen der Verletzungssorgen schon über eine Nachverpflichtung nachgedacht. Doch er entschied sich dagegen, weil Ensing bald wieder zurückkehrt. Das Geld dafür hätte der Volleys-Manager aber gehabt.

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