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Berliner Bollwerk. Dedryck Boyata (links) und Jordan Torunarigha haben sich als Stammbesetzung in der Innenverteidigung etabliert.

© imago images/Jörg Schüler

Vor dem Spiel bei Borussia Dortmund: Boyata und Torunarigha geben Hertha BSC Sicherheit

Trainer Bruno Labbadia hat die Abwehr von Hertha BSC stabilisiert. Gegen Borussia Dortmund steht für sein Team nun der Härtetest an.

Die gute Nachricht wurde eher geschäftsmäßig vorgetragen. Genauso die schlechte. Die gute lautete: Niklas Stark und Karim Rekik konnten bei Hertha BSC nach ihren Verletzungen das normale Training wieder aufnehmen. Die schlechte: Ob sie an diesem Samstag, im Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund (18.30 Uhr, live bei Sky), schon wieder eine Option sind, ist damit noch nicht gesagt. Trotzdem brechen sie bei Hertha nicht in Wehklagen aus, und das hat zwei Gründe. Sie heißen: Dedryck Boyata und Jordan Torunarigha.

Unabhängig davon, ob es Stark und/oder Rekik in den Kader für den Auftritt beim Tabellenzweiten der Fußball-Bundesliga schaffen: In der Startelf wird wohl keiner von beiden auftauchen. Auch im fünften Spiel unter Trainer Bruno Labbadia wird die Innenverteidigung wieder von Boyata und Torunarigha gebildet werden. Alles andere wäre eine Sensation. Die beiden Kanten in der zentralen Abwehr sind nicht ganz unschuldig darin, dass die Berliner in der finalen Phase dieser Saison doch noch ihre innere Sicherheit gefunden haben.

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Unter Labbadia ist Hertha nicht nur weiterhin ungeschlagen; die Mannschaft spielte auch bereits dreimal zu null und kassierte dadurch gerade noch 0,5 Gegentore im Schnitt. Bei seinen drei Vorgängern – Ante Covic, Jürgen Klinsmann, Alexander Nouri – waren es fast zwei pro Spiel. Hertha lässt zudem weniger Torschüsse des Gegners zu und erlaubt ihm auch weniger Chancen. Hinzu kommt, dass nur noch jede achte zu einem Gegentor führt. Vor Labbadia hatte jede dritte Chance ein Tor zur Folge.

Das mag in bestimmten Fällen auch mit Glück zusammenhängen. Generell aber deuten all diese Zahlen auf eine entschieden bessere Verteidigungshaltung hin. Und zwar der gesamten Mannschaft. „Wir arbeiten alle zusammen. Nicht nur nach vorn, sondern auch nach hinten“, sagt Rechtsverteidiger Peter Pekarik. „Das macht es für jeden bei uns einfacher, wenn wir kompakt als Block stehen.“

Sie spielen miteinander, nicht nebeneinander

Von der grundsätzlichen Stabilität der Mannschaft profitieren natürlich auch die beiden Innenverteidiger in letzter Linie; andererseits verleihen sie ihren Kollegen auch ein Gefühl der Sicherheit, das es in dieser Saison so selten gab. „Was mir bei beiden gefällt: Sie spielen nicht nebeneinander, sondern miteinander“, sagt Bruno Labbadia. „Sie schützen sich gegenseitig, unterstützen sich, decken sich ab.“

Das war nicht immer so. Labbadia hat die Mannschaft und ihre Spiele vor seinem Amtsantritt eingehend analysiert und dabei mit Blick auf die Abwehr festgestellt, dass die verschiedenen Innenverteidiger oft auf eigene Rechnung unterwegs waren. Von einem Stabilitätspakt konnte jedenfalls keine Rede sein. Und die ständig wechselnden Besetzungen haben auch nicht unbedingt beruhigend gewirkt.

In der Defensive sind die Berliner seit Saisonbeginn mit acht verschiedenen Formationen aufgelaufen. Dass in der Innenverteidigung viermal hintereinander dasselbe Duo zum Einsatz kam, hat es erst unter Labbadia zum ersten Mal gegeben. „Das Problem war ja, dass nie mit der gleichen Mannschaft, geschweige denn mit der gleichen Abwehr gespielt wurde“, sagt Herthas Trainer. Das hat sich inzwischen geändert. Labbadia rotiert generell wenig. Und in der Abwehr schon mal gar nicht. Es sei denn, er muss wie bei Linksverteidiger Marvin Plattenhardt, der wegen seiner leichten Gehirnerschütterung wohl auch in Dortmund ausfallen wird.

Torunarigha hat sich neben Boyata weiterentwickelt

Das Spiel gegen den BVB mit seiner außergewöhnlichen Offensivqualität wird ein echter Härtetest für Herthas neue defensive Stabilität – unabhängig davon, ob Erling Haaland nach seiner Knieverletzung wieder zur Verfügung steht. Gegen Leipzig haben die Berliner gezeigt, dass sie auch den Großen der Liga trotzen können. An Selbstvertrauen sollte es Hertha nach zehn Punkten aus den vergangenen vier Spielen zumindest nicht fehlen.

Gerade in einer solchen Begegnung setzt Labbadia auf Dedryck Boyata. Der Belgier sei ein echter Wettkampftyp. Wenn’s drauf ankommt, „ist er noch mal stärker“, sagt er. „Das fällt extrem auf.“ Boyata ist vor der Saison ablösefrei von Celtic Glasgow gekommen, und trotz der starken internen Konkurrenz hat es der 29-Jährige längst zum Innenverteidiger Nummer eins bei den Berlinern gebracht. „Er ist ein sehr intelligenter Spieler, der versteht, was wir einfordern“, sagt Labbadia, „ein Typ, der aufgrund seiner Persönlichkeit der Mannschaft einen Schub geben kann.“

Das gilt nicht zuletzt für seinen neuen ständigen Nebenmann Jordan Torunarigha, der an der Seite Boyatas noch einmal deutlich an Statur gewonnen hat. Dass der 22-Jährige über außergewöhnliches Talent verfügt, ist keine neue Erkenntnis. Bisher aber ist Torunarigha über den Status des Talents eben auch nicht entscheidend hinausgekommen. Dazu fehlte es ihm an Stabilität und Konstanz. Die jüngsten Eindrücke sind in dieser Hinsicht allerdings durchaus vielversprechend. Bruno Labbadia sagt: „Er hat eine gute Anlage, die man auch zum Vorschein bringen muss, indem man immer wieder an den Dingen mit ihm arbeitet.“ Sieht so aus, als passiere das gerade.

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