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Schlecht in Tritt gekommen. Beim italienischen Supercup waren Klose und Lazio chancenlos gegen Caceres und Juventus Turin – der Klub aus Rom verlor 0:2.

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Vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen: Miroslav Klose: Leid- und Leitfigur bei Lazio Rom

Die Tore werden weniger, doch wegen seines Arbeitsethos wird Miroslav Klose bei Lazio weiter verehrt. Vor dem Play-off-Hinspiel für die Champions League gegen Bayer Leverkusen stimmt bei den Italienern nur wenig.

Miroslav Klose ist unzufrieden. „Wir waren letztes Jahr eine große Mannschaft. Jetzt müssen wir wieder eine werden“, sagte der 37-Jährige nach einer schwachen Vorstellung seines Teams im italienischen Supercup gegen Juventus Turin (0:2) vergangene Woche in China. Klose sieht seine Abschiedstournee durch die großen Arenen Europas in Gefahr. Denn bei Lazio Rom stimmt vor dem heutigen Play-off-Hinspiel für die Champions League gegen Bayer Leverkusen (20.45 Uhr, ZDF/Sky) nur wenig.

Die spielerische Dynamik, die die Hellblauen in der letzten Saison lange zum einzigen Jäger von Juve machte, ist verloren gegangen. Die Stimmung im Team ist wegen der Transfergerüchte um den frisch zum Kapitän beförderten Argentinier Lucas Biglia durchwachsen. Leistungsträger wie Torwart Federico Marchetti und Mittelstürmer Filip Djordjevic sind verletzt. Personelle Verstärkungen der Mannschaft macht Präsident Claudio Lotito vom Erreichen der Champions League abhängig. Weil die großen Namen auf dem Wunschzettel vor allem Stürmer sind – über Mario Balotelli wird spekuliert und über den Brasilianer Pato – scheint das Vertrauen in die Abteilung Attacke nicht besonders ausgeprägt.

Klose ist einer der ersten, der zum Training kommt

Durchaus zu Recht. Denn weder der Serbe Djordjevic, der in der letzten Saison den Weltmeister Klose zum Auswechselspieler degradierte, noch Klose selbst sind für 20 Tore pro Saison gut. Klose nicht, weil sich das Alter bemerkbar macht, Djordjevic nicht, weil er sich zu schnell verletzt. Dass die letzte Saison mit Platz drei und dem Erreichen des Pokalfinales trotzdem erfreulich ausfiel, lag neben dem Schwächeln der Konkurrenz vor allem an einem starken Mittelfeld mit Neunationalspieler Marco Parolo und dem umworbenen Biglia sowie den dynamischen Außenspielern Antonio Candreva und Felipe Anderson. Auf sie wird Leverkusen in Rom am meisten achten müssen.

Klose hingegen erwies sich zuletzt als der Mann mit dem Januskopf. Mal versenkte er wie gewohnt den Ball aus Nahdistanz. Wie etwa beim 4:2-Sieg am letzten Spieltag gegen Neapel, als sein Treffer im direkten Duell um den dritten Tabellenplatz die Tür zur Champions League öffnete. Häufiger aber noch versiebte er Großchancen. Am vorletzten Spieltag vergab er freistehend vor dem Tor. Als „entscheidend für die Dynamik des Spiels“ bewertete hinterher Trainer Stefano Pioli die verpasste Gelegenheit. Stadtrivale AS Rom gewann und sicherte sich dadurch den zweiten Platz und den direkten Zugang zur Champions League. Lazio hingegen muss durch die Hoffnungsrunde.

Dass Klose trotz schlechter Quote von den Fans geschätzt wird, liegt vor allem an seinem Arbeitsethos. Klose ist einer der ersten, der zum Training kommt und einer der letzten, der geht. Manchmal ist er sogar allein. Als in der letzten Saison Pioli der Mannschaft freigab, fuhr Klose dennoch in Formello vor und hielt sich individuell fit. Das beeindruckt, vor allem eben auch, weil er dies als Weltmeister macht. Er reklamiert keine Privilegien für sich, sondern erinnert daran, was die Basis seiner Erfolge ist: Arbeit, Arbeit, Arbeit.

Klose ist eine moralische Leitfigur

Klose verkörpert das, was die Italiener als typisch deutsch schätzen. Weil Klose sich wiederum durch leise Autorität auszeichnet, haben auch die markigen Parolen, die den deutschen Nationalspieler zu Beginn in Rom umwehten, abgenommen. Da wurde von einigen Fans sein Name noch mit Nazi-Runen geschrieben und Sprüche der Wehrmacht mit ihm in Verbindung gebracht.

Das ist Vergangenheit. Jetzt ist Klose eine moralische Leitfigur. Er erinnert junge Spieler daran, dass auch eine Transfersumme in zweistelliger Millionenhöhe sie nicht davon abhalten sollte, im Training mal die Bälle und die Kegel zu tragen; er geht dabei selbst mit gutem Beispiel voran und schnappt sich das Trainingsgerät.

In Rom ist er deshalb schon beliebter als das Vereinsmaskottchen Olimpia. Das ist ein Adler, der vor jedem Heimspiel in den Himmel aufsteigen darf. Bei einer Tour von Lazio durch römische Schulen klatschten die Kinder zwar brav dem Adler Beifall. Klose war ihnen aber wichtiger. Seine Botschaft, dass Arbeit die Grundlage jeder guten Show ist, kam dabei an. Neben seinen Toren hinterlässt Miroslav Klose in Rom also noch andere Spuren.

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