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Die Vorbereitung geht weiter. Niko Kovac, der Trainer der Bayern, hat vor dem Saisonauftakt gegen Hertha BSC noch ein bisschen was zu tun.

© Imago / Bernd König

Vor dem Saisonstart gegen Hertha BSC: Auf den FC Bayern wartet noch viel Arbeit

Pflicht erfüllt, Transfer fix: Bayern München schlägt Cottbus und holt Ivan Perisic. Trotzdem bleiben vor dem Bundesligastart noch einige Zweifel.

Serge Gnabry war mit seinen Gedanken schon einen Schritt weiter. Er stand bereits bei den Einlaufkindern, die in der Mixed-Zone an der Barriere warteten, und griff nach dem Gegenstand, der ihm hingehalten wurde – in der irrigen Ansicht, es handelte sich um einen Stift zum Autogrammeschreiben. In Wirklichkeit war es das Diktiergerät eines Journalisten, den Gnabry schon passiert hatte. Der Angreifer des FC Bayern München lachte, ließ sich einen Stift reichen und unterschrieb. Auf dem Diktiergerät des Journalisten hinterließ er nur sein gesammeltes Schweigen.

Nach einem 3:1-Sieg gegen einen Regionalligisten muss man schließlich nicht gleich die großen Reden schwingen.

Gegen Energie Cottbus, in der ersten Runde des DFB-Pokals, hatten die Bayern einfach nur ihre Pflicht erfüllt, routiniert bis souverän, mehr nicht. „Ich finde, wir haben es gut gemacht“, sagte Trainer Niko Kovac. „Wir sind auf einem guten Weg.“

Dass der Rekordmeister, Rekordpokalsieger, Rekord-Double-Sieger, dass die Super-Duper-Bayern gegen die Cottbuser nicht mehr Tore erzielt hatten als zuletzt Rot-Weiß Erfurt (ebenfalls drei) und die U 23 von Hertha BSC (fünf) im Regionalligabetrieb – geschenkt. Kovacs beschwichtigende Aussagen muss man vermutlich in einen größeren Zusammenhang stellen. Nach einer eher holprigen Vorbereitung, nach Mutmaßungen über ihre sportliche Konkurrenzfähigkeit im Duell mit Borussia Dortmund, nach einigen Verwerfungen bei den Transferbemühungen sehnen sich die Bayern kurz vor dem Start der neuen Bundesligasaison vor allem nach etwas Normalität, nach Ruhe und Gelassenheit.

Perisic wird erst einmal ausgeliehen

Dazu passte auch die Nachricht vom Morgen nach dem Spiel in Cottbus: Ivan Perisic, 30 Jahre alt, kommt auf Leihbasis von Inter Mailand zu den Bayern. Ein Spieler seiner Altersklasse und seiner Vita ist natürlich keiner, der das Umfeld der Bayern in Wallung versetzt. Es ist ja bekannt, dass der Klub an ganz anderen Profis interessiert war, deren Verpflichtungen sich aus unterschiedlichen Gründen nicht realisieren ließen.

Ivan Perisic hat vor einem Jahr in nicht unwesentlichem Maße dazu beigetragen, dass es die kroatische Nationalmannschaft erstmals in ein WM-Finale geschafft hat. Trotzdem, so klagte sein neuer Trainer Kovac, werde ein solcher Spieler gleich in die zweite oder dritte Kategorie eingeordnet: „Du kriegst den ersten Spieler nicht, den zweiten Spieler nicht, und plötzlich ist von einer XY-Lösung die Rede.“ Von fünf Millionen Euro Leihgebühr für Perisic ist die Rede; sollten die Bayern sich zu einer festen Verpflichtung entschließen werden wohl noch einmal 20 Millionen Euro fällig.

„Er kennt die Bundesliga sehr gut und ist in der Offensive flexibel einsetzbar“, sagte Bayerns Torwart Manuel Neuer. Für Sportdirektor Hasan Salihamidzic ist Perisic ein Spieler, der nicht nur „technisch stark“ ist, sondern der Mannschaft auch sofort weiterhelfen könne. Wenn die Bayern am Freitag mit einem Heimspiel gegen Hertha BSC die neue Bundesligasaison eröffnen, wird er allerdings aufgrund einer Gelbsperre aus Italien noch fehlen.

Es fehlt noch an Tempo und Zielstrebigkeit

Die Vorbereitung aber wird für die Bayern mit dieser Begegnung noch längst nicht zu Ende sein. „Wir wissen, dass noch viel Luft nach oben ist“, sagte Abwehrspieler David Alaba nach dem Pokalspiel in Cottbus. „Es wird sicherlich immer besser und besser, wenn wir wieder im Rhythmus sind.“ Die offensiven Bemühungen gegen den eifrigen Regionalligisten wirkten über weite Strecken recht getragen, und auch wenn die Münchner einige Chancen hatten, fehlte es ihrem Angriffsspiel teilweise an der nötigen Zielstrebigkeit. „Wir müssen die Ballzirkulation noch ein bisschen antreiben, den letzten Pass im letzten Drittel genauer spielen“, sagte Trainer Kovac. „Das kriegen wir schon hin.“

Die Verstärkung des Kaders könnte perspektivisch die anspruchsvollere Aufgabe sein. Ein Sprecher des FC Barcelona bestätigte der „Süddeutschen Zeitung“ am Dienstagabend das Interesse aus München an Philippe Coutinho. Doch Barcelona soll angeblich nicht bereit sein, ihn abzugeben. Dem Kader der Bayern fehlt es in der Breite an der Qualität, über die der ärgste nationale Konkurrent Borussia Dortmund verfügt. In Cottbus saßen unter anderem Sarpreet Singh, Lars Lukas Mai und Kwasi Okyere Wriedt auf der Bank. „Die Transferperiode ist noch nicht zu Ende“, sagte Torhüter Manuel Neuer. „Ich war mir immer sicher, dass noch was passieren wird.“

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